Svantevit - historischer Roman (German Edition)
ausgebildet waren, mit gut gerüsteten Feinden zu kämpfen und nicht, wehrlose Menschen abzuschlachten. Radik empfand Scham, da diese Männer zu seinem Volk gehörten.
Auch Kaila und Womar wirkten in der ersten Zeit nach dem Gespräch etwas bedrückter, obwohl ihnen die Dinge ja nicht neu waren. Aber das Schreckliche in Worte zu kleiden, lässt den verdrängten Schmerz wieder bewusst werden.
Radik war klar, dass er darüber zu niemandem ein Wort verlieren durfte. Sollten sich die Täter, wenn auch nach so langer Zeit, verfolgt sehen, würden sie kaum davor zurückschrecken, erneut zu morden und unliebsame Zeugen beiseite zu schaffen.
"Kommt ihr mit zum Schwimmen?"
Radik und Ferok saßen im Gras in der Nähe des Dorfes. Es war brütend heiß und, was selten an der Nordspitze der Insel war, es wehte auch kaum ein Lüftchen. Gerade hatten sie sich darüber unterhalten, ob sie nicht noch zum Wasser gehen wollten, als die Schar der Kinder aus ihrem Dorf an ihnen vorbeizog. Die beiden winkten ab.
"Warum nicht? Könnt ihr etwa nicht schwimmen?", meinte Rusawa sogleich herausfordernd.
Radik und Ferok hatten keine Lust, sich der Gruppe anzuschließen. Sie wollten lieber unter sich bleiben und sich keinen Kinderkram anhören. Schließlich kam Zasara heran, die Radik bis dahin noch gar nicht bemerkt hatte.
"Wollt ihr bei der Hitze hier sitzen bleiben. Nun kommt doch mit, es wird bestimmt lustig. Dich sieht man sonst ja gar nicht mehr."
Sie warf einen kleinen Kieselstein gegen Radiks Füße.
"Bitte Radik", bettelte sie in zuckersüßem Ton und anstatt etwas zu sagen und ihm aus der offensichtlichen Verlegenheit zu helfen, grinste Ferok Radik breit an und wartete auf dessen Reaktion.
"Wir haben noch was vor. Einige Reusen sollen noch geleert werden", meinte Radik mit ernster Miene.
"Lass doch die beiden Faulpelze!", rief Rusawa schließlich Zasara zu, die sich mit einem traurigen, "Schade!", verabschiedete.
"Ich wusste gar nicht, dass wir heute Morgen Reusen beim Ausleeren vergessen haben!", meinte Ferok spöttisch.
" Du hättest ja mitgehen können!"
"Mich hat Zasara nicht gefragt. Hoffentlich weißt du, was dir da entgangen ist!"
Radik erhob sich.
"Lass uns endlich Schwimmen gehen. Aber zuvor holen wir Kuro aus dem Stall, der wird sich über eine Erfrischung sicher auch freuen."
Bald turnten Radik und Ferok, sowie Ivod, der sich zu ihnen gesellt hatte, im Wasser auf dem Rücken des jungen Hengstes herum, der nun zwei Jahre alt war. Das nasse schwarze Fell glänzte in der Sonne. Obwohl er immer noch recht lebhaft war, wurde er, entgegen ersten Erwartungen, ein sehr folgsames Tier, welches zumindest bei Radik auf jedes Kommando hörte.
Die drei Burschen ließen sich abwechselnd durch das brusttiefe Wasser ziehen, wozu sie sich am Schwanz des Pferdes festhielten. Auch alle drei gleichzeitig zog der Hengst ohne Mühe.
Beim Wettkampf, wer am längsten den Kopf unter Wasser halten konnte, gewann Ferok, wenn auch nur knapp. Radik hingegen legte tauchend die weiteste Strecke zurück.
Das Wasser war warm und der Badespaß nur durch einige Quallen getrübt, die man ungern vor das Gesicht bekommen wollte. Aber sie eigneten sich hervorragend zum Werfen und so entwickelte sich eine Quallenschlacht. Jeder bemühte sich, ein möglichst großes Exemplar auf dem Körper eines anderen zu zerschmettern und gleichzeitig vor anfliegenden Wurfgeschossen in Deckung zu gehen. Radik und Ivod, in brüderlicher Einigkeit, hatten bald den Bogen heraus, gleichzeitig die glitschigen Meerestiere auf Ferok zu schleudern, was diesem zunächst gar nicht auffiel.
Dann aber begann er lautstark zu protestieren: "Das ist feige. Wie wollten doch jeder gegen jeden kämpfen!"
Aber die Brüder lachten nur und hörten erst auf, als Ferok aufgegeben hatte und aus dem Wasser geflohen war.
Schließlich begannen die drei Burschen wieder zu tauchen, nun aber, um den Meeresboden nach interessanten Dingen abzusuchen. Das Wasser war klar und der Untergrund feinkörnig, aber fest, von der Meeresbewegung wellenartig geformt. An anderen Abschnitten der Küste gab es auf dem Grund mehr zu entdecken, als an dieser Stelle, aber dort war auch das Ufer von Steinen übersät und zum Baden wenig geeignet. Ivod fand eine größere Muschel, warf sie aber wieder weg, da bereits ein Stück abgebrochen war. Einige Donnerkeile kamen zum Vorschein, doch diese sammelten die drei Freunde schon lange nicht mehr.
Schließlich erspähten Radik und Ferok gleichzeitig
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