Sven Larsson Bd. 1 - Rebell unter Segeln
wir nicht mehr. Und was machen wir mit der?«
Joshua rollte mit seinen Augen. »Die nehmen wir mit an Bord. Wennhundert Mann ihr jeden Tag einen stoßen, dann wird sie sich das schon merken.«
Adam entgegnete: »Dazu ist die doch viel zu hässlich. Ich schneide ihr die Haare ab. Das ist eine Strafe für eine Frau.« Und im Nu hatte er ihr ein paar lange Strähnen abgeschnitten, sodass sie aussah wie ein gerupftes Huhn.
Die Freunde gingen weiter, suchten sich aber nun eine Kneipe, die etwas mehr entfernt von diesem Ort war.
»Du solltest aufhören, dir Zeitungen zu kaufen, Sven«, scherzte Karl. »Das ist zu gefährlich. Schon als du in Charleston eine kauftest, bist du überfallen worden, und wir mussten dir helfen.« Adam lachte schallend.
Sven hatte ihre Sprüche nur nebenbei wahrgenommen. Die Schlagzeilen der Bostoner Zeitung fesselten ihn.
»Hört doch mal her! Die Engländer schließen als Strafe für die Teeparty und andere Ausschreitungen den Hafen von Boston für den Handel. Boston wird von über 3000 britischen Soldaten besetzt. General Thomas Gage wird zum zeitweiligen Gouverneur von Massachusetts ernannt. Freunde, das gibt einen Aufstand! Was passiert als Nächstes in der Heimat? Und wir sitzen hier in Gibraltar.«
Die anderen hatte die Nachricht betroffen gemacht. »Gibt es dann Krieg in Pennsylvanien?«, fragte Karl bedrückt.
»Mensch, so weit ist es lange noch nicht. Wir sind doch auf dem Weg nach Amerika. Und in der Karibik finden wir schon eine Möglichkeit, in die Heimat zu kommen. Ich trinke jetzt. Ich habe mich schon ein Weilchen darauf gefreut.«
Sven betrat in Georgetown auf Barbados das Büro von »Hammerton, Wilbert und Smith«. Er wusste von seinem ersten Aufenthalt hier, das war die Agentur, die für die Reederei Bradwick Schiffsladungen vermittelte.
»Sie haben Glück, Mr Larsberg, Mr Runner hat gerade etwas Zeit für Sie«, informierte ihn der Schreiber.
Mr Runner war ein junger Mann, nur wenig älter als Sven. Als er hörte, dass Sven mit der Eagle eingelaufen war, erkundigte er sich höflich, ob er eine gute Überfahrt hatte.
Sven dankte, erzählte, dass sie kurz nach dem Auslaufen aus Madeira einen kurzen Sturm abwettern mussten, danach aber eine schnelle und unkomplizierte Überfahrt hatten.
»Ich war zuletzt mit der Victoria der Reederei Bradwick in Georgetown, Mr Runner. Durch meinen Großvater, einen Freund des alten Herrn Bradwick, bin ich der Reederei auch persönlich verbunden. Wäre es möglich, dass Sie einem zuverlässigen Kapitän einen Brief für Mr Bradwick mitgeben?«
Mr Runner sah betreten aus. »Ich fürchte, ich habe eine unangenehme Nachricht für Sie, Mr Larsberg. Mit der letzten Post erfuhr ich, dass der alte Herr Bradwick vor jetzt zwei Monaten friedlich entschlafen sei.«
Sven war betroffen. Nun war auch dieser unverwechselbare Charakter nicht mehr am Leben.
»Was ich schrieb, Mr Runner, wird seinen Sohn nicht weniger interessieren. Hätten Sie vielleicht etwas Papier und einen Umschlag für mich? Dann schreibe ich dem Sohn ein paar Zeilen des Beileids und lege den Brief an seinen verstorbenen Vater bei.«
Mr Runner half gerne aus und nahm den Umschlag, der nun auch den Brief an den alten Herrn enthielt, in Empfang und versprach zuverlässige Lieferung.
»Ein Freund des alten Herrn Bradwick, besser gesagt, einer seiner ehemaligen Maate, vertritt übrigens unsere Agentur auf Antigua. Er heißt William Solberg, falls Sie mal vorbeikommen.«
Das war eine gute Nachricht, dachte Sven, als er das Haus verließ. Im Brief an Mr Bradwick hatte er um Hilfe bei der Flucht in die Heimat gebeten. Und jetzt wusste er, mit wem er Einzelheiten auf Antigua besprechen konnte. Die Eagle würde bald dort einlaufen.
Er bog in die Hauptstraße von Georgetown ein. Sein Blick fiel auf einen Buchladen mit Zeitungen. Er lächelte. Wäre nun wieder ein Überfall fällig? Aber dann nahm ihn die Überschrift gefangen. »Der Erste Kontinentalkongress tritt in der nächsten Woche in Philadelphia zusammen!«
Er kaufte sich die Zeitung, setzte sich in das nächste Kaffee und las. Außer Georgia entsandten alle Kolonien Abgeordnete zum Kongress. Sie sollten beraten, wie man sich am besten gegen die unerträglichen Gesetze des Mutterlandes wehren solle.
Sven sorgte sich um die Zukunft. Der Wunsch, bald in die Heimat zurückzukehren, wurde immer stärker.
Seine Freunde stimmten ihm zu.
»Wir müssen möglichst bald ein Schiff aus den Kolonien finden, das uns
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