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Sushi Für Anfaenger

Sushi Für Anfaenger

Titel: Sushi Für Anfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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gestanden hatte.
    »Ich kenne sie gar nicht«, sagte Lisa und grinste. »Aber Regel Nummer zwei lautet: Lass dir nie eine gute Story von der Wahrheit vermasseln.«
    Lisa rauschte ins Hotel, Ashling im Schlepptau. Zwei attraktive Männer kamen auf sie zu, begrüßten sie und nahmen Ashling ihr Jackett ab. Lisa weigerte sich hochmütig, ihres auch abzugeben.
    »Darf ich dich kurz an Regel Nummer drei erinnern?«, murmelte Lisa etwas gereizt, als sie zu dem Empfangsraum gingen. »Wir geben nie unsere Jacketts ab. Du sollst den Eindruck machen, dass du sehr beschäftigt bist und nur ein paar Minuten vorbeischaust und dass sich dein eigentliches, viel interessanteres Leben woanders abspielt.«
    »Entschuldigung«, sagte Ashling mit gesenktem Kopf, »das wusste ich nicht.«
    Auf ging‘s in den Party-Raum, in dem eine durchsichtig-dünne, von Kopf bis Fuß in Morocco-Kleider gewandete Frau ihre Namen auf einer Liste abhakte und sie darum bat, sich ins Besucherbuch einzutragen.
    Lisa kritzelte ein paar banale Worte auf das Blatt und gab den Stift an Ashling weiter, die strahlte und mit piepsiger Stimme fragte: »Ich auch?«
    Lisa schürzte die Lippen und schüttelte warnend den Kopf. Beruhige dich!
    »Entschuldigung«, flüsterte Ashling, schrieb dann aber in sorgfältigen Buchstaben: »Ashling Kennedy, Stellvertretende Chefredakteurin, Colleen.«
    Lisa fuhr mit ihrem perfekt manikürten Zeigefinger an der Namensliste entlang. »Regel Nummer vier lautet, wie du ja weißt«, erklärte sie, »sieh dir die Namen an! Wer ist da?«
    »Damit wir wissen, mit wem wir sprechen wollen.« Ashling hatte begriffen.
    Lisa sah sie an, als wäre Ashling übergeschnappt. »Nein! Damit wir wissen, wem wir aus dem Weg gehen müssen!«
    »Und wem sollten wir aus dem Weg gehen?«
    Verächtlich ließ Lisa den Blick durch den Raum schweifen, in dem es von Nassauern aus der Zeitschriftenbranche nur so wimmelte. »So ungefähr jedem hier.«
    Aber Ashling musste mit all dem vertraut sein. Es dämmerte Lisa, dass Ashling auch von den grundlegendsten Dingen keine Ahnung hatte. Aufs höchste alarmiert flüsterte sie: »Bist du etwa noch nie bei einer Publicity-Veranstaltung gewesen? Als du bei Woman‘s Place gearbeitet hast?«
    »Wir sind nicht oft eingeladen worden«, entschuldigte Ashling sich. »Und nie zu einer so eleganten Präsentation wie dieser. Wahrscheinlich waren unsere Leser zu alt. Und wenn einmal ein neuer Anus-praeter-Beutel vorgestellt wurde oder ein Betreutes-Wohnen-Projekt, dann ist meistens Sally Healy gegangen.«
    Ashling erwähnte allerdings nicht, dass Sally Healy eine rundliche, mütterliche Frau war, die jedem freundlich gewogen war. Sie hatte weder Lisas hartes, abweisendes Konkurrenzdenken noch ihre merkwürdigen, aggressiven Regeln.
    »Siehst du den da drüben?« Ehrfürchtig deutete Ashling auf einen großen Mann, der Ähnlichkeit mit Barbies Ken aufwies. »Das ist Marty Hunter, der Fernsehsansager.«
    »Den kenn ich schon«, schnaubte Lisa. »Er war gestern bei der Bailey-Präsentation und am Montag bei MaxMara.«
    Daraufhin verstummte Ashling betrübt. Sie hatte sich große Hoffnungen gemacht. Sie wollte Lisa leiten und begleiten und ihr zeigen, wie nützlich sie sein konnte. Und sie hatte sich ausgemalt, dass sie sich Lisas hochgeschätzten Respekt erwerben könnte aufgrund ihrer unverzichtbaren Insider-Kenntnisse von berühmten Iren - Kenntnisse, die Lisa als Engländerin natürlich nicht haben konnte.
    Aber Lisa war ihr weit voraus; sie hatte die Berühmtheiten-Situation längst im Griff und schien irritiert von Ashlings amateurhaften Hilfeversuchen.
    Eine durch den Saal streifende Kellnerin blieb stehen und hielt ihnen ein Tablett entgegen. Die Speisen griffen das Thema Marokko auf: Couscous, Merguez-Würstchen, Lamm-Kanapees.
    Zu trinken gab es - eine Überraschung - Wodka. Nicht sehr marokkanisch, aber das störte Lisa nicht. Sie aß, so viel sie konnte, kam aber kaum dazu, richtig zuzugreifen, weil sie dauernd mit Leuten reden musste, während Ashling hinter ihr her trottete. Sprühend und charmant arbeitete Lisa sich durch den Saal. Sie gab sich ganz professionell - obwohl wenig Überraschendes dabei war.
    »Immer dasselbe, immer dasselbe«, seufzte sie Richtung Ashling. »Die irische Naussaueritis - armseliges Völkchen, die meisten würden sogar zu der Eröffnung einer Dose Bohnen kommen! Womit wir auch schon bei Regel Nummer fünf wären: Nutze die Tatsache, dass du dein Jackett anhast, als Möglichkeit zur

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