Sushi Für Anfaenger
obwohl wir eine Frauenzeitschrift sind und fünfundneunzig Prozent der Leser Frauen sein werden, eine Kolumne in Colleen zu haben, die von einem Mann geschrieben wird, und ich glaube auch, dass da ein echtes Bedürfnis besteht.«
Moment mal , dachte Ashling, ganz konsterniert, das war meine Idee...
Ihr Mund ging auf und zu, während Lisa, ohne sie zu beachten, fortfuhr: »Es gibt da einen Komiker, und ich weiß aus sicherer Quelle, dass er im Begriff ist, ganz groß rauszukommen. Natürlich sagt er jetzt, dass er mit einer Frauenzeitschrift nichts im Sinn hat, aber ich werde ihn überreden.«
Du gemeine Ziege , dachte Ashling. Du obergemeine, widerwärtige Ziege. Erinnerte sich keiner der anderen an das Gespräch? Hatte niemand etwas bemerkt...?
»Ich ...«, brachte Ashling mühsam hervor.
»Wie bitte?«, schoss Lisa mit furchteinflößender Miene zurück. Ihre Augen waren hart und kalt wie Murmeln.
Ashling, die sich noch nie besonders gut wehren konnte, murmelte nur: »Ach, nichts.«
»Das wird ein echter Hit«, sagte Lisa und lächelte Jack zu.
»Um wen geht es?«
»Marcus Valentine.«
»Ihnen ist es wohl ernst!« Jack war sichtlich angetan.
»W- wer?«, fragte Ashling, die einen Schock nach dem anderen erlitt.
»Marcus Valentine«, sagte Lisa ungeduldig. »Hast du von ihm gehört?«
Ashling nickte stumm. Der sommersprossige Kerl hatte nicht so ausgesehen, als würde er im nächsten Moment groß rauskommen. Lisa musste sich irren. Aber sie schien sich ihrer Sache so sicher...
»Er tritt am Samstagabend im River Club oder so ähnlich auf«, sagte Lisa. »Wir beide gehen hin, Ashling.«
»Im River Club?« Ashlings Stimme war fast so rauh wie die von Trix. »Am Samstagabend.«
»Jawohl.« Lisa konnte ihre Ungeduld kaum bezähmen.
»Mein Freund Ted tritt auch dort auf«, hörte Ashling sich sagen.
Lisa musterte sie kritisch. »Ach ja, dann kannst du mich ja gleich vorstellen.«
»Da trifft es sich ja gut, dass ich für Samstagabend nichts vorhabe«, sagte Ashling, die normalerweise kein heftiges Wort über die Lippen brachte.
»Allerdings«, pflichtete Lisa ihr bei.
Als sie das Besprechungszimmer verließen, trat Lisa zu Jack.
»Zufrieden?«, fragte sie ihn.
»Sie sind erstaunlich«, sagte er, schlichtweg beeindruckt. »Wirklich erstaunlich. Danke. Ich spreche mit London.«
»Wann wissen wir mehr?«
»Wahrscheinlich nicht vor nächster Woche. Machen Sie sich keine Sorgen, Sie haben ein paar großartige Ideen - ich nehme an, es geht alles klar. Passt Ihnen sechs Uhr für die Hausbesichtigung?«
Empört und wütend ob der Ungerechtigkeit ging Ashling zurück an ihren Schreibtisch. Sie würde nie wieder freundlich zu dieser Ziege sein. Und sie hatte Mitleid mit ihr gehabt, weil sie allein in einem fremden Land war. Sie hatte sich bemüht, Lisa ihre ständigen bissigen Bemerkungen zu verzeihen, und es damit erklärt, dass sie unglücklich und einsam war. Manchmal, dachte Ashling jetzt beschämt, hatte sie sich sogar hinreißen lassen mitzulachen, wenn Lisa darüber spottete, dass Dervla dick, Mercedes behaart, Shauna Griffin das Produkt von Inzest und sie selbst zaghaft und unselbstständig war. Doch jetzt konnte Lisa Edwards vor Einsamkeit umkommen - ihr, Ashling Kennedy, war das egal.
Auf ihrem Bildschirm klebte ein gelbes Post-it mit der Mitteilung, dass »Dillon« angerufen habe. Als sie den Aufkleber abzog, knisterte die Statik. Es war doch noch nicht Oktober, oder? Dylan rief Ashling zweimal im Jahr an. Einmal im Oktober und einmal im Dezember. Und fragte sie, was er Clodagh zum Geburtstag beziehungsweise zu Weihnachten schenken sollte.
Sie rief ihn an.
»Hallo, Ashling. Hast du morgen nach der Arbeit Zeit für einen Drink?«
»Leider nicht. Ich muss einen schrecklichen Artikel schreiben. Vielleicht im Laufe der Woche? Warum, was ist los?«
»Nichts. Vielleicht muss ich zu einer Konferenz fahren. Ich melde mich, wenn ich wieder da bin.«
15
Sind Sie so weit, Lisa?«, fragte Jack, als er zehn nach sechs an ihrem Schreibtisch auftauchte.
Die Augen ihrer klatschhungrigen Kollegen folgten ihnen, als sie zu zweit die Redaktion verließen und in den Lift stiegen.
Sie saßen noch nicht richtig im Auto, da riss Jack sich schon die Krawatte vom Hals und warf sie hinter sich auf den Rücksitz. Dann öffnete er die beiden obersten Hemdknöpfe.
»Jetzt geht‘s mir schon besser«, seufzte er und forderte sie auf: »Und Sie auch, ziehen Sie alles aus.«
Er verstummte, und es entstand ein
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