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Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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Regen, der mit so großen Tropfen auf den anfangs noch staubenden, sich schnell in blasenschlagenden Schlamm verwandelnden Boden stürzte, wie man es nur von den, die sommerlichen Wärmegewitter begleitenden Platzregen kannte, welche sich in ihrer Intensität schnell verausgabten und die wegen der sie begleitenden Abkühlung im Hochsommer eher willkommen als gefürchtet waren.
    Die meisten Deutschen liefen in den Wald, um sich vor dem heftigen Regen zu schützen, während sich diejenigen, welche für das herzogliche Lager oder die Pferdekoppel zu sorgen hatten, in Felle und Decken hüllten.
    Auch die Slawen in der Ebene mussten sich so behelfen, denn da sie noch ihre Pferde und ihr Gepäck bei sich hatten, konnten sie sich nicht einfach einen Unterschlupf suchen. Bald wurde klar, dass dies kein einfacher Schauer war und der Regen sobald nicht aufhören würde und weil der Wind in der letzten Stunde zwar nicht an Stärke, aber an Kälte zugenommen hatte, verließen viele von den inzwischen erbärmlich frierenden Männer den Wald wieder, um sich etwas Warmes, zur Not eine Pferdedecke, zu holen.
    Heinrich, der der Stabilität seines Zeltes nicht mehr vertraute, hatte inzwischen einige der größten und schwersten Wagen des Versorgungstrosses am Fuße des Hügels zur Abschirmung vor den Unbilden des Wetters halbkreisförmig aufstellen und dahinter ein kleines flaches Zelt aufbauen lassen. Während die schwarze tiefliegende Wolkendecke weiter nach Osten wanderte, die noch nachmittägliche Kulisse in das Zwielicht der Dämmerung tauchend und die Windböen die ersten Äste von den Bäumen brechen ließen, flohen auch die anderen weltlichen und kirchlichen Herrschaften aus ihren unsicheren Quartieren in den Wald, der ihnen trotz allem noch den besten Schutz versprach.
    Der Boden, der das Wasser erst gierig dann geduldig aufgesogen hatte, verweigerte bald dessen weitere Aufnahme und so bildeten sich in der Ebene rings um die mit ihren verschreckten Pferden am Boden kauernden Krieger der Obodriten Pfützen und Lachen, die stetig anstiegen und bald alles knöcheltief bedeckten.
    Alle wussten nun, dass sie in einer Katastrophe steckten und wie zur Bestätigung schlug der erste Blitz am Waldrand ein, die in den Baumwipfeln flatternden herrschaftlichen Zelte grell erleuchtend. Hätten die bekehrten Heiden die Bibel gekannt, so hätten sie die nächsten Stunden wohl mit dem göttlichen Strafgericht verglichen. Ihre Pferde wurden durch die in ihrer Nähe krachend einschlagenden Blitze so erschreckt, dass sie durchgingen und über die am Boden Liegenden hinweg trampelten. Diese wurden von der Panik angesteckt und sprangen auf, um vom Sturm augenblicklich niedergeworfen oder meterweit durch die Luft gewirbelt zu werden.
    Da die einschlagenden Blitze und die umstürzenden Bäume zahlreiche Tote und Verletzte unter den Deutschen gefordert hatten, flohen viele von ihnen tiefer in den Wald oder zurück in die Ebene. Einige krochen unter die Fuhrwerke, um Schutz zu suchen, sich apathisch betend an die Speichen der Räder klammernd und als ein Blitz in ein Gefährt einschlug und die Achsen wegbrachen, zerquetschte der Wagen die unter ihm Hockenden, deren Schreie und Winseln der Wind verschluckte.
    Wie viel Zeit in diesem Wechsel von Panik und Agonie verging, hätte niemand zu sagen vermocht. Der Regen endete fast so augenblicklich, wie er begonnen hatte und auch der Wind flaute so plötzlich ab, als hätte er auf einmal seine Lust verloren, am Spiel mit der geduckten Kreatur, die nicht wusste, ob sie diese Prüfung der Götter, so es eine war, bestanden hatte oder nicht.
     
     

Dunkler Morgen
     
    Als Christian erwachte, war das Unwetter wie ein alptraumhafter Spuk vorbei. Das Letzte, woran er sich erinnern konnte, war, dass der Regen schlagartig aufgehört, sich das Gewitter mit immer seltener werdenden Blitzeinschlägen nach Osten verzogen hatte und der Sturm langsam aber stetig abgeflaut war. Das hatte er vor allem daran erkannt, dass er nach Stunden, erst bruchstückhaft dann immer deutlicher, wieder die Stimmen der um ihn herum Lagernden wahrnehmen konnte. Aus den Schreien und hektischen Befehlen hörte er jetzt heraus, dass die Lage für die Anderen weitaus dramatischer war als für ihn, der an der zwar etwas steilen, aber dafür dem Sturm abgewandten Seite des Hügels ausharrte und während er so lauschte und versuchte Zusammenhänge herzustellen, um sich ein Bild der Situation zu machen, musste er eingeschlafen sein. Ein wenig

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