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Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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Tochter handelte. Man hatte sie auf dem erstbesten Bauernhof überwältigt, nachdem das Boot irgendwie von den Meeresgewalten an Land gespült worden war.
    Radik stand neben Zambor, als die Burschen mit ihrer "Beute" durch das Burgtor kamen. Als er sah, wie Nipud sich näherte, trat er einige Schritte zurück und suchte Deckung hinter einem Stapel Holz.
    "Wir sind wieder zurück", sagte Nipud zu seinem Vater, "Und wir kommen nicht mit leeren Händen!"
    "Das habe ich bereits bemerkt", antwortete Zambor merklich unterkühlt, "Wie brauchbare Sklaven sehen eure Gefangenen nicht gerade aus. Habt ihr sonst nichts erbeuten können?"
    "Wir haben uns gegen einen übermächtigen Feind behaupten müssen", wandte Nipud ein, "Der Däne, den wir mit uns führen, ist kein gewöhnlicher Bauer oder Fischer. Er scheint ein angesehener Soldat zu sein."
    "So?", fragte Zambor skeptisch.
    "Er trat uns sogleich mit dem Schwert entgegen und verstand es, dieses zu gebrauchen. In seinem Haus fanden wir bestes Kriegsgerät, ein fein gearbeiteten Schild, ein Kettenhemd und einen eisernen Helm mit Visier."
    "Und die anderen?", wollte Zambor wissen und wies in Richtung der Gefangenen, die in einiger Entfernung standen, umringt von Soldaten und anderen Schaulustigen, die sich gerade in der Burg aufhielten.
    "Das ist die Frau und die Tochter des Dänen", antwortete Nipud und man konnte seiner Stimme entnehmen, dass sein Interesse an diesen beiden deutlich geringer war, "Die Tochter ist ein kleines Biest, hätte einen von uns fast mit einer Hacke erschlagen. Aber wir haben ihr Temperament zu zügeln gewusst."
    "Das sieht mir auch ganz danach aus", meinte Zambor fast angewidert, "Was habt ihr mit ihnen vor?"
    "Wenn es nach mir gegangen wäre, hätten wir die Weiber gar nicht mitgeschleppt. Bringen ja wohl doch nichts ein", sagte Nipud und machte eine wegwerfende Handbewegung.
    "Und für den dänischen Krieger willst du Lösegeld verlangen?", fragte Zambor ungeduldig, "Bist du sicher, dass überhaupt jemand bereit ist, etwas zu zahlen?"
    "Lösegeld?", fragte nun Nipud seinerseits überrascht, "Ich dachte, es wäre eine viel bessere Sache, wenn wir diesen Mann, einen offensichtlich hoch stehenden dänischen Soldaten, unserem Gott Svantevit opfern würden."
    "Opfern?", kam es verwundert über Zambors Lippen, "Was soll das heißen?"
    "Du hast mir doch selbst erzählt, dass man das früher gemacht. Heute werden nur noch junge Tiere geschlachtet. Warum eigentlich? Würde das Opfer eines Kriegers dem Svantevit nicht viel besser gefallen? Könnten wir so nicht leichter seine Gunst erlangen?"
    Zambor antwortete nicht. Er schien ein wenig sprachlos.
    "Würdest du darüber mit dem Priester sprechen?!", drängte Nipud seinen Vater.
    "Was habe ich damit zu tun? Wenn du meinst, dass es so geschehen soll, dann regele das bitte selbst", gab Zambor zurück, "Ich halte nichts davon, einen feindlichen Krieger wie ein Stück Vieh zu schlachten. Er mag im Kampf sterben! Und wenn er dazu noch als Sklave oder für das Fordern von Lösegeld taugt, scheint mir ein Opfern völlig sinnlos!"
    "Aber unser Gott, bedenke nur …"
    "Für die Götter sind die Priester zuständig. Ich aber bin Soldat", sagte Zambor rigoros und erkennbar als Schlusswort dieser Diskussion, "Was kannst du mir sonst berichten? Wir hatten euch bereits vor Tagen zurück erwartet."
    "Dieser Bursche, der angeblich so viel von der Seefahrt verstand, hat bereits bei einem kleinen Unwetter versagt, welches uns auf der Überfahrt ereilte. Ich habe seinen Namen vergessen. Der Kerl war mir von Anfang an nicht geheuer und bald stellte sich heraus, dass er ein bloßes Großmaul war. Nun ist er tot, abgesoffen. Aber was hattest du gesagt? Wer nicht zurückkehrt, hat die Prüfung nicht bestanden und kann kein Mitleid erwarten!"
    Nipud fing an zu lachen.
    "Er ist abgesoffen wie ein Stein!", sagte er belustigt.
    "Wovon redest du bloß?!", fragte Zambor verwundert.
    "Das wüsste ich auch gern", sagte Radik, nachdem er hinter dem Holzstapel hervorgetreten war.
    Nipud schien sich beim Lachen zu verschlucken und fing an zu husten. Er starrte auf Radik, als sei dies ein Geist. Die Ungläubigkeit in seinem Gesicht wich bald der Wut. Wut darüber, sich vor seinem Vater lächerlich gemacht zu haben. Und es war auch klar, wem diese Wut galt. Hass funkelte aus seinen Augen, bevor er sich ohne ein weiteres Wort umdrehte und ging.
     
    Am Abend dachte Radik lange nach. Ihm ging das Gespräch zwischen Zambor und Nipud nicht aus dem

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