Sushi Für Anfaenger
ihn Gerry, der Joys Zeichnungen und die Fotos einscannte.
»Ich spiel mal ein bisschen rum mit verschiedenen Schriften und Farben«, sagte er. »Das dauert eine Weile. Dann zeigen wir es Lisa. Vertrau mir, ich mach es peppig!«
»Ich vertraue dir«, versprach Ashling. Gerry war eine Insel der Ruhe und Gelassenheit; nie schien er in Panik zu geraten, ganz gleich, wie obskur oder schwierig eine Bitte an ihn war.
Während sie wartete, rief sie Clodagh an.
»Du hast gesagt, du wolltest mit mir sprechen«, sagte sie angespannt.
»Das will ich auch.« Im Hintergrund herrschte die übliche Kakophonie. »Craig ist krank, und Molly ist wieder einmal aus ihrer Spielgruppe ausgeschlossen worden.«
»Was hat sie diesmal gemacht?«
»Anscheinend wollte sie Feuer legen. Aber sie ist doch nur ein kleines Mädchen, das die Welt erforscht und herausfinden möchte, wozu Streichhölzer gut sind. Was erwarten die denn?« Aus dem Hintergrund war großes Gekreisch zu hören. »Wenigstens hat sie eine gesunde Neugier. Aber ich, ich werde hier wahnsinnig, Ashling.«
Das hatte ich befürchtet.
»Und darüber will ich mit dir sprechen... MOLLY, LEG DAS MESSER HIN! SOFORT! HINLEGEN! Craig, wenn Molly dich schlägt, dann schlag doch um Himmels willen ZURUCK!! Du feiger Heini«, sagte Clodagh leiser. »Ich muss auflegen, Ashling, ich ruf später wieder an.«
Und Clodagh legte auf. Dylan hatte also Recht. Es war was im Busch. Ashling schluckte. So ein Mist.
Um sich abzulenken, presste sie ein paar Tasten auf ihrem Computer, und als sie sah, dass eine E-Mail für sie angekommen war, bewegten sich ihre Finger schneller. Es war ein Witz, den Joy geschickt hatte. Was ist der Unterschied zwischen einem Igel und einem BMW?
»Ich hab hier einen Witz für euch«, rief Ashling ins Büro hinein, und auf der Stelle legten alle die Arbeit nieder. Dazu brauchten sie keine besondere Aufforderung.
»Was ist der Unterschied zwischen -«
»Kenn ich«, bellte Jack Devine auf dem Weg zu seinem Büro.
»Sie wissen noch gar nicht, was kommt«, protestierte Ashling.
»Bei einem Igel ist der Arsch draußen.« Jack knallte die Tür zu.
»Ist das der BMW-und-Igel-Witz?«, fragte Kelvin.
Als Ashling nickte, erklärte er freundlich: »Der Witz geht seit ein paar Tagen um. Und da Jack einen BWM fährt, hat er ihn schon ziemlich oft gehört.«
»Ach so. Ich dachte schon, er hätte wieder mal Streit mit seiner Freundin gehabt.«
»Sie machen sich ja keinen Begriff, unter welchen Stress Mr. Devine steht.« Mrs. Morley hatte sich hinter ihrem Schreibtisch erhoben - obwohl sie dadurch kaum größer aussah. Ihre Stimme klang ziemlich verärgert, als sie sich schützend vor Jack stellte und sagte: »Er hat am Samstag bis zehn Uhr mit der Technikergewerkschaft verhandelt. Und heute Morgen kommen drei Vorstandsmitglieder aus London, einschließlich des Finanzdirektors, und wollen sehr ernste Dinge mit ihm besprechen, und niemand von Ihnen nimmt Anteil. Das sollten Sie aber«, fügte sie noch finsterer hinzu.
Obwohl sie im Allgemeinen als unheilbeschwörende alte Schachtel betrachtet wurde, hatten ihre Worte eine ernüchternde Wirkung. Besonders auf Lisa. Sie hatte immer noch keine Neuigkeiten, was die Anzeigenkunden anging. Ihre Nerven waren aus Stahl, aber auch für sie war dies zermürbend.
Jack kam aus seinem Büro.
»Sie haben gerade angerufen«, sagte Mrs. Morley. »In zehn Minuten sind sie hier.«
»Danke«, sagte Jack und fuhr sich zerstreut durch das wirre Haar. Er sah müde und besorgt aus, und Ashling hatte plötzlich Mitleid mit ihm. »Hätten Sie gern eine Tasse Kaffee, bevor die Besprechung anfängt?«, fragte sie teilnahmsvoll.
Er richtete seine dunklen Augen auf sie. »Nein«, sagte er unfreundlich. »Es könnte mich wach halten.«
Dann eben nicht , dachte Ashling, und all ihre Anteilnahme war verflogen.
»Ashling, guck mal eben«, forderte Gerry sie auf. Ashling eilte zu seinem Bildschirm und bewunderte das Layout des Artikels. Er ging über zwei Doppelseiten und sah bunt und lustig, interessant und informativ aus. Der Text war in Spalten untergliedert, und der Artikel als solcher wurde von dem erotischen Foto des tanzenden Paares und den langen, über den Boden streifenden Haaren der Frau dominiert.
Er machte einen Ausdruck, und Ashling brachte ihn zu Lisa, als wäre es eine Opfergabe.
Ohne etwas zu sagen, ließ Lisa ihren Blick über die Seiten gleiten. Das Schweigen dauerte so lange, dass Ashlings Aufregung verpuffte und in Sorge
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