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Sushi Für Anfaenger

Sushi Für Anfaenger

Titel: Sushi Für Anfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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während um sie herum Jung und Alt in bestickten und gerüschten Bauerntrachten fremdartige polkahafte Tänze zu einer schrillen, schnellen Musik im Bazouki-Stil vollführte. Eine alte Frau mit einem Kopftuch und einem kräftigen Akzent kniff Lisa zärtlich in die Wange, sah lächelnd von Oliver zu ihr und sagte: »Verlippt. So verlippt.«
    »Meint sie dich oder mich?«, fragte Lisa besorgt und wurde sich mit einem Mal bewusst, dass sie ihre Gefühle viel zu sehr zur Schau getragen hatte.
    »Du, Lady.« Die alte Frau sah sie mit einem zahnlosen Lächeln an.
    »Schieb ab«, murmelte Lisa.
    Oliver brach in schallendes Gelächter aus, das seinen hübschen Mund über seinen kräftigen weißen Zähne in die Breite zog.
    »Empfindlich?«, neckte er sie. »Vielleicht heißt das, du liebst mich wirklich.«
    »Oder vielleicht, dass du mich liebst«, erwiderte sie spitz.
    »Ich habe nie gesagt, dass ich das nicht tue.«
    Und obwohl Lisa normalerweise nicht zu solchen Gefühlen neigte, empfand sie dennoch, dass sie da, bei der unvorhergesehenen, surrealen, wunderschönen Hochzeitsfeier, von der Hand Gottes berührt worden waren.
    Am Sonntagmorgen erwachten sie in enger Umarmung. Dann fuhr Oliver mit ihr im Auto zu dem Vergnügungspark in Alton Towers, wo sie den Tag verbrachten und sich gegenseitig zu haarsträubenden Fahrten überredeten. Obwohl Lisa nicht auf das Nemesis-Karussell gehen wollte, tat sie es doch, weil sie ihm gegenüber keine Angst zugeben wollte. Und als sie blass um die Nasenspitze wurde und ein wenig schwankte, lachte er und sagte: »Zu viel für dich, Babe?« Worauf sie antwortete, sie leide an Gleichgewichtsstörung. Oliver reizte und interessierte sie mehr als jeder andere Mann, den sie bisher kennen gelernt hatte. Er war wie sie, nur noch mehr.
    Dann fuhren sie nach Hause, wo es Pizza und Bett gab. Ihre erste Verabredung dauerte sechzig Stunden und endete, als er sie am Montagmorgen zur Arbeit brachte.
    Nach ihrem dritten Ausflug waren sie offiziell verliebt.
    Bei ihrer vierten Verabredung beschloss Oliver, mit ihr nach Purley zu fahren und sie seinen Eltern vorzustellen. Lisa fand, dass dies ein unglaublich gutes Zeichen sei, aber es sollte sich herausstellen, dass es beinahe das Ende der Affäre gewesen wäre. Das deutete sich an, als sie ungefähr eine halbe Stunde im Auto gesessen hatten und Oliver sagte: »Ich weiß gar nicht, ob Dad schon von der Arbeit zurück sein wird.«
    »Was macht er denn?« Lisa hatte bisher noch nicht gefragt; es war ihr nicht wichtig erschienen.
    »Er ist Arzt.«
    Arzt! Was für ein Arzt? Ein Doktor der Straßenhygiene - also ein Straßenfeger?
    »Ein normaler praktischer Arzt.«
    Der Schock machte sie sprachlos. Bisher hatte sie liebevollherablassend gedacht, dass Oliver ein Kind der Straße sei, und jetzt stellte sich heraus, dass er die ganze Zeit ein Mittelschichtskind gewesen war und sie das Kind der Straße.
    Auf gar keinen Fall konnte sie ihn mit zu ihren Eltern nehmen.
    Für den Rest der Fahrt hoffte und betete sie, dass seine Eltern, auch wenn der Vater Arzt war, trotzdem arm sein mögen. Aber als Oliver vor einem großen, soliden Haus hielt, mit Bleifensterrahmen, Laura-Ashley-Rollos und einem Haufen Schnickschnack auf der sichtbaren Fensterbank, war es klar, dass die Familie nicht mit jedem Penny rechnen musste.
    Bevor sie losgefahren waren, hatte Lisa sich Olivers Mum als gutmütige Frau mit dicken Oberschenkeln und in MinnieMouse-Schuhen vorgestellt, die Red Stripe zum Frühstück trank und mit hoher Stimme lachte. So: »Hiii. Hiii. Hiii.«
    Doch als die Mutter sie begrüßte, war sie wie eine Königin. Zwar ein bisschen dunkler, aber mit einem Helm voller Locken und einem adretten Kleid von Marks & Spencer, so wie es sein musste.
    »Schön, Sie kennen zu lernen, meine Gute.« Ein reiner Mittelschichtsakzent. Lisas Selbstvertrauen sank noch mehr.
    »Hallo, Mrs. Livingstone.«
    »Nennen Sie mich Rita! Kommt doch rein. Daddy ist noch in der Praxis, aber er wird gleich hier sein.«
    Sie wurden in das perfekt ausgestattete Wohnzimmer geführt, und als Lisa sah, dass die Armlehnen der Polstermöbel nicht mit Plastikschonern bedeckt waren, versetzte ihr das den endgültigen Schlag.
    »Tee?«, fragte Rita fröhlich und streichelte den Golden Labrador, der seinen Kopf auf ihren Schoß gelegt hatte.
    »Lapsang oder Earl Grey?«
    »Ist mir beides recht«, murmelte Lisa. Warum konnte es nicht PJ Tips sein?
    »Es ist ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte«,

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