Svantevit - historischer Roman (German Edition)
Verhinderung der Ausbreitung des Brandes. Davonstiebende Funken wurden sofort vom kühlen Nass der Luft umschlossen und verloren rasch von ihrer zerstörerischen Energie und sollte ihnen doch noch das Auftreffen auf ein anderes Holzstück gelingen, dessen sie sich verzerrend bemächtigen wollten, gingen sie in der feuchten Tropfenschicht, mit der dieses bedeckt war, zischend unter.
So mussten sich die die heißen, grellen Zungen mit dem Verzehr von drei Gebäuden zufrieden geben, deren vollständige Vernichtung für die recht wehrhaften Burgbewohner nicht zu verhindern gewesen war.
Daher konnte auch das Heraustreiben der Pferde abgebrochen werden, mit dem man gerade begonnen hatte, obgleich das Feuer nicht in unmittelbarer Nähe der Stallungen wütete. Doch die Erfahrung lehrte, dass sich bei ungünstigen Bedingungen ein Brand so schnell ausbreiten konnte, dass ein Abwarten jede spätere Reaktion unmöglich machte.
Radik lief, nachdem er aus dem Schlaf hochgeschreckt war und die bedrohliche Lage erkannt hatte, in die Burg und instinktiv zu den Ställen. Nachdem er sein Fohlen von Ugov in Sicherheit gebracht wusste, lenkte er seine hastigen Schritte an den ersten beiden Ställen vorbei und hielt auf das dahinter liegende Blockhaus zu. Das Bild, welches sich ihm dann bot, ließ ihn innehalten.
Unruhig tänzelte das große weiße Pferd im Schein des züngelnden Feuers, während sich das bedrohliche Farbenspiel der nahen Gefahr auf seinem Körper abzeichnete. Ein Mann hielt es am Zügel. Offenbar hatte er sich auch angesichts der Feuersbrunst die Zeit genommen, dem Pferd das Zaumzeug anzulegen, was einige Zeit in Anspruch nahm. Wahrscheinlich hielt er es für unangemessen, dieses edle Geschöpf an einem bloßen Strick ins Freie zu führen. Der Mann blickte aufgeregt abwechselnd zum weißen Tier und zum Brandherd und rief etwas in die Nacht hinaus, was aber im Geschrei der Menschen und dem Knacken und Bersten des vom Feuer befallenen Holzes nicht zu verstehen war. Radik ging langsam einige Schritte näher und erkannte Zambor. Dieser schien ihn im selben Augenblick zu bemerken, winkte ihn heran und wirkte erleichtert, ihn zu sehen.
"Komm her, Radik! Pass auf das Pferd auf! Wenn es einer kann, dann du. Du weißt, dies ist kein gewöhnliches Pferd."
Er drückte Radik die Zügel in die Hand.
"Falls sich das Feuer weiter nähert, gehst da dort rüber zur Koppel!"
Seine Hand wies in die Richtung hinter dem Stall. Dann lief er davon und ließ laute Anweisungen in Richtung der das Feuer bekämpfenden Gardisten ertönen. Dies also hatte Zambor so nervös gemacht, hier mit dem Pferd zu stehen und nicht beim Löschen des Brandes mithelfen zu können, sei es auch nur durch das lautstarke Anleiten der Löschtrupps. Radik wunderte sich, dass sich niemand anderes für die Sicherheit des weißen Pferdes zu interessieren schien. Er hätte gemeint, dies wäre das erste Anliegen für die Tempelgarde.
Einige Priester, so erinnerte er sich jetzt, hatte er wie beiläufig am Tempel gesehen, als diese einige Leute antrieben, Wasser auf die langen Wandbehänge zu verteilen. Aber war den anderen das weiße Pferd egal, wo es doch ein Bote der Götter war und bei wichtigen Vorhersagen half? Als könne er Gedanken lesen, kam Ugov um die Ecke des Stalles und Radik wunderte sich nicht zum ersten Mal, welche Geschwindigkeit er mit Hilfe der Krücken erreichen konnte.
"Gut gemacht, Radik!", meinte Ugov lobend und noch ehe Radik etwas erwidern konnte, fügte er hinzu: "Falls das Feuer näher kommt, gehst du dort drüben auf die Koppel."
"Ich weiß!"
"So, so. Dann ist ja alles in Ordnung."
Ugov verschwand so schnell, wie er gekommen war.
Radik ließ die Führung locker und betrachtete das Tier, das zunächst noch etwas unruhig wirkte. Er wunderte sich, dass er nun, wo er diesem Geschöpf ganz nahe war, keinerlei Aufregung verspürte, wo ihm doch sonst schon der bloße Gedanke daran das Herz höher schlagen ließ. Aber jetzt fühlte er eine Art Zufriedenheit, als habe er ein Ziel erreicht. Ihm war in großer Gefahr die Verantwortung für das weiße Pferd anvertraut worden. Er musste sich nicht heimlich in dessen Stall schleichen, um es zu betrachten, sondern hielt es sogar auf ausdrücklichen Wunsch eines Führers der Tempelgarde an den Zügeln.
Radik wollte dem Pferd zunächst instinktiv beruhigend zureden, ihm gar in die Nüstern blasen, besann sich dann aber, dass es sich hier nicht um ein gewöhnliches Tier handelte. Zudem legte das
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