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Sushi Für Anfaenger

Sushi Für Anfaenger

Titel: Sushi Für Anfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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hätte?«, rief sie und enttäuschte sich selbst. »Aber natürlich.«
    Zum Lunch traf Lisa sich mit einer Bestseller-Autorin, die sie überreden wollte, eine regelmäßige Kolumne für Colleen zu schreiben. Es war ein Erfolg. Nicht nur erklärte sich die Autorin bereit, die Kolumne für ein lächerliches Honorar zu schreiben, als Gegenleistung für regelmäßige Werbung für ihre Bücher, sondern Lisa kam auch fast ungeschoren bei dem Lunch weg. Sie hatte zwar ihr Essen auf dem Teller ausgiebig hin und her geschoben, aber letztendlich hatte sie nur eine halbe Cocktail-Tomate gegessen und einen Bissen Freiland-Huhn.
    Im Gefühl ihres Triumphs kam sie wieder ins Büro und war dabei, ihre Post zu sichten, als Ashling plötzlich mit Handtasche und Mantel vor ihrem Schreibtisch stand.
    »Lisa«, sagte Ashling leise, »es ist halb drei, und die Einladung ist für drei Uhr. Sollten wir nicht langsam gehen?«
    Lisa lachte spöttisch auf. »Regel Nummer eins - sei niemals pünktlich. Das weiß jeder! Du bist zu wichtig.«
    »Wirklich?«
    »Tu einfach so.« Lisa wandte sich wieder ihrem Stapel Pressemitteilungen zu. Nach einer Weile sah sie auf, weil sie Ashlings Blick auf sich geheftet spürte.
    »Herr im Himmel«, rief Lisa und bereute es, Ashling eingeladen zu haben.
    »Entschuldigung. Ich habe nur Angst, dass alles weg ist.«
    »Was: alles weg?«
    »Die Kanapees und die Werbegeschenke.«
    »Ich gehe erst um drei. Du brauchst gar nicht noch mal zu fragen.«
    Um Viertel nach drei griff Lisa nach ihrer Miu-Miu-Umhängetasche unter dem Schreibtisch und sagte in ungehaltenem Ton zu Ashling: »Also, dann komm!«
    Die Taxifahrt durch die verstopften Straßen dauerte so lange, dass selbst Lisa anfing zu befürchten, dass die Kanapees und die Werbegeschenke weg sein könnten.
    »Was ist denn jetzt?«, fragte sie gereizt, als ein Polizist seine kräftige Hand ausstreckte und sie anhielt.
    »Enten«, sagte der Fahrer knapp.
    Lisa fragte sich, ob »Enten« in Dublin ein Schimpfwort war, ähnlich wie »Bullen«, als Ashling ausrief: »Da, guck mal, Enten!«
    Wie bitte? dachte Lisa, doch in dem Moment wanderte vor ihren verblüfften Augen eine Entenmutter mit ihren sechs Jungen quer über die Straße. Zwei Polizisten hielten den Verkehr in beide Richtungen an, damit die Entenfamilie sicher die andere Straßenseite erreichte. Lisa traute ihren Augen kaum!
    »Das passiert jedes Jahr«, sagte Ashling und strahlte. »Die Enten brüten am Kanal, und wenn die Jungen groß genug sind, wandern sie auf die andere Seite zu dem See im Stephens Green.«
    »Es sind hunderte. Bringen den Verkehr glatt zum Erliegen. Es ist zum in die Luft gehen«, sagte der Taxifahrer warmherzig.
    Was für eine verrückte Stadt ... Lisa seufzte.
    Als Lisa und Ashling vor dem Fitzwilliam Hotel ausstiegen, wehte ein kühler, frischer Wind; die Mini-Hitzewelle der vergangenen Woche war nichts weiter als eine ferne Erinnerung.
    »Eine Wachsbehandlung macht noch keinen Sommer«, dachte Ashling traurig. Sie würde die Hosen wieder hervorholen, nachdem sie ihren langen Sommerrock nur einen Tag lang ausführen konnte. Dann vergaß sie das Wetter und stieß Lisa aufgeregt in die Rippen. »Guck mal! Da ist sie doch, wie heißt sie noch? Tara Palmtree Yokiemedoodle.«
    Und in der Tat, es war wirklich Tara Palmtree Yokiemedoodle, die auf dem Gehweg vor dem Hotel auf und ab trippelte, während sich ein Pulk wie wild klickender Fotographen um sie her umdrängte.
    »Zeig uns mal ein bisschen Bein, Tara, Schatz«, wurde sie aufgefordert.
    Ashling wollte um die Menge herumgehen, aber Lisa marschierte mitten hinein in das Gedränge.
    »He, wer ist die denn?«, hörte Ashling mehrere Stimmen.
    Dann flötete Lisa: »Taaaraaa, Liebling, wie lange ist es her, dass wir uns gesehen haben!«, zog die widerstrebende Tara in eine Umarmung, hauchte Küsse in die Luft, und drehte sich und Tara so herum, dass sie den Fotoapparaten zugewandt waren. Die Fotographen hielten inne, ließen das Bild der Frau mit dem goldenen Teint und dem karamellfarbenen Haar, Wange an Wange mit Tara, auf sich wirken, und setzten ihr Klick-Klick-Klick mit neuem Eifer fort.
    »Lisa Edwards, Chefredakteurin von Colleen , der neuen Frauenzeitschrift«, informierte Lisa die Fotographen und machte einen Schritt auf sie zu. »Lisa Edwards. Lisa Edwards. Ich bin eine alte Freundin von Tara.«
    »Woher kennst du Tara Palmtree?«, fragte Ashling ergriffen, als Lisa zu ihr an den Rand kam, wo sie unbehelligt von den Fotographen

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