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Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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arbeitet hier in den Ställen."
    Der Gesichtsausdruck des Gardistern verriet einen kurzen Augenblick des Grübelns, bevor er sich erhellte.
    "Ja, richtig. Ich hörte davon. Du hast dich um die Stute gekümmert. Das sollst du ja ganz prächtig gemacht haben. Na ja, bei diesem Onkel wird auch ein bisschen Pferdeblut in deinen Adern fließen. Also dann", er wandte sich an den Jungen, seinen Sohn, "Du hast es gehört. Da ist nichts zu machen. Klärt solche Sachen zukünftig unter euch und verschone mich bitte mit solchem Kinderkram."
    Schnellen Schrittes verließ er den Stall. Der Junge zögerte einen kurzen Augenblick, zischte zu Radik wutentbrannt: "Das wirst du noch bereuen!", und lief davon.
    Später erzählte Radik Ugov davon und beschrieb den Jungen und den Mann.
    "Der Mann, den du meinst, ist tatsächlich bei der Tempelgarde. Ich denke, das lässt sich bei seiner Erscheinung und seinem Auftreten auch nicht übersehen. Er ist Führer einer Einheit Berittener und kümmert sich ab und zu auch um die Ausbildung der Neuen."
    Ugov lachte.
    "Den solltest du erleben, wenn er die jungen Gardisten antreibt. Er ist ein sehr erfahrener Kämpfer und ein harter Hund. Aber er duldet keine Ungerechtigkeiten unter seinen Männern und setzt im Kampf auf Umsicht statt blindem Draufhauen. Sein Name ist Zambor."
    Ugov nahm seine Krücke und zielte damit auf Radik, als sei sie ein Schwert.
    "Vor dem Sohn solltest du dich vorsehen. Der heißt ist Nipud. Dem traue ich alles zu. Mach ihn dir nicht zum Feind."
    "Ich glaube das habe ich schon getan."
    "Er ist ein Ehrgeizling, der seinem Vater nacheifern möchte und sich gern aufspielt. Er hat keine Geschwister und seine Mutter verzeiht ihm alles. Es hat schon oft Ärger auf der Burg gegeben, weil er andere Kinder drangsaliert hat. Ich würde ihn nicht unbedingt als Feigling bezeichnen, aber er bedient sich oft älterer und stärkerer Freunde, um andere einzuschüchtern. Vor etwa einem Jahr hat er mich hinter meinem Rücken nachgemacht, ein Bein angewinkelt und ist mir nachgehumpelt. Er glaubte, dass ich das nicht sehe – jedenfalls dürfte danach der Abdruck meiner Krücke wochenlang auf seinem Rücken zu sehen gewesen sein. Als er dies dann seinem Vater berichtete, hat er sich noch eine mächtige Ohrfeige eingefangen. Armes Bürschchen."
    "Ich möchte später auch mal zur Tempelgarde", sagte Radik, der schon lange mit seinem Onkel darüber sprechen wollte und die Gelegenheit nun für günstig hielt, "Aber zuvor müsste ich noch reiten lernen."
    "Zur Tempelgarde? Das solltest du nicht überstürzen."
    Ugov blickte Radik nachdenklich an.
    "Reiten musst du natürlich auf jeden Fall lernen. Du willst doch nicht ewig hinter deinem Pferd herlaufen."
    Er wies auf das Fohlen.
    "Auch wenn es noch einige Zeit dauern wird, bis es den Sattel tragen kann."
    Ugov sah sich im Stall um.
    "Am besten, du beginnst erstmal mit einem ruhigen und erfahrenen Tier. Ich werde dir ein geeignetes heraussuchen – aber erst morgen."
    Radik stürmte nach Hause. Morgen, ja morgen, würde er reiten lernen – auf einem Pferd der Tempelgarde. 
     
     

Die Feuersbrunst
     
    Doch in der Nacht färbte sich der Himmel über der Ranenburg Arkona rot. Hungrig fraß sich das Feuer durch die Holzbauten und versetzte die schlaftrunkenen Menschen in Panik. Aber schnell rissen beherzte Männer das Kommando an sich und organisierten den Kampf gegen die hochschlagenden Flammen. Die Gardisten stellten sich furchtlos mit Eimern, feuchten Decken und Brettern, mit denen sie Sand schaufelten, dieser Gefahr entgegen, wie sie es bei jedem anderen Feind auch getan hätten.
    Frauen und Kinder verließen, von Furcht getrieben und durch Helfer zur Eile gemahnt, die Burg. Wer meinte, erst sein Bündel packen zu müssen, dem wurden die Habseligkeiten aus der Hand geschlagen. Und Schaulustige, die im Weg standen, prügelte man unter Flüchen, Tritten und Schlägen regelrecht fort.
    Im nahen Dorf Vitt waren, nachdem der Brand auch hier die Menschen aufgeschreckt hatte, alle Brunnen besetzt, unablässig Gefäße mit Wasser gefüllt und Decken nass gemacht worden, bevor dies alles zum Ort der Katastrophe geschafft wurde.
    Von Glück lässt sich sagen, dass in dieser Nacht sich dicker Nebel und Tau über das Land gesenkt hatte. Auch wenn das Feuer die Tropfen an der Außenseite der bereits in Brand stehenden Gebäude unbeeindruckt verdampfen ließ, um sofort die eben noch feuchten Bretter zu verzehren, tat der Nebeldunst doch ein Gutes bei der

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