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Sushi Für Anfaenger

Sushi Für Anfaenger

Titel: Sushi Für Anfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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und kam gleich darauf mit den Drinks zurück. Gutes passierte Dylan einfach aus Gewohnheit, und als er ihren Gin-Tonic vor sie auf den Tisch stellte, fragte Ashling sich wie so oft, wie es wohl war, mit ihm verheiratet zu sein. Die reinste Glückseligkeit, nahm sie an.
    »Erzähl mir alles, alles von diesem fantastischen neuen Job«, befahl Dylan ihr energisch. »Ich will es ganz genau hören.«
    Ashling wurde von seiner Begeisterung angesteckt und hatte ihren Spaß daran, ihm die verschiedenen Persönlichkeiten bei Colleen zu schildern, wie sie interagierten - oder auch nicht, je nachdem.
    Dylan lachte viel und schien sich ehrlich zu amüsieren, und Ashling war fast bereit zu glauben, sie sei eine großartige Erzählerin. Das gehörte alles zu seiner Masche, wie auch seine Bewunderung für ihr neues Jackett - er hatte die große Gabe, den Menschen zu einem Wohlgefühl zu verhelfen. Er konnte nicht anders. Dabei war er nicht unaufrichtig, das wusste Ashling. Nur ein bisschen übertrieben. Und sie wusste, dass es ein Irrtum war zu glauben, sie könne anderen Leuten die gleichen lahmen Geschichten erzählen und sich große Heiterkeitsausbrüche erhoffen.
    »Du bist sehr witzig.« Er stieß sein Glas in bewunderndem Lob gegen ihres. Sein Flirtverhalten versprach mehr, als er zu geben bereit war. Aber das nahm Ashling nicht ernst. Wenigstens inzwischen nicht mehr.
    »Und wie sieht es in der Computer-Branche aus?«, fragte sie schließlich.
    »Himmel! Unglaublich viel los! Wir können die Aufträge nicht schnell genug erledigen.«
    »Toll«, sagte Ashling und schüttelte bewundernd den Kopf. »Als ich dich kennen lernte, war es nicht sicher, ob die Firma ihr erstes Jahr überstehen würde. Und sieh dich jetzt an!«
    Die Stimmung erhielt einen winzigen, kaum wahrnehmbaren Dämpfer, als sie von ihrer ersten Begegnung sprachen. Aber zum Glück waren ihre Gläser leer, und Ashling sprang auf.
    »Noch mal das Gleiche?«
    »Bleib sitzen, ich hole sie!«
    »Nein, wirklich, ich ...«
    »Bleib sitzen, Ashling, ich bitte dich.«
    Auch das gehörte zu Dylan. Er war jederzeit über die Maßen großzügig.
    Als er mit den gefüllten Gläsern wiederkam, fragte Ashling ihn neugierig: »Hattest du einen speziellen Grund, dich mit mir zu treffen?«
    »Na jaaaa«, sagte Dylan gedehnt und spielte mit dem Bierdeckel. »Doch, den hatte ich.«
    Plötzlich war er nicht mehr locker und entspannt, und das war an sich schon ein alarmierendes Zeichen.
    »Ist dir in letzter Zeit was aufgefallen...?« Er brach ab.
    »Aufgefallen?«
    »An Clodagh?«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich...« Große, lange Pause.»... irgendwie mache ich mir Sorgen um sie. Sie scheint nie glücklich, sie ist oft gereizt mit den Kindern und manchmal sogar... leicht irrational. Molly hat erzählt, Clodagh hätte sie geschlagen - und wir haben die Kinder nie geschlagen.«
    Wieder entstand eine unbehagliche Pause, bevor Dylan fortfuhr: »Was ich jetzt sage, hört sich vielleicht komisch an, aber sie renoviert ständig das Haus. Kaum ist ein Zimmer fertig, fängt sie davon an, dass sie ein anderes Zimmer tapezieren lassen will. Und wenn ich versuche, mit ihr darüber zu sprechen, kommen wir nicht weiter. Ich weiß nicht... ich meine, vielleicht ist sie deprimiert.«
    Ashling dachte nach. Wenn sie sich besann, dann war Clodagh in letzter Zeit tatsächlich unzufrieden und ziemlich schwierig gewesen. Und es stimmte, dass sie dauernd mit Renovieren beschäftigt war. Dann hatte sie Molly erzählt, Barney sei tot, was Ashling sehr seltsam vorgekommen war. Obwohl ihr Clodaghs Rechtfertigung, auch sie habe Bedürfnisse, völlig eingeleuchtet hatte. Aber hier, in dem Kontext, den Dylan geschaffen hatte, kam es ihr wieder bedenklich vor.
    »Ich weiß nicht. Vielleicht«, sagte Ashling noch tief in Gedanken. »Aber mit Kindern ist es hart. Sie ist ständig gefordert. Und du arbeitest so viel...«
    Dylan beugte sich vor und hörte Ashling so aufmerksam zu, als könne er damit ihre Worte festhalten oder sammeln. Aber als sie aufhörte zu sprechen und verstummte, sagte er: »Ich hoffe, du nimmst mir dies nicht übel, aber ich dachte, du würdest vielleicht einige der Anzeichen erkennen. Wegen deiner Mutter. Deine Mutter«, wiederholte er, als Ashling nichts sagte. »Sie litt doch unter Depressionen, oder?« Trotz Dylans sanfter Stimme reagierte Ashling nicht.
    »Ich dachte, vielleicht ist Clodagh auch so ...?«
    Plötzlich fühlte Ashling sich zurückversetzt, in den Wahnsinn gestoßen, in die

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