Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition)
Fischerboot gekentert und nun suchten sie nach den Männern. Daher war auch das Erstaunen zu verstehen, als sie glaubten, einen der ihren aus dem Wasser zu ziehen und dann Radik am Seil hing.
Die Männer wunderten sich über Radiks Kleidung, sein ledernes Wams kam ihnen merkwürdig vor. Sie wussten nicht, was von ihm zu halten war.
´Ich sollte ihnen vielleicht bald eine Erklärung liefern, bevor sie auf die Idee kommen, dass ich ein Ranenkrieger bin, der gerade ihre Küste überfallen wollte´, dachte Radik etwas besorgt, der wenig Lust hatte, erschlagen oder als Sklave verkauft zu werden.
Also stand er auf, umarmte einen der Fischer theatralisch und überschüttete ihn mit Dankesworten in deutscher Sprache, was diesen zunächst verwunderte, schließlich aber sichtlich erfreute. Es ist doch ein schönes Gefühl, einem Menschen das Leben gerettet zu haben. Dann wandte er sich den anderen Männern in derselben Art und Weise zu.
Radik war sich sicher, dass die Männer seine Worte nicht verstanden, wusste aber nicht, ob sie diese vielleicht anhand des Klanges richtig zuordnen würden. Er verfolgte, wie sie über seine Herkunft rätselten, während auch er weiter auf sie einredete.
´Falls ich es wieder heil zurück schaffen sollte´, überlegte Radik, ´werde ich mir von Ivod ein kleines Christenkreuz schnitzen lassen, das ich mir bei der nächsten Kaperfahrt versteckt um den Hals hänge. Dann kann ich mich bei den Dänen jederzeit als ein Freund ausweisen.´
Er hörte auf zu reden, schließlich sollten die Fischer nicht denken, er habe im Wasser seinen Verstand verloren. Doch sobald ihn einer der drei Dänen anblickte, lächelte er freundlich.
Radik war froh, als endlich Land in Sicht kam, zunächst nur als grauer Küstenstreifen, aus welchem sich aber mit der Zeit Bäume und schließlich die Häuser eines kleinen Fischerdorfes abzeichneten. Jetzt mussten die Fischer Farbe bekennen, was sie von ihm hielten und mit ihm anzustellen gedachten.
Er konnte sich kaum vorstellen, dass sie ihn einfach laufen ließen. Sie würden ihn wohl zunächst ins Dorf bringen, als Gast oder als Gefangenen. Seine Zuversicht sank, als er die gut drei Dutzend Menschen am Ufer stehen sah. Es waren Männer, Frauen und Kinder, die voller Angst und Hoffnung darauf warteten, ob man die schiffbrüchigen Fischer gefunden und gerettet hatte. Radik war klar, dass ihn diese Menge misstrauisch empfing und mit jedem Versuch einer schnellen Flucht würde er sich sehr verdächtig machen. Die einzige Waffe, die er bei sich führte, war das scharfe Messer, welches in der Lederscheide am Bund steckte. Damit konnte er niemanden beeindrucken.
Obwohl ihm das Herz bis zum Hals schlug, bemüht er sich weiterhin um einen ruhigen, freundlichen Eindruck. Schon legte das Boot am Steg an und wurde mit geübten Handgriffen festgemacht.
Radik sah, wie einer der Fischer ein paar Männer heranwinkte und einige Erklärungen zuflüsterte. Sodann winkte der Fischer ihm zu und Radik fand sich von den Männern umringt, die ihn wegführten.
In einer Hütte gab man ihm zu essen und zu trinken, wobei sich die Männer derart vor der Tür postierten, dass sie ihre Aufgabe nicht verhehlten. Radik stand unter Bewachung.
Er nahm die Bewirtung dankbar entgegen, beeilte sich, dabei einige Worte in deutscher Sprache zu verlieren und war bemüht, den Eindruck eines rechtschaffenen Menschen zu erwecken. Niemand betrachtete ihn feindselig, man war mehr neugierig als misstrauisch. Immer wieder guckten Menschen ein, die von dem seltsamen Gast erfahren hatten, doch sie wurden zumeist recht bald durch die zur Bewachung abgestellten Männer wieder zum Gehen aufgefordert.
Daher maß Radik auch der Tatsache keine weitere Bedeutung bei, dass sich die Tür mal wieder öffnete und ein Mann hereinspazierte.
"Darf ich mich zu dir setzen?"
Diese Worte in reinstem Deutsch ließen Radik aufmerken und er blickte gespannt auf den Mann, der sich, ohne eine Antwort abzuwarten, zu ihm an den Tisch setzte. Er war mittelgroß, von kräftiger Statur und trug, wie auch Radik, ein ledernes Wams, jedoch hing an seinem Bund statt eines kleinen Messers ein Schwert. Der bärtige Mann sah Radik forschend an. Auf seiner Stirn verlief eine Narbe, was Radiks Eindruck verstärkte, dass es sich um einen Soldaten handelte.
"Schön, endlich wieder vertraute Worte zu vernehmen", sagte Radik mit gespielter Erleichterung, während er in Wirklichkeit von nervöser Anspannung erfüllt war, "Hier versteht mich ja
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