Sushi Für Anfaenger
flüsterte Lisa Oliver spontan zu, als sie allein waren.
»Was hast du dir denn vorgestellt? Dass wir Reis und Erbsen essen und Rum trinken würden«, sagte Oliver und ahmte einen karibischen Akzent erstklassig nach, »und zu Steel Drums auf der Veranda tanzen würden?«
Genau! Nur deswegen bin ich mitgekommen.
»Da hast du dich getäuscht, meine Gute.« Er wechselte zu einem BBC-Akzent, wie er während des Krieges aus dem Radio tönte. »Denn wir sind brrritisch!«
»Der richtige Name für uns, so habe ich mir sagen lassen«, begann Rita, die mit einem Tablett mit langweiligen, ungesüßten, selbstgemachten Keksen wieder hereingekommen war, »ist ›Bounties‹. Oder ›Magnums‹.«
»Wieso?« Lisa war verwirrt.
»Außen braun, innen weiß.« Sie sah sie mit einem breiten Grinsen an. »So werden wir in unserer Familie genannt. Und man sitzt zwischen allen Stühlen, denn die weißen Nachbarn hassen uns auch! Die Leute nebenan haben mir erzählt, dass der Wert ihres Hauses um zehntausend Pfund gesunken ist, seit wir eingezogen sind.«
Und dann brach sie völlig unerwartet und im Widerspruch zu ihrer M&S-Kleidung in ein hohes, schrilles Lachen aus. »Hiii. Hiii. Hiii.« Da spürte Lisa, wie ihre Verunsicherung dahinschmolz wie der Zucker, den sie nicht in den Tee nahm. Wenn die Nachbarn sie hassten, dann war doch alles in Ordnung, oder? Dann waren sie längst nicht so furchteinflößend.
Bei ihrer fünften Verabredung sprachen Lisa und Oliver darüber zusammenzuziehen. Sie vertieften das Thema bei ihrer sechsten Verabredung. Ihre siebte Verabredung bestand darin, mit einem Lieferwagen von Battersea nach West Hampstead und zurück zu fahren, um Lisas umfangreiche Garderobe von ihrer Wohnung in seine zu transportieren. »Du musst dich von ein paar von deinen Sachen trennen, Babe«, sagte er beunruhigt. »Sonst müssen wir noch eine größere Wohnung kaufen.«
Vielleicht gab es damals schon Anzeichen, so dachte Lisa später, dass nicht alles zum Besten bestellt war. Aber damals war sie dafür blind. Nichts hatte sich je so richtig angefühlt. Sie hatte das Gefühl, dass er sie so, wie sie war, sah und akzeptierte, mit ihrem Ehrgeiz und ihrer Energie, ihren Visionen für die Zukunft und ihren Ängsten. Aus ihrer Warte waren sie sich ähnlich: jung, aufstrebend, ehrgeizig, gegen die Erwartungen erfolgreich.
Damals war das Konzept eines Seelengefährten, frisch aus L. A. importiert, sehr populär. Lisa war jetzt stolze Besitzerin eines solchen.
Kurz nachdem sie zusammengezogen waren, ging Lisa als stellvertretende Chefredakteurin zu Femme. Zur gleichen Zeit begann Olivers Höhenflug als Fotograph. Obwohl er auf einer persönlichen Ebene nicht immer nur beliebt war - manche fanden ihn einfach zu schwierig -, stolperten die Hochglanz-Magazine praktisch übereinander und schoben sich gegenseitig aus dem Weg, um an ihn heranzukommen. Oliver verteilte sich gleichmäßig auf alle, bis Lily Headley-Smythe ihm versprach, eins seiner Fotos für das Weihnachts-Cover von Panache zu benutzen, und dann einen Rückzieher machte.
»Sie hat ihr Versprechen gebrochen. Ich werde nie wieder für Panache oder für Lily Headley-Smythe arbeiten«, erklärte Oliver.
»Bis zum nächsten Mal.« Lisa lachte.
»Nein«, sagte er mit ernstem Gesicht. »Nie wieder.«
Und dabei blieb er, und selbst als Lily ihm einen irischen Wolfshund-Welpen als Entschuldigung schickte, änderte er seine Haltung nicht. Lisa war voller Bewunderung. Er war so willensstark, so idealistisch.
Aber das war, bevor sie seine Unnachgiebigkeit zu spüren bekam. Dann gefiel es ihr nicht mehr so gut.
21
Auch für Ashling war der Sonntag nicht besonders toll.
Erfüllt von prickelnder Erregung bei dem Gedanken an Marcus Valentine wachte sie auf. Sie war neugierig und erwartungsvoll, sie war offen und bereit - für eine Verabredung, einen Flirt, eine Schmeichelei. Irgendetwas...
Den Morgen vertrödelte sie umfangen von Wärme, und all ihre positiven Fähigkeiten waren auf Empfang. Doch als der Tag verging und kein Anruf kam, gerann ihr inneres Lächeln zu einer Gereiztheit. Um die Zeit totzuschlagen und ihre überschüssige Energie abzubauen, machte sie sauber.
Nicht, dass Marcus gesagt hätte, wann er anrufen würde. Sie war weniger aus einem Gefühl der Zurückweisung enttäuscht als vielmehr aus einem Bedauern heraus, dass eine gute Gelegenheit verstrich. Denn obwohl sie nicht mit Sicherheit sagen konnte, dass sie interessiert an ihm war, vermutete sie es doch.
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