Sushi Für Anfaenger
haben Sie Recht«, gab er dann zu.
»Ich dachte, Sie wollten mich feuern«, platzte sie heraus.
Sein Gesicht nahm einen überraschten Ausdruck an. »Feuern? Aber kleine Miss Fix-it«, sagte er dann, und seine Stimme war plötzlich ganz sanft, während seine Augen fröhlich funkelten. »Wer würde uns denn dann mit Heftpflaster, Aspirin, Regenschirmen, Sicherheitsnadeln und - wie heißt das Zeug gegen Schock? - Irgendwas-Tropfen? versorgen?«
»Notfalltropfen.« Sie hätte gut welche gebrauchen können. Auf jeden Fall musste sie hier weg. Damit sie wieder atmen konnte.
»Wovor haben Sie solche Angst?«, fragte er noch sanfter. Sie hatte das Gefühl, dass er näher an sie herankam.
»Vor nichts!« Ihre Stimme klang schrill wie die Bremsen eines Busses.
Mit verschränkten Armen betrachtete er sie. Etwas in der Art, wie seine Mundwinkel sich nach oben rollten, bewirkte, dass sie sich klein und dumm vorkam, als würde er sich über sie lustig machen. Doch im nächsten Moment schien er das Interesse verloren zu haben.
»Nun gehen Sie«, seufzte er und ging hinter seinen Schreibtisch. »Gehen Sie, aber sagen Sie nichts zu den anderen«, fügte er mit einem Nicken auf die Tüte hinzu. »Sonst wollen die auch was.«
Ashling wankte an ihren Schreibtisch zurück. Ihre Beine gehörten nicht richtig zu ihr. Sie formulierte die Schlagzeile: Schock! Jack Devine ist nicht der gemeine Kerl, wie zunächst angenommen.
Aber das Merkwürdigste war, dass Ashling ihn fast lieber mochte, wie er vorher war.
Obwohl sich später die Dinge normalisierten.
Mercedes schlich in die Redaktion, und die anderen wären fast von ihren Stühlen gefallen, als sie sahen, wie aufgewühlt - ganz untypisch für sie - sie war. Sehr aufgewühlt. Auf Lisas Anweisung hin hatte Mercedes versucht, ein Interview mit der verrückten Frieda Kiely zu machen. Und obwohl sie über das Wochenende in Donegal eine Modestrecke mit Friedas Kollektion fotografiert hatte, ließ Frieda sie anderthalb Stunden auf das Interview warten und behauptete dann steif und fest, sie habe noch nie von Colleen gehört.
»Wer sind Sie überhaupt?«, wollte sie wissen. » Colleen ? Was soll das denn sein? Was ist das?«
»Sie ist verrückt. Eine alte Hexe«, zischte Mercedes und war wieder überwältigt von den ihr zugefügten Demütigungen. »Eine vollkommen übergeschnappte alte HEXE!«
»Eine prämenstruelle Psycho-Zicke aus der Hölle.« Kelvin war sehr bemüht, es Mercedes recht zu machen.
»Eine Schizo-Schnepfe«, warf Trix ein.
»Und eine abgemagerte Bohnenstange«, sagte der langweilige Bernard, der sie nie gesehen hatte, aber wie jedes Muttersöhnchen gern über andere herzog. »Da ist doch an jedem Spazierstock mehr Fleisch.«
Trix sah ihn spöttisch an. »Das ist ein Kompliment, du Knalltüte. Du hast doch keine Ahnung.«
Frieda Kiely wurde eifrig mit Beleidigungen überhäuft, nur Ashling machte nicht mit. Sie hatte gehört, dass Frieda wirklich verrückt war. Anscheinend war sie leicht schizophren und weigerte sich, ihre Medikamente zu nehmen.
»Aber«, unterbrach Ashling die Beschimpfung, weil sie das Gefühl hatte, dass einer sie verteidigen sollte. »Meint ihr nicht, wir sollten uns mal in ihre Lage versetzen, bevor wir sie so fertigmachen?«
»Genau«, sagte Jack, der aus seinem Büro gekommen war, um zu sehen, was der Anlass für den Trubel war. »Dann wären wir um vieles weiser. Gute Idee.« Er warf Ashling ein vernichtendes Lächeln zu, dann bellte er sie an: »Herr im Himmel, Ashling, benehmen Sie sich doch wie eine Erwachsene, halten Sie sich nicht an das Tempolimit!«
Lisa war amüsiert. »Und was ist das Tempolimit in diesem Land?«
»Siebzig auf der Autobahn«, sagte Jack und knallte die Tür von seinem Büro hinter sich zu.
Ashling hasste Jack wieder. Alles war wie zuvor.
Obwohl Marcus Valentine die Nummer der Redaktion gar nicht wissen konnte, stockte Ashling der Atem, als Trix ihr um zehn vor vier den Telefonhörer reichte und sagte: »Ein Mann für dich.«
Ashling nahm den Hörer, wartete einen Moment, um die Fassung wiederzugewinnen, und säuselte dann: »Na, hallo?«
»Ashling?« Es war Dylan, und er klang verdutzt. »Bist du erkältet?«
»Nein.« Enttäuscht sprach sie nun mit ihrer normalen Stimme. »Ich dachte, es wäre jemand anders.«
»Können wir uns heute Abend treffen? Ich kann jederzeit in die Stadt kommen, wann immer es dir passt.«
»Na klar.« So würde sie nicht zu Hause neben ihrem Telefon Wache schieben. »Komm doch
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