Sushi Für Anfaenger
überging. Hatte sie es ganz falsch gemacht? Vielleicht war es gar nicht das, was Lisa sich vorgestellt hatte.
»Tippfehler hier.« Lisas Stimme war tonlos. »Hier noch einer. Und noch einer, und noch einer.«
Als sie zu Ende gelesen hatte, schob sie den Ausdruck von sich und sagte: »Gut.«
»Gut?«, fragte Ashling und wartete auf ein Wort der Anerkennung für die ganze Arbeit und Sorgfalt, die sie aufgewendet hatte.
»Ja, gut«, sagte Lisa ungeduldig. »Verbessere die Fehler und druck es noch mal.«
Ashling funkelte sie an. Sie war so enttäuscht, dass sie nicht anders konnte. Wie hätte sie auch ahnen sollen, dass dies ein äußerst hohes Lob von Lisa darstellte. Wenn die Mitarbeiter bei Femme sich von ihr anschreien lassen mussten: »Nimm diesen Scheiß von meinem Schreibtisch und fang noch mal von vorne an«, fassten sie es als Anerkennung auf.
Dann fiel Lisa etwas ein, und sie wechselte das Thema und fragte ganz nebenbei: »He, wer war der Typ, der gestern Abend hier war.«
»Welcher Typ?« Ashling wusste ganz genau, von wem Lisa sprach, aber der kleine, gemeine Racheakt tat ihr gut.
»Der blonde Typ, mit dem du weggegangen bist.«
»Ach, Dylan.« Mehr sagte Ashling nicht. Sie genoss die Situation.
»Und wer ist das?«, musste Lisa schließlich fragen.
»Ein alter Freund.«
»Noch zu haben?«
»Er ist mit meiner besten Freundin verheiratet. Hat dir mein Artikel gefallen?«, fragte Ashling hartnäckig.
»Ich habe doch gesagt, er ist gut.«
Als sie weitersprach, war es, als würde sie Salz in die Wunde streuen. »Ich glaube, wir machen das zu einer regelmäßigen Sparte. Denk dir einen neuen Artikel aus für das Oktoberheft. Was hast du beim ersten Treffen gesagt? Ein Besuch bei einer Partnervermittlung? Reiten? Im Internet surfen?«
Sie erinnert sich an alles, dachte Ashling und war unbeschreiblich bedrückt bei dem Gedanken, dass sie diese riesige Anstrengung nächsten Monat und jeden weiteren Monat machen müsste. Und nie dafür gelobt werden würde.
»Oder du könntest etwas darüber schreiben, wie man einen Mann bei einer Comedy-Show kennen lernt«, sagte Lisa mit einem anzüglichen Lächeln.
Ashling zuckte unbehaglich zusammen.
»Hat er dich angerufen?«, fragte Lisa plötzlich.
Ashling schüttelte den Kopf. Es war ihr peinlich, dass sie so eine Niete war. Hatte er Lisa angerufen? Wahrscheinlich, die hämische Ziege. Und nach einigen Sekunden des Schweigens überwältigte die Neugier sie. »Und dich?«
Sie war überrascht, als Lisa auch den Kopf schüttelte.
»Arsch«, sagte Ashling und empfand große Erleichterung.
»Arsch«, pflichtete Lisa ihr bei und kicherte.
Plötzlich kam es ihnen sehr komisch vor, dass er keine von beiden angerufen hatte.
»Männer!« Die große Anspannung, die Ashling seit Samstagabend mit sich herumtrug, machte sich in haltlosem Gekicher Luft.
»Männer«, sagte auch Lisa und lachte laut heraus.
Plötzlich erspähten sie beide Kelvin, der mitten im Büro stand, sich abwesend an den Eiern kratzte und in die Ferne starrte. Er sah so typisch Mann aus, dass sie sich, als ihre Blicke sich wieder trafen, vor Lachen bogen.
Lisa lachte aus vollem Herzen, und das war so belebend und befreiend, dass ihr in dem Moment bewusst wurde, wie lange es her war, dass sie richtig gelacht hatte. Einfach aus voller Kehle gelacht, ohne einen Gedanken an das Drumherum.
»Was ist?«, fragte Kelvin nervös. »Was gibt‘s zu lachen?«
Das reichte, um einen neuen Lachanfall auszulösen. Ihr gegenseitiges Misstrauen wurde von dem Ausbruch der Erheiterung weggewaschen, und sie waren sich - einen Moment lang wenigstens - herzlich einig.
Ihr Mund war immer noch vor Lachen in die Breite gezogen, als Lisa Ashling spontan fragte: »Ich habe eine Einladung zu einer Make-up-Show für heute Nachmittag. Hast du Lust mitzukommen?«
»Warum nicht?«, sagte Ashling sofort. Sie war dankbar, aber jetzt nicht mehr unterwürfig.
Die Make-up-Präsentation wurde von Source veranstaltet, gegenwärtig die angesagte Marke bei Supermodels und jungen, modebewussten Mädchen. Die hohen Preise hatten eine beruhigende Wirkung: Die Produkte waren rein biologisch, die Verpackungen wiederverwertbar, und die Firma machte ein großes Aufhebens darum, dass sie einen Teil der Gewinne in die Wiederaufforstung von Wäldern und die Rettung der Ozonschicht investierte. (Der Betrag belief sich auf 0,003 Prozent des Gewinns nach Abzug der Steuern und nach Ausschüttung der Dividende an die Aktionäre, was in
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