Sven Larsson Bd. 1 - Rebell unter Segeln
heran.
»Gebt mir die Blunderbüchse!«, rief Sven. Er ließ sich das großkalibrige Kurzgewehr geben, prüfte kurz die Zündpfanne, legte an und schoss das grobe Schrot mitten in den Haufen der Piraten. Mehrere fielen zur Seite und erhoben sich nicht mehr. Andere schwangen blutbefleckt ihre krummen Säbel. Eine Musketenkugel schrammte an Svens Oberarm vorbei und ließ ihn vor Schmerz in die Knie sinken.
Aber dann sah er, wie die Segel der Eagle hinter der fremden Brigg auftauchten und eine Salve der Seesoldaten die noch lebenden Piraten vom Deck vertrieb. Und nun enterten ihre Matrosen das fremde Schiff und durchsuchten es. Jubelnd kamen Portugiesen an Deck, die eingesperrt gewesen waren. Der Spuk war vorbei.
Commander Norman hatte eine kurze Besprechung auf der Eagle einberufen. Er begrüßte auch die Kapitäne der zurückeroberten Schiffe. Vor allem aber dankte er den Mitgliedern seiner Besatzung, die sich tapfer und umsichtig geschlagen habe. Ein Maat übersetzte seine Worte ins Portugiesische, und die fremden Kapitäne schlossen sich seinem Dank wortreich an.
»Ich freue mich, dass alle Schiffe segelfähig sind. Wir müssen nach Gibraltar segeln, weil dort die nächsten britischen Gerichte sind, die über die Piraten, ihr Schiff und die Beute befinden können. Wir haben«, so fuhr Mr Norman fort, »auf der Schebecke etwa zwanzigtausend Pfund in Geld oder Schmuck gefunden, die die Piraten auf ihren Raubzügen erbeutet haben. Vierzehn Piraten wurden gefangen genommen. Vier Tote und zehn Verwundete sind der Preis, den wir zahlen mussten. Ein spanischer Marquis, mit dem ich noch nicht sprechen konnte, wurde aus der Gefangenschaft der Piraten befreit. Wir werden unsere Toten in einer Stunde bestatten. Ich erwarte, dass auch auf den anderen Schiffen dann die Arbeiten ruhen. Danach segeln wir ab. Die Schebecke segelt an der Spitze, dann folgt die Sankt Helena und als Letzte die Brigg Rosa. Die Eagle wird sie windwärts geleiten. Morgen sollten wir Gibraltar erreichen.«
Sie erreichten Gibraltar am frühen Vormittag. Sven spähte und suchte den Felsen, von dem alle erzählten, wenn der Name Gibraltar fiel. Aber er konnte keinen auffallenden Felsen entdecken.
Adam, der Gibraltar kannte, klärte ihn auf. »Der Felsen fällt zum Mittelmeer hin ab. Wenn du von dort kommst, siehst du ihn. Vom Atlantik aus gesehen, steigt der Berg langsam an.«
Ihr kleiner Konvoi erregte Aufmerksamkeit, als sie sich der Hafenmole näherten. Während die Eagle mit der Hafenbatterie den Salut austauschte, legten viele Boote am Land ab.
Es waren nicht nur die üblichen Händler- und Hurenboote, nein auch ganze Familien normaler Bürger trieb die Neugier hinaus. Sven ordnete an, dass noch niemand an Bord gelassen werden dürfe, und schaute zur Eagle, welche Anweisungen zum Anlegen von dort kommen würden.
Mr Allen rief ihm dann zu, er solle neben der Rosa am Kai festmachen.
Der Kai war inzwischen von Soldaten abgesperrt worden. Ein Trupp Soldaten marschierte zu dem Platz, an dem die Sloop lag, um Gefangene zu übernehmen. Eine Kutsche kam mit Zollbeamten, Ärzten der Gesundheitsbehörde und Vertretern des Hafenkapitäns.
Die Matrosen wollten Kontakte mit Händlern, Huren und auch mit den Bürgern. Sie hatten viel zu erzählen. Sven aber musste mit dem portugiesischen Kapitän Ladungs- und Schiffspapiere vorlegen, ein Kurzprotokoll unterzeichnen, damit alles seine Ordnung habe. Jetzt kam er mit dem Amtsschimmel in Berührung, über den er frühere Kapitäne oft hatte klagen hören.
Commander Norman stieg in eine Kutsche. Zwei Seesoldaten hoben eine Kiste hinein und stiegen auf den Bock. »Kriegen wir da einen Anteil von?«, fragte Karl.
Sven zuckte mit den Schultern und sah fragend Adam an. »Ich war noch nie in so einer Lage«, sagte der. »Die müssen ja erst sehen, ob sich frühere Eigentümer melden. Wenn das Prisenrecht Anwendung findet, dann teilt sich die Besatzung zwei Achtel der verbleibenden Summe.«
»Kannst du das mal ausrechnen, Sven?«, bat Joshua.
Sven seufzte und schloss die Augen. »Nehmen wir an, es blieben zehntausend Pfund zur Verteilung. Zwei Achtel wären zweieinhalbtausend, verteilt auf hundert Matrosen wären das fünfundzwanzig Pfund für jeden.«
Joshua riss die Augen auf. »Das wär ja so viel, wie ich in fast zwei Jahren als Heuer bekomme!«
Aber als sie in Gibraltar an Land gingen, war noch nicht entschieden, ob und wie viel Geld an sie verteilt werden würde. Doch ein
Weitere Kostenlose Bücher