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Sushi Für Anfaenger

Sushi Für Anfaenger

Titel: Sushi Für Anfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Wenn die Zeitschrift scheiterte, dann war Lisas Leben ausgelöscht, nicht das von Ashling, so einfach war das.
    Es stimmte zwar, dass alle sie für ein gemeines Luder hielten, aber sie hatten auch keine Ahnung, unter welchem Druck sie, Lisa, stand.
    Mit einem langen Seufzer stieß Lisa den Rauch aus - der Gedanke an Ashlings entsetztes Gesicht ließ ihr keine Ruhe, er plagte ihr Gewissen.
    Bisher war sie immer in der Lage gewesen, ihre Gefühle zu kontrollieren. Es war so leicht gewesen, sie dem höheren Ziel, ihrer Arbeit, unterzuordnen. Sie musste sich wieder in die Gewalt bekommen.

16
    Täglich trafen Einladungen zu Pressevorführungen ein - alles, angefangen von neuen Lidschattenprodukten zu Geschäftseröffnungen die Lisa und Mercedes rücksichtslos untereinander verteilten. Als Chefredakteurin hatte Lisa die erste Wahl, aber als Mode- und Kosmetikredakteurin musste Mercedes auch zu einigen gehen dürfen. Ashling, das Aschenputtel, musste zu Hause bleiben und auf das Büro aufpassen, und Trix war viel zu weit unten in der Rangordnung und würde nie zu einem solchen Termin gehen dürfen.
    »Was passiert denn da?«, fragte Trix Lisa.
    »Man steht mit anderen Journalisten und ein paar berühmten Leuten rum«, sagte Lisa. »Man spricht mit den wichtigen Leuten und hört sich die Präsentation an.«
    »Zu was für einer gehst du heute?«
    Ein Geschäft mit dem Namen Morocco eröffnete seine erste Niederlassung in Irland. Lisa fand das völlig unwichtig; in London gab es diese Kette seit Jahren, aber der irische Franchise-Nehmer betrachtete es als großen Moment. Tara Palmer Tompkinson würde eigens aus London zu dem Empfang im Fitzwilliam Hotel kommen, dessen üppige Pracht dem Royalton abgeguckt war.
    »Gibt es auch was zu essen?«, fragte Trix.
    »Meistens gibt es was. Kanapees. Champagner.«
    In Wahrheit hoffte Lisa aufrichtig, dass es richtiges Essen geben würde, denn sie hatte mit einer neuen Diät angefangen - statt der Sieben-Zwerge-Diät machte sie jetzt die Publicity-Diät. Das hieß, sie konnte so viel essen und trinken, wie sie wollte, aber nur bei Publicity-Veranstaltungen . Lisa wusste genau, wie wichtig eine schlanke Linie war, aber sie weigerte sich, wie alle anderen sklavisch eine Diät einzuhalten. Lieber baute sie in ihre Beziehung zu Nahrungsmitteln ungewöhnliche Einschränkungen und Belohnungen ein, damit die Herausforderung immer frisch und interessant blieb.
    »Champagner!« Wenn Trix aufgeregt war, wurde ihre Stimme noch heiserer und klang wie die von Don Corleone.
    »Vorausgesetzt, es ist keine Billigveranstaltung - und wenn es eine ist, dann macht man für das Produkt in der Zeitschrift keine Reklame, sondern schnappt sich seine Werbegeschenke und zieht ab.«
    »Werbegeschenke!« Trix strahlte bei der Erwähnung von Dingen, die man umsonst bekam. Die sie nicht erst stehlen musste. »Was für Werbegeschenke denn?«
    »Kommt drauf an.« Lisa kräuselte gelangweilt die Lippen. »Wenn es eine Kosmetikfirma ist, kriegt man normalerweise die ganze Palette von dem Make-up der Saison.«
    Trix gab einen begeisterten Kiekser von sich.
    »Bei einem Geschäft wie diesem, vielleicht eine Handtasche -«
    »Eine Handtasche!« Das letzte Mal, dass sie eine Handtasche nicht bezahlt hatte, war vor Jahren gewesen, als die Sachen noch nicht elektronisch gesichert wurden.
    »Oder ein Top.«
    »O Mann«, rief Trix aufgeregt, »hast du ein Glück!«
    Nach einer langen, nachdenklichen Pause schlug Trix in einem Unschuldston vor: »Eigentlich solltest du Ashling mal mitnehmen.« Nach der Pick-und-Hack-Ordnung hatte Trix erst dann eine Chance, zu einer solchen Veranstaltung zu gehen, wenn Ashling auch einmal mitgegangen war. »Sie ist schließlich stellvertretende Chefredakteurin. Sie sollte wissen, wie so was abläuft, falls du mal krank bist.«
    »Aber...« Über Mercedes‘ Gesicht mit der glatten Olivenhaut huschte ein besorgter Ausdruck bei der Andeutung, dass jemand anders sich Zugang zu diesen heiligen Gefilden verschaffen könnte. Es gab eben nur eine begrenzte Anzahl von Gratis-Lippenstiften.
    Mercedes‘ fühlbare Beunruhigung und ein Überbleibsel ihrer Schuldgefühle gegenüber Ashling erleichterte Lisa die Entscheidung. »Gute Idee, Trix. Meinetwegen, Ashling, du kannst heute Nachmittag mitkommen. Natürlich nur«, fügte sie hinterlistig hinzu, »wenn du Lust hast.«
    Ashling hatte noch nie jemandem lange grollen können. Besonders dann nicht, wenn man etwas umsonst bekommen konnte. »Ob ich Lust

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