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Sushi Für Anfaenger

Sushi Für Anfaenger

Titel: Sushi Für Anfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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nicht weiter. »Kennst du ihn etwa?«
    »Nicht besonders gut, aber wir reden manchmal ein paar Takte im Vorbeigehen.«
    »Aber er ist wahrscheinlich drogensüchtig! Er könnte dich mit einer infizierten Nadel überfallen - das machen die nämlich. Oder in deine Wohnung einbrechen.«
    »Er ist nicht drogensüchtig.«
    »Woher weißt du das?«
    »Er hat es mir gesagt.«
    »Und du hast ihm geglaubt?«
    »Wie du siehst.« Ashling war plötzlich verstimmt. »Wenn jemand betrunken oder high ist, merkt man das, wenn man mit ihm redet.«
    »Wieso ist er dann obdachlos?«
    »Ich habe keine Ahnung«, gab Ashling zu. Es war ihr unhöflich vorgekommen, danach zu fragen. »Aber er ist nett. Eigentlich ganz normal. Und ich könnte es sehr gut verstehen, wenn er trinken oder Drogen nehmen würde. Obdachlos zu sein muss schrecklich sein.«
    Clodagh schob im Protest ihre Unterlippe vor, sie war nicht einverstanden. »Ich weiß ja nicht, wo du diese Leute aufgabelst. Aber pass bloß auf, ja? Jedenfalls, ich muss mit dir reden. Ich bin zu einer Entscheidung gekommen.«
    »Nämlich?« Wollte sie Anti-Depressiva nehmen? Oder Dylan verlassen?
    »Es ist Zeit«, sagte Clodagh und ließ sich auf dem Sofa nieder. Sie machte es sich bequem und sagte wieder: »Es ist Zeit...«
    »Wofür?« Ashling platzte fast vor Anspannung.
    »... dass ich mir einen Job suche«, beendete Clodagh den Satz.
    Damit hatte Ashling nicht gerechnet. Sie hatte sich auf etwas viel Hässlicheres vorbereitet. »Was? Du? Wieder arbeiten?«
    »Warum nicht?« Clodagh war in der Defensive.
    »Ehm ja, natürlich. Warum nicht? Aber wie kommst du plötzlich darauf?«
    »Ach, ich denke schon eine Weile darüber nach. Wahrscheinlich ist es nicht gesund, wenn ich all meine Energie in meine Kinder stecke.« Insgeheim vermutete Clodagh, dass da der Grund für das schreckliche, sie rastlos machende Gefühl der Unzufriedenheit lag. »Ich muss aus dem Haus. Muss wieder unter Erwachsene kommen.«
    »Und das ist der einzige Grund, warum du mit mir sprechen wolltest?«, musste Ashling sich vergewissern.
    »Was denn sonst?« Clodagh klang überrascht.
    »Nichts.« Ashling hätte Dylan verprügeln können dafür, dass er diese Sorgen in ihr geschürt hatte, wo es doch auf der Hand lag, dass Clodagh einfach nur unter Langeweile litt. »An was für einen Job hast du denn gedacht?«
    »Ich weiß noch nicht«, gab Clodagh zu. »Es ist mir eigentlich egal. Irgendwas.« Dann fügte sie nachdenklich hinzu: »Obwohl es natürlich schwer sein wird, sich wieder von anderen herumkommandieren zu lassen. Anderen, die nicht meine Kinder sind, meine ich.«
    Während Ashling noch dabei war, ihre Stimmung der unerwarteten Wendung der Ereignisse anzupassen, fingen Clodaghs Gedanken an zu wandern. Sie las dauernd von Frauen, die ihr eigenes Unternehmen gründeten und beispielsweise aus ihren Backkünsten ein Konditorunternehmen machten. Oder ein Fitness-Studio für Frauen eröffneten. Oder ihr Töpfer-Hobby in einen florierenden Betrieb umwandelten, in dem sie mindestens sieben oder acht Angestellte beschäftigten.
    Es klang immer so leicht. Die Banken liehen ihnen Geld, Schwägerinnen hüteten die Kinder, Nachbarn verwandelten ihre Garage in ein Büro, alle halfen mit. Wenn eine Überschwemmung das Cafe heimsuchte, kam alle Welt und die Großmutter herbei, um sauber zu machen: die Kunden, der Postbote, unschuldige Passanten und jemand, mit dem sich die Heldin überworfen hatte. (Damit war normalerweise das Ende des Zerwürfnisses beschlossen.)
    Und diese fiktiven unternehmerischen Frauen angelten sich dabei auch noch einen Mann.
    Aber einen Mann hast du schon , erinnerte Clodagh sich.
    Ja, aber...
    Konnte sie also ihr eigenes Unternehmen gründen? Was hatte sie anzubieten?
    Nichts, wenn sie ehrlich war. Sie bezweifelte aufrichtig, dass jemand das essen würde, was sie gekocht hatte. Bei Craig und Molly musste sie all ihre Überzeugungskünste aufwenden, damit sie ihre Mahlzeiten aßen. Und dass Menschen ihr gutes Geld dafür geben würden, in ihrem Restaurant Würstchen aus der Dose und in der Mikrowelle zubereiteten Nudeleintopf zu essen, erschien ihr unwahrscheinlich - auch wenn sie einen Gratis-Kühldienst anbot und auf alle Teller blies, bevor sie die Gerichte servierte. Und den Gästen gestattete, sich die Reste in die Haare zu reiben.
    Und was ihre handwerklichen Neigungen anbelangte, nun, so würde sie lieber ein Kind gebären, als zu töpfern. Und wie man ein Fitness-Studio aufzog, wusste sie auch

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