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Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition)

Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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sonst niemand. Aber man ist überaus freundlich zu mir", fügte er hinzu und wies auf die noch halb gefüllte Schüssel und den Krug.
    "Wie konnte das nur passieren?", wollte der Fremde wissen.
    Da Radik nicht recht verstand, nahm er, statt eine Antwort zu geben, einen Löffel der dicken mit Fleischstücken angereicherten Grütze, obwohl er eigentlich überhaupt keinen Appetit verspürte.
    "Gut so, stärke dich etwas", sagte sein Gegenüber freundlich, "Wir haben euch erst morgen erwartet. Sind alle anderen umgekommen?", wollte er dann aber doch ungeduldig wissen.
    ´Für wen hält er mich?´, fragte sich Radik, ´Zweifellos für einen Landsmann. Aber wer soll morgen hierher kommen, mit einem Schiff?´, grübelte er, ´Nun ja, einen Tag habe ich demnach Zeit, mir etwas Gescheites einfallen zu lassen. Jetzt muss ich nur vorsichtig agieren, um mich nicht vorzeitig verdächtig zu machen.´
    "Das Unwetter war furchtbar", begann Radik in gedämpften Ton, wie jemand, der nur schwer von einem schrecklichem Ereignis berichten kann, "Es brach ganz plötzlich über uns herein. Das Wasser schlug in hohen Wellen ohne Unterlass über uns hinweg. Als dann das Steuerruder entzwei ging, war unser Schicksal besiegelt. Hilflos waren wir der Macht des Meeres ausgeliefert und so dauerte es nicht lange, bis der Segelmast barst."
    Bedächtig nahm Radik einen Schluck aus dem Krug und er merkte, wie der Fremde jede seiner Bewegungen aufmerksam verfolgte.
    "Verzweifelt haben wir versucht, das Boot mit unseren Rudern auf Kurs zu halten. Doch alles war vergebens. Bald wateten wir knietief im Wasser und schließlich kenterte das Boot."
    Radik hielt inne und starrte mit erschüttertem Blick ins Leere, so als sähe er die schrecklichen Bilder wieder vor sich.
    "Die Wellen trieben uns schnell auseinander. Es ist ein Wunder, dass man mich gerettet hat. Was aus den anderen wurde, weiß ich nicht, aber …", sagte er mit brüchiger Stimme.
    "Ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt", meinte der Mann nach einer Weile in einfühlsamem Ton, "Mein Name ist Hartmuth und ich gehöre zu den Soldaten, die euch hier in Empfang nehmen und sicher zum Ziel geleiten sollten. Als man mir zutrug, dass jemand aus dem Wasser gefischt wurde, der womöglich ein sächsischer Soldat sein könnte, bin ich sofort hergeeilt", erklärte er weiter, "Und wie heißt du?"
    "Radik."
    ´Hätte ich mir nicht einen deutschen Namen zulegen können?´, warf er sich sogleich vor.
    "Radik? Du bist kein Sachse? Dein Dialekt ist auch so anders."
    "Ich bin in Aachen aufgewachsen", erwiderte Radik sogleich.
    Diese Legende hatte er schon gegenüber dem Markgrafen Peter Wlast mit einigem Erfolg benutzt und wie damals rätselte Radik angestrengt, für wen ihn sein Gegenüber wohl hielt.
    ´Er glaubt, ich sei ein Soldat in sächsischen Diensten, soviel ist klar. Was aber ist meine Mission oder vielmehr sollte meine Mission und die meiner vermeintlich toten Kameraden sein?´
    "Den Grafen wird der Tod seiner treu ergebenen Soldaten schmerzen", sagte Hartmuth, während er tief Luft holte, "Und der Verlust der Silbermünzen wird ihn wohl mit Ärger erfüllen."
    ´Silbermünzen? Daher weht der Wind. Morgen kommt also ein Boot mit einem kleinen Vermögen hier an, allerdings wohl streng bewacht´, dachte Radik und plötzlich wichen die Gedanken an baldige Flucht einer verlockenden Idee, ´Du bist verrückt!´, fuhr es ihm durch den Kopf.
    "Wann und wo habt ihr uns genau erwartet?", fragte Radik und hoffte, sich dadurch nicht verdächtig zu machen, "Wir hatten bei unserer Abfahrt keine klaren Informationen."
    "Typisch!", schimpfte Hartmuth leise, "Wir harren hier schon seit fast zwei Wochen aus, ohne dass es jemand für erforderlich hielt, uns über den Fortgang aufzuklären. Gestern kam endlich ein Bote und teilte mit, ihr würdet morgen in Blaksby eintreffen, einem Handelsplatz mit Hafen ganz hier in der Nähe."
    "Dort wollten wir auch hin", log Radik, der den Namen dieses Ortes zum ersten Mal hörte, "Was soll jetzt geschehen?"
    "Ich werde mich mit meinen Männern auf den Rückweg machen. Wir werden ja nun hier nicht mehr gebraucht und irgendjemand muss dem Grafen die betrübliche Nachricht überbringen", sagte Hartmuth nach kurzem Überlegen, "Noch heute werden wir uns auf den Weg machen. Du willst sicher mit uns kommen. Keine Sorge, wir wählen den sicheren Weg über Jütland, so ist die Seepassage nur kurz."
    ´Jetzt nur keinen Fehler machen´, dachte Radik, dem dieses Ansinnen nun gar nicht

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