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Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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gegeben. Jedes noch so kleine Antippen mit der Fingerspitze, sei es nur flüchtig gewesen, hatte Radik registriert und stets gehofft, sie möge den körperlichen Kontakt als genauso angenehm empfinden, wie er es tat. Oft war er versucht gewesen, seinem Verlangen nach liebevoller Berührung nachzugeben, aber die Angst, ihr damit zu nahe zu treten, sie gar zu kränken, hatte ihn immer wieder davon abgehalten. Nun drückte sie sich fest an ihn und entschuldigte sich bei ihm. So sehr er ihre Zärtlichkeit genoss, ließ ihn die Situation doch noch ratloser werden. Erst als Womar in die Tür trat, löste Kaila sich von Radik.
    "Ich habe dir ja bereits erzählt, dass Kailas Eltern nicht mehr leben. Grund dafür ist eine ganz unerfreuliche Geschichte, die sich vor vielen Jahren ereignet hat", sagte Womar, nachdem sich die drei an den Tisch gesetzt hatten.
    Dem Alten war anzusehen, dass es ihm sehr schwer fiel, darüber zu reden. Er füllte einen Becher mit Met und nahm einen gierigen Zug, wobei Radik ein leichtes Zittern in seinen Händen bemerkte.
    "Es ist noch keine zwanzig Jahre her, seit ich hier auf diese wunderschöne Insel kam, zusammen mit meiner Tochter, ihrem Mann und dessen Schwester. Wir lebten zuvor einige Jahre im Lande der Obodriten und bald führte uns der Weg zum Markt bei der Burg Arkona. Ich betrieb auch damals schon die Zeidlerei, meine Tochter und ihr Mann, damals jung getraut, züchteten Ziegen und Schafe. Wir beschlossen, da der Markt immer mehr zu einer wichtigen Einnahmequelle für uns wurde, unseren Wohnsitz in seine nähere Umgebung zu verlegen und fanden bald ein passendes Fleckchen Erde, wo wir dieses Häuschen errichteten, in dem wir anfangs alle zusammen wohnten."
    Womar blickte sich im Raum um, als könne er noch längst vergangene Dinge erblicken und seine Augen verrieten, dass in seinen Gedanken Eindrücke der früheren Zeit auftauchten. Er trank die Neige aus und schenkte sich nach.
    "Dann wurde Kaila geboren, unser kleines Sonnenscheinchen."
    Womars Augen waren noch feuchter als gewöhnlich.
    "Die Schwester meines Schwiegersohnes, die du als Ludisa kennst, hatte einen einheimischen Bauern zum Manne erwählt und zog zu ihm. Und hier in der Hütte übernahm der kleine Wirbelwind das Kommando."
    Kaila lächelte schwach.
    "Die Zeidlerei lief von Anfang an sehr gut. Es war keine Schwierigkeit, auf den Burgen den Met zu einem guten Preis zu verkaufen und uns selbst versorgten wir durch eine kleine Tierzucht. Ich begann damit, mich mit Pflanzen, insbesondere mit Kräutern zu beschäftigen, sammelte diese in Wald und Flur und legte einen kleinen Kräutergarten an. Meine dürftigen Kenntnisse, die mir meine Mutter in jungen Jahren vermittelt hatte, baute ich nach und nach aus, teils durch einfaches Ausprobieren, soweit es harmlosere Pflanzen betraf, teils durch Austausch mit anderen Kundigen, die ich bald ausfindig machte und die für einen Krug Met manches Geheimnis verrieten. Auch gelang es mir, an Schriften zu gelangen, die derlei Wissen enthielten und über die gleichen Quellen gelangte ich in den Besitz mancherlei Kräutleins und einiger Essenzen, die man hier nicht bekommen konnte. Bald war ich so gut ausgestattet wie manch städtischer Bader. Ich betrieb dies eigentlich aus reinem Interesse und Neugier, breitete aber für die Familie bei allerlei Gelegenheiten eine Tinktur, Salbe oder einen Aufguss zu, wenn ich die Anwendung der Mixtur sicher beherrschte. Kailas Eltern lebten damals nicht zurückgezogen, sondern waren in den umliegenden Dörfern gerne zu Tanz und Feier gesehen, da sie fröhliche Leute waren mit klugem Verstand und von ehrlichem Charakter." anrichten
    Womar hielt inne und nickte nachdenklich, als würde er sich seine eigenen Worte bestätigen.
    "Es gab gute Kontakte und man wusste viel übereinander. So sprach sich auch herum, dass ich eine glückliche Hand beim Einsatz von Kräutern habe und mancherlei Heilung bewirken konnte. Bald kamen einige Leute mit kleineren Blessuren, die stets dankbar auf eine Behandlung mit solchen Mitteln reagieren; eine Schnitt– oder Schürfwunde, die nur oberflächlich ob des starken Blutaustrittes schlimm aussah, ein hartnäckiger, aber harmloser Husten, leichte Magen– und Darmbeschwerden oder Kopfschmerzen. Mir war dieses zunehmende Interesse der Leute unangenehm, wäre es aber noch unangenehmer gewesen, sie wieder einfach fort zu schicken. Mir war klar, dass sich mit jedem nach der Behandlung Gesundenden der Zulauf noch verstärken würde.

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