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Sushi Für Anfaenger

Sushi Für Anfaenger

Titel: Sushi Für Anfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Wahrheit ein paar hundert Pfund bedeutete; aber auch wenn die Käufer das wüssten, würden sie sich davon nicht stören lassen. Sie waren überzeugt von dem Slogan: ›Source - verantwortungsvolle Schönheit.
    Das Morrison Hotel, der Ort der Präsentation, war gerade weit genug von der Redaktion entfernt, dass Lisa darauf bestand, ein Taxi zu nehmen. Zu Fuß wären sie schneller gewesen, weil starker Verkehr herrschte, aber das war Lisa gleichgültig. In London war sie nie zu Fuß gegangen, und jetzt betrachtete sie es als eine Missachtung ihres Status, wenn man es von ihr erwartete.
    Einer der Säle in dem Hotel war für den Tag in eine altmodische Apotheke verwandelt worden. Die Source-Damen trugen weiße Arztkittel und standen hinter Miniatur-Apothekentischen (die aus Tischlerplatte gezimmert und so behandelt worden waren, dass sie wie gealtertes Teakholz aussahen). Überall waren Apothekengläser, medizinische Tropfgläser und Tablettenbehälter aufgestellt.
    »Prätentiöser Unsinn.« Lisa lachte spöttisch in Ashlings Ohr. »Und wenn sie über die neuen Produkte sprechen, klingt es, als hätten sie eine Heilmethode für Krebs entdeckt. Aber lass uns erst mal was trinken! Weizengrassaft?«, rief Lisa, als der Kellner den Inhalt seines Tabletts vorführte. »Zum Kuckuck! Was gibt es sonst noch?«
    Sie winkte einen anderen Kellner herbei, der ein Tablett mit Silberbehältern trug, in denen gebogene, undurchsichtige Strohhalme steckten.
    »Sauerstoff?«, sagte Lisa empört. »Das kann doch nicht Ihr Ernst sein. Bringen Sie mir ein Glas Champagner!«
    »Bringen Sie zwei«, sagte Ashling nervös. Bei dem Anblick des grünen, klumpigen Weizengrassafts war ihr ganz komisch geworden, und soweit sie wusste, konnte sie Sauerstoff jederzeit bekommen.
    Sie tranken jeder drei Gläser Champagner, was den Neid der anderen Besucher erregte, die zaghaft an ihrem Gratis-Saft nippten und sich Mühe gaben, ihn nicht auszuspucken. Nur Dan Heigel vom Sunday Independent, der bedenkenlos alles wenigstens einmal probierte, nahm von dem Sauerstoff, wovon ihm so schwindlig wurde, dass er sich in der Lobby hinlegen musste. Dort stiegen die Touristen über ihn hinweg und hielten ihn für das Beispiel par excellence des verkommenen, betrunkenen Iren.
    »Komm«, sagte Lisa schließlich zu Ashling. »Wir sollten uns den Vortrag anhören, dann können wir uns unser Werbegeschenk abholen.«
    Lisa hatte Recht gehabt, stellte Ashling fest. Caro, die die Kosmetika vorstellte, war bemerkenswert ernst und verstand keinen Spaß, wo es um die Produkte ging.
    »Der Look dieser Saison ist schimmerhaft«, sagte sie und verteilte zärtlich ein bisschen Lidschatten auf ihren Handrücken.
    »Das war der in der letzten Saison auch«, wandte Lisa ein.
    »Aber nein. In der letzten Saison war der Look schimmeng.« Sie sagte das ohne jeden Anflug von Ironie.
    Lisa stieß Ashling mit spitzem Ellbogen in die Rippen, und zusammen amüsierten sie sich lautlos. Es war gut, jemanden zu haben, mit dem man bei diesen Auftritten lachen konnte, merkte Lisa.
    »... wir haben neues Terrain erschlossen mit dem Lipgloss für das Jochbein, worauf wir sehr stolz sind ...«
    »... Unebenheiten in der Konsistenz entstehen dadurch, dass wir, anders als die anderen Kosmetikhersteller, unseren Produkten keine tierischen Fette beisetzen. Ein kleiner Preis...«
    Endlich war die Präsentation beendet, und Caro packte die Produkte zusammen. Alles wurde in dickbauchigen Flaschen aus braunem Glas verschlossen und in einem nachgemachten Arztkoffer verstaut.
    Sie gab ihn Lisa, weil die offensichtlich die Anführerin war. Als Lisa und Ashling stehen blieben, sagte Caro aufgeregt: »Nur ein Werbegeschenk pro Publikation. Es ist unsere Philosophie bei Source, Verschwendung zu vermeiden.«
    Lisa und Ashling standen sich als Rivalinnen gegenüber.
    »Das wusste ich«, sagte Lisa leichthin, verließ eleganten Schrittes den Saal und hielt den Koffer mit festem Griff umklammert. Besitz machte einen in neun von zehn Fällen auch zur Eigentümerin; so war es zumindest, als sie das letzte Mal im Gesetzbuch nachgesehen hatte. Sie ging ins Foyer und verlangsamte ihre Schritte nicht, als sie über Dan Heigel stieg, der dort immer noch ausgestreckt lag.
    »Hübsches Höschen«, murmelte der.
    »Warum müssen Sie Hosen tragen?«, fragte er eine Sekunde später, als Ashling über ihn hüpfte.
    Als Lisa fand, dass sie sich weit genug vom Hotel entfernt hatten, wurde sie langsamer. Ashling holte sie ein und

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