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Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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ärgerte ihn dies, aber es konnte ja nicht lange gedauert haben, war eher ein Wegnicken, denn obwohl die Naturgewalten sich inzwischen fast vollständig beruhigt zu haben schienen, war es immer noch stockdunkel, was jetzt im Hochsommer nur bedeuten konnte, dass es tief in der Nacht war.
    Er rekelte seine vollkommen verspannten und teilweise schon gefühllosen Gliedmaßen, die durch seine völlig durchnässten Ledersachen wie mit Blei fixiert waren. In der Nacht war das Wasser schließlich von allen Seiten eingedrungen. Auch das Gestänge hatte nicht lange gehalten und war zusammengebrochen. So konnte er auch nicht erkennen, ob sich Ronald noch im Zelt befand. Christian wollte sein feuchtes Nachtlager auf jeden Fall so schnell wie möglich verlassen.
    Christian fingerte mit klammen Händen, die Abkühlung über Nacht war enorm gewesen, die Verschlüsse des Eingangs auf und zog sich aus dem Zelt. Er rieb sich die Augen, reckte sich noch einmal und als er sich zum Wald umdrehte, glitt er auf dem zu einem Morast verwandelten Boden aus, fiel auf sein Hinterteil und rutschte auf ihm, so wie es übermütige Bauernburschen im Winter tun, den ganzen Hügel bis zum Waldrand hinunter.
    ´Na, das hat ja wohl hoffentlich keiner gesehen!´, dachte er erschrocken, erhob sich langsam, während er sich umblickte und ziemlich erfolglos den Schlamm aus seinen Hosen zu klopfen versuchte. Seine blonden Haare fielen ihm dabei in sein Gesicht.
    "Du würdest wohl selbst das Jüngste Gericht verschlafen oder rodelst du hier schon lange?"
    Der junge Mann, der sich hinter dem überrascht aufschauenden Christian so unbemerkt genähert hatte, überragte diesen fast um eine Haupteslänge und wirkte nicht nur wegen seines dichten Bartes mindestens zehn Jahre älter. Trotz seiner enormen Körperhöhe war er aber keineswegs schlaksig, sondern besaß ganz im Gegenteil eine derartige athletische Muskulosität, dass Christian, der weder klein noch schmächtig war, fast wie ein Kind neben ihm aussah.
    "Ronald! Wo kommst du denn her? Ich dachte du bist noch im Zelt", sagte Christian erstaunt und fügte ein wenig beleidigt hinzu, "Außerdem habe ich gar nicht geschlafen und das mit dem Rodeln, wie du es nennst, hat außer uns doch hoffentlich niemand mitbekommen!"
    "Selbst wenn, es gibt wohl kaum einen Mann im ganzen Lager, der im Moment keine größeren Sorgen hat, außer dir anscheinend! Du bist, glaube ich, immer noch nicht ganz wach! Hast du gar nicht mitbekommen, was heute Nacht hier los war?"
    Ronald war, was Christian eigentlich noch nie an ihm gesehen hatte und was ihn deshalb erschreckte, wirklich empört über ihn.
    "Doch, natürlich, aber ist es denn so schlimm?", fragte er, durch gespielte Naivität Ronalds Gereiztheit bewusst ignorierend.
    "Wenn schlimm für dich das richtige Wort für Katastrophe, Vorhölle, Vernichtung ist, ja dann war es schlimm. Dieser Sturm, ich möchte mir gar nicht ausmalen, wer oder was in der Lage wäre, solch eine Apokalypse  gezielt über uns hereinbrechen zu lassen, dieser Sturm also hat sich das stolze Heer des noch stolzeren Welfen mit einer Inbrunst zur Brust genommen, hat es mit einer Hingabe zerschmettert und mit einer Leidenschaft zerquetscht, dass wir nur Bestandteil des Gewölles sind, das von diesem höllischen Etwas zurückgelassen wurde. Erstaunlicherweise hat es die Heiden, die ja angeblich bekehrt sind und die sich ihre Götter anscheinend je nach Lage aussuchen können, am schlimmsten erwischt. Viele sind freilich geflohen, aber eine große Anzahl liegt tot oder sterbend auf der Ebene verstreut oder hängt zerschmettert in den Bäumen. Unsere eigenen Verluste, zum Glück geringer dank des Waldes, sind immerhin noch groß genug, dass ich mir als Konsequenz nur einen Abbruch unseres ganzen Unternehmens hier vorstellen kann. Alles andere wäre Wahnsinn, und wenn es denn etwas Gutes über Heinrich Welf zu sagen gibt, sodass er ein unglaubliches Gespür für die Möglichkeiten hat, die sich aus einer Situation ergeben und die Möglichkeit, diesen Feldzug noch siegreich zu beenden, halte ich für ausgeschlossen!"
    Dieser  Bericht, den Ronald, der gewöhnlicherweise selbst den gefährlichsten Herausforderungen mit einem fast fatalistischem Gleichmut entgegentrat, derart pessimistisch und mit kaum verborgener Bestürzung abgab, erschreckte Christian nun doch und noch mehr als zuvor musste er sich zu dem Anschein einer gleichgültigen Haltung zwingen.
    "Oh, das ist tragisch! Ich habe aber tatsächlich nicht

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