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Sushi Für Anfaenger

Sushi Für Anfaenger

Titel: Sushi Für Anfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Arm um Janet gelegt, die damals vier war. Sie war nach vorn gebeugt und hatte sich die Faust zwischen die Beine geschoben. Sie musste zur Toilette - das Fotografieren hatte immer diese Wirkung auf sie.
    An Mike gelehnt und den dreijährigen Owen auf dem Arm war Monica in einem hautengen Polyester-Pullover. Sie lächelte glücklich und sah unvorstellbar jung aus, ihr Haar war glatt frisiert, ihr Mascara verlieh ihren Augen diesen Priscilla-Presley-Glanz. Und in der Mitte, eingeklemmt zwischen den Erwachsenen stand Ashling, sechs Jahre alt, die aus Jux schielte.
    Luzifer vor dem Fall, dachte sie jedesmal, wenn sie das Bild betrachtete. Sie sahen aus wie eine perfekte, glückliche Familie. Aber oft fragte sie sich, ob damals schon der Wurm drin war.
    Sie stellte das Foto wieder an seinen Platz. Ungefähr drei Wochen waren vergangen, seit sie ihre Eltern angerufen hatte. Es war nicht so, dass sie seitdem nicht daran gedacht hatte - sie dachte oft daran, aber immer fiel ihr eine Entschuldigung ein, nicht anzurufen.
    Dennoch war ihr nie ganz wohl bei dem Mangel an Kommunikation. Sie wusste, dass Clodagh ihre Mutter täglich anrief. Aber Brian und Maureen Nugent waren ganz anders als Mike und Monica Kennedy. Wären Brian und Maureen ihre Eltern, vielleicht hätte sie dann einen normalen Kontakt zu ihnen.

22
    Montagmorgen. Traditionell der ödeste Morgen überhaupt.
    (Außer wenn Montag ein Feiertag ist, dann kommt diese Auszeichnung dem Dienstag zu.) Dennoch munterte er Lisa unendlich auf. Der Gedanke, in die Redaktion zu gehen, gab ihr das Gefühl, die Dinge unter Kontrolle zu haben; wenigstens täte sie etwas, und das würde ihr guttun. Dann wollte sie duschen, aber das Wasser war eiskalt.
    Aber den Gedanken, Jack Devine mit der Zeituhr für ihren Boiler zu behelligen, stellte sie zurück, als Mrs. Morley erklärte, er sei das ganze Wochenende damit beschäftigt gewesen, die Konflikte zwischen erzürnten Elektrikern und übervorteilten Kameraleuten zu schlichten. Er wirkte erschöpft und misslaunig.
    Ashling kam grau und zu spät zur Arbeit und konnte sich auch nicht mit dem Tag anfreunden. Das wurde noch schlimmer, als Jack Devine seinen Kopf zur Tür herausstreckte und knapp sagte: »Miss Fix-it?«
    »Mr. Devine?«
    »Auf ein Wort, bitte.«
    Erschrocken stand sie auf, viel zu schnell, so dass sie einen Moment warten musste, bis ihr das Blut wieder in den Kopf gestiegen war und ihr nicht mehr schwarz vor Augen war.
    »Entweder du sitzt in der Scheiße oder du vögelst ihn«, flüsterte Trix fröhlich. »Was von beiden?«
    Ashling war nicht in der Stimmung für Trix und ihre Scherze. Sie hatte nicht die geringste Ahnung, warum Jack Devine mit ihr sprechen wollte. Mit einem Vorgefühl für das Verhängnis ging sie in sein Büro.
    »Schließen Sie die Tür«, befahl er.
    Er schmeißt mich raus. Sie war zutiefst erschrocken.
    Die Tür schloss sich hinter ihr mit einem Klicken, und sofort schrumpfte das Zimmer zusammen - und wurde dunkler. Diese Wirkung ging von Jack aus, mit seinem dunklen Haar, den dunklen Augen, dem dunkelblauen Anzug und der düsteren Laune. Die Sache wurde dadurch noch schlimmer, dass er nicht hinter seinem Schreibtisch saß, sondern vorne auf der Kante, so dass nur sehr wenig Platz zwischen ihnen blieb. Er bewirkte, dass sie sich sehr unbehaglich fühlte.
    »Ich wollte Ihnen das geben, ohne dass die anderen es sehen.«
    Sie hielt sich möglichst fern von ihm, obwohl es wirklich kaum Platz gab. Er streckte ihr einen Plastikbeutel entgegen, den sie stumm nahm. Benommen merkte sie, dass er etwas zu groß war für ein Kündigungsschreiben.
    Sie hielt den Beutel in der Hand, und Jack sagte mit einem ungeduldigen Lächeln: »Gucken Sie doch rein!«
    Das Plastik knisterte, als Ashling die Tüte aufhielt und hineinsah. Sie war überrascht, eine Stange Marlboro darin zu sehen, verziert mit einer Rosette, die schief auf der Zellophanverpackung klebte.
    »Weil ich immer Ihre Zigaretten geschnorrt habe«, sagte Jack und sah sie unverwandt an.
    »Das tut mir Leid«, fügte er hinzu. Es klang aber nicht so.
    »Wie schön«, murmelte sie, fast sprachlos, weil sie noch einmal davongekommen war - und wegen der Rosette.
    Zum ersten Mal, seit sie ihn kannte, lachte Jack Devine aus vollem Hals. Ein ehrliches, aus dem Bauch kommendes Lachen, den Kopf zurückgeworfen.
    »Schön?«, rief er und seine Augen leuchteten. »Segelschiffe sind schön, drei Meter hohe Wellen sind schön. Aber Zigaretten - schön? Obwohl, vielleicht

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