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Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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eigentlich ihr rechtmäßiger König sei und die nächsten Jahre damit zubrachten, gegeneinander Krieg zu führen und sich untereinander zu töten, konnten die Ranen sich leicht ihrer Herrschaft entledigen und waren schon bald wieder genauso stark und gefürchtet wie zuvor und machten Dänemarks Küsten und Inseln zum Ziel unzähliger Beutezüge. Im Jahre 1150 war es ihnen gar geglückt, die dänische Flotte vor Arkona vernichtend zu schlagen.
    Obwohl dies schon lange her war, stand zu befürchten, dass die Ranen ihre Lektion gelernt hatten und denselben Fehler, sich frühzeitig einer offenen Schlacht zu stellen, nicht noch einmal begehen würden, woraus sich für Heinrich vor allem das Problem der Dauer des Kreuzzuges ergab, denn dass er hier mit so vielen Mannen im Felde stand, hieß auch, dass sein Herzogtum Sachsen relativ ungeschützt war und er hatte mächtige Feinde im Reich, bei denen dies Begehrlichkeiten wecken konnte, derer er sich aus der Entfernung nicht erwehren konnte.
    So ließ Heinrich der Löwe, Herzog von Bayern und Sachsen, mit leichter Furcht vor dem anrollenden Orkan und freudiger Hoffnung auf eine entscheidende Schlacht in den nächsten Tagen sein großes, purpurnes, mit goldenen Löwen besticktes Hauptzelt in der Mitte der Anhöhe errichten und befahl den Truppen, sich für die Nacht und zu seinem Schutz um den Hügel zu lagern.
    Die obodritischen Reiter und die Bagage mit ihren schweren Wagen, auf denen Säcke mit Korn und Mehl, Fässer mit gepökeltem Fisch und Fleisch, mit Bier und Wein, Kisten mit Werkzeugen, schweren Waffen und Ausrüstungen für die Ritter, Zelte und Decken für die Mannschaften und Gerätschaften aller Art transportiert wurden, blieben in der Ebene, während die Deutschen die weitaus schwierigere und unangenehmere Absicherung des Lagers nach Osten übernahmen. Auf dieser Seite fiel der Hügel viel steiler ab, als er im Westen anstieg und an seinem Fuß begann fast augenblicklich der von verschlungenem Dickicht durchwachsene Wald.
    Obwohl ein Angriff oder Überfall an dieser unwegsamen Stelle unwahrscheinlich war, ja fast ausgeschlossen schien, bestand Heinrich, neben dessen Zelt jetzt auch die Zelte der Grafen und kirchlichen Würdenträger aufgeschlagen wurden, auch hier auf einen durchgehenden  starken Schutzwall durch seine Lehnsleute. Diese gaben die Weisung an ihre Ministeriale, Söldner und deren Gefolge weiter und so lagerte jeder entsprechend seinem Stand und Rang auf der Anhöhe, deren Hang, dem breiten grasbewachsenen Waldweg oder eben im Unterholz.
    Die Männer waren so mit der Errichtung und dem Ausbau des Nachtlagers beschäftigt, dass sie den Grund ihrer frühen Rast fast vergaßen und kaum wahrnahmen, wie der Wind beständig an Stärke zunahm und die Böen mitunter schon bedrohlich an den Zelten rüttelten.
    Es musste nicht nur das Gestrüpp zwischen den Bäumen am Waldrand auf gesamter Länge der Anhöhe möglichst bis auf den Boden abgeholzt und fortgeschafft werden, sondern es war auch notwendig, eine Koppel zu umzäunen, welche die Tiere über Nacht aufnehmen konnte. Zu diesem Zweck fand sich glücklicherweise eine Lichtung neben dem Weg, die früher wohl als Sommerweide für Schweine angelegt und genutzt worden und die jetzt mit Birken dicht bewachsen war. Hätte man Eichen, Buchen oder Linden, aus denen der Wald sonst bestand, fällen und daraus die Umzäunung herstellen wollen, wäre man wohl trotz der großen Anzahl an Arbeitsleuten kaum vor Mitternacht fertig geworden. So aber wurden die Birken von geeigneter Dicke und Größe herausgesucht und mit mächtigen Axthieben  umgeschlagen und danach angespitzt und auf die richtige Länge gebracht mit ebenso mächtigen Hammerschlägen in den noch trockenen, harten Boden südlich des Lagers getrieben.
    Es waren einige Stunden vergangen bis alle Arbeiten erledigt waren, als plötzlich und wie auf Kommando die am Himmel weiter nach Westen gewanderte Sonne hinter der sich seit Vormittag aus dieser Richtung nähernden Wolkenwand verschwand, welche schnell damit begann, sich tiefschwarz zwischen die Männer und den klaren, blauen, noch makellosen Himmel über ihren Köpfen zu schieben und allem unter sich des Lichtes und der Farben zu berauben.
    Spätestens jetzt wurde auch dem Letzten klar, dass es nicht bei dem zwar heftigen, in seinen Böen fast orkanartigen, aber nicht wirklich bedrohlichen Wind bleiben würde, sondern dass da noch weitaus mehr auf sie zukam. Sie sollten Recht behalten.
    Es begann mit

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