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Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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durchsucht?"
    "Doch, das haben wir. Und zwar sehr gründlich", antwortete Nipud in ruhigem Ton und Radik begann, von dieser Selbstsicherheit beunruhigt zu werden. 
    "Vielleicht habt ihr eure eingehende Untersuchung zu sehr auf das junge Mädchen beschränkt!", fuhr Radik dazwischen und war bemüht, sich gegenüber Nipud sehr gelassen zu geben.
    "Dir wird die gute Laune schon noch vergehen", giftete Nipud und machte einen Schritt auf Radik zu.
    "Schluss!", ging der Priester dazwischen, "Ihr redet nur, wenn ihr gefragt werdet!"
    Er nahm das Messer und legte es auf seine Handfläche, welche er Radik entgegenstreckte.
    "Sieh genau hin und sage uns, ob dies dein Messer ist!"
    Radik beugte sich näher heran, auch wenn er eine erneute Betrachtung für völlig überflüssig hielt. Doch dann erschrak er heftig. Auf der unteren Hälfte des Holzgriffes erkannte er zwar schwach, aber dennoch gut sichtbar Einritzungen. Jetzt fiel ihm wieder, dass er dort vor Jahren versucht hatte, seinen Namen einzuschnitzen. Es muss wohl zu jener Zeit gewesen sein, als Womar ihm das Schreiben der ersten Wörter beigebracht hatte.
    ´Wie konnte ich dies nur vergessen?´, hämmerte es in Radiks Kopf.
    Die Buchstaben waren nicht tief und das Holz an diesen Stellen nachgedunkelt, so dass man seinen Blick schon konzentrieren musste, um etwas zu erkennen. Daher waren Radik diese verräterischen Zeichen auch nicht aufgefallen, als er das vermeintlich unscheinbare, alte Messer mitgenommen hatte, um es dem Dänen zuzustecken.
    "Wie ich schon sagte, ich kenne dieses Messer nicht", wiederholte er, nachdem er den ersten Schreck überwunden hatte.
    "Du lügst!", schrie ihn Nipud sogleich an, doch es reichte eine Handbewegung des Priesters und er schwieg wieder.
    "Ist das nicht dein Name, der dort im Schaft eingeritzt ist?", wollte er von Radik wissen und dieser beugte sich noch mal vor und kniff die Augen zusammen, so als müsse er sich schon sehr anstrengen, dort überhaupt etwas zu erkennen.
    "Das könnten Buchstaben sein", bestätigte er nach einer Weile, "Aber wie sollte mein Name dort hinkommen?"
    "Na wie wohl?", konnte sich Nipud erneut nicht zurückhalten.
    "Du kannst doch gar nicht lesen!", erwiderte Radik, "Woran willst du überhaupt Buchstaben erkennen?"
    "Auch ich kann diese merkwürdigen Symbole nicht deuten", ergriff der Priester erneut das Wort, "Man hat mir aber berichtet, dass diese Zeichen jenen gleichen, die in der Tür deiner Hütte zu sehen sind. Und dort, so hieß es weiter, wäre dein Name eingeschnitzt. Was hast du dazu zu sagen?"
    "Da hat sich ja jemand richtig Mühe gegeben", meinte Radik mit Blick auf Nipud, der nicht aufhörte, siegessicher zu grinsen, "Es stimmt, was man dir über die Tür in meiner Hütte gesagt hat", meinte er zum Priester gewandt, "Und ein jeder weiß, dass dort mein Name steht. Auch jener, der mir Übles will."
    "Wer hätte Grund, dir einen solchen Streich zu spielen?", fragte einer der Männer.
    "Jemand, der mir das Silber neidet, welches ich euch unlängst brachte und der die Nerven verlor, als ihm nun seine eigene karge Beute gänzlich entrann."
    "Sprich nicht in Rätseln!"
    "Vielleicht sind die Zeichen erst aufgebracht worden, nachdem man das Messer gefunden hat", mutmaßte ein anderer.
    "Ausgeschlossen", sagte der Priester und gab das Messer an einen der Männer und nach und nach wanderte es von einem zum anderen.
    "Die Schnitte sind auf natürliche Weise nachgedunkelt", war man sich schließlich einig, "Sie müssen daher bereits vor einiger Zeit aufgebracht worden sein."
    "Wer in diesem Raum kennt sich mit der Schrift lateinischer Buchstaben aus?", fragte schließlich einer der Männer und erhob sich.
    Radik hatte ihn noch nie zuvor gesehen und es war ihm aufgefallen, dass dieser Mann dem bisherigen Verlauf der Gerichtsverhandlung ganz ruhig, fast wie abwesend beigewohnt hatte. Nun, da er seine Stimme und sich selbst erhob, herrschte sofort völlige Ruhe. Radik glaubte, in den Gesichtern der anderen Männer großen Respekt zu erkennen, nur der Priester schien nervös und irgendwie zu lauern.
    Das Messer in der Hand, trat der Mann vor. Sein Haar war grau, trotzdem er noch lange kein Greis war.
    "Ich denke, ich bin der Einzige in diesem Raum, der diese Fähigkeit besitzt. Vom Angeschuldigten einmal abgesehen", meinte er nach einer Weile.
    Dabei hatte er jedem kurz in die Augen geschaut und sein Blick war von bohrender Eindringlichkeit, wie Radik bemerkte. In ihm wuchs sogleich die Gewissheit, dass dieser

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