Sven Larsson Bd. 1 - Rebell unter Segeln
mitnimmt«, betonte Karl.
Sven mahnte: »Wir müssen erst Papiere haben. Und dann ist fraglich, ob wir alle auf das gleiche Schiff sollten. Überlegt doch! Die Briten geben sofort Suchmeldungen nach jedem Deserteur heraus. Und ihre Schiffe durchsuchen jedes Schiff auf Deserteure. Vier fallen da eher auf als zwei. Ich habe heute an den Reeder geschrieben und um Hilfe gebeten. Ich bin sicher, er schickt gute Papiere an seine Agenten hier. Auf Antigua leitet ein Freund des Reeders die Agentur. Da segeln wir doch hin.«
»Sven hat recht«, stimmte Adam zu. »Wir dürfen nichts überhasten, sondern müssen alles gut überlegen.«
»Ich gehe mit Sven«, betonte Joshua, und Sven legte dem treuen Freund die Hand auf die Schulter.
Die Eagle rollte sanft in der Dünung vor St. Lucia. Sie hatte gerade einen amerikanischen Schoner zur Untersuchung angehalten. Ihr Kutter war unterwegs zum Schoner.
Sven saß am Ruder des Kutters und schaute missmutig auf das Schiff, dem sie sich näherten. Diese Durchsuchungen waren kein Vergnügen. Die amerikanische Besatzung empfing die Kontrolleure meist mit unverhülltem Hass. Nicht nur die vier Seesoldaten, die die Kutterbesatzung begleiteten, hielten die geladenen Musketen bereit. Auch die Matrosen waren bis an die Zähne bewaffnet. Sven hatte sein Entermesser umgeschnallt und die Pistole im Gürtel stecken.
Aber es waren doch seine Landsleute, die er untersuchte. Er wusste aus eigener Erfahrung, dass Schmuggel gegen die britischen Gesetzeallenfalls als Kavaliersdelikt galt. Und jetzt musste er immer die Logbücher und die Ladepapiere prüfen und das Musterbuch mit den Papieren der Besatzung vergleichen.
Er schämte sich oft für seine Landsleute. Es war eine Sache, Melasse von französischen oder spanischen Plantagen als englische zu deklarieren, um Abgaben zu sparen. Aber es war etwas anderes, verdorbene oder minderwertige Ware als erstklassig zu erklären. Und es war mit seinem Gewissen nicht vereinbar, farbige Kinder gefesselt unter Deck zu verstecken, um sie an Kinderschänder zu verkaufen.
Manchmal sagte ihm ein Kapitän seiner Aussprache wegen auf den Kopf zu, dass er selbst aus den Kolonien stamme, und nannte ihn einen Verräter. Das erste Mal hatte er wütend geantwortet, dass er zum Dienst gepresst wurde und lieber ein Verräter als ein Verbrecher sei. Später schwieg er dann einfach.
Der große Schoner, den sie heute untersuchten, hatte Philadelphia als Heimathafen. Als Sven das erst feindselige, dann überraschte Gesicht des Kapitäns sah, wusste er, dass er ihn kannte. Es war ein Freund des jungen Mr Bradwick, und der hatte ihn mehrmals mit seinem Großvater beim alten Bradwick gesehen.
Bevor der Kapitän etwas sagen konnte, stellte er sich als »Ben Larsberg, Steuermannsmaat auf seiner Majestät Sloop Eagle vor und bat den Kapitän, ihn in seine Kajüte zu führen. Während sie gingen, flüsterte er ihm zu, dass er zum Dienst gepresst sei und fliehen wolle. »In welchem Raum darf kein Brite suchen?«
»Vorn hinter dem Kattegatt«, flüsterte der Kapitän zurück. Der Seesoldat, der Sven immer begleitete, hatte nichts bemerkt.
Sven nahm die Ladepapiere und teilte Joshua und Karl zur Untersuchung des genannten Raumes ein. Er zwinkerte ihnen zu.
Mit dem Kapitän ging er die Logbücher durch. Den Büchern nach war der Schoner auf dem Weg von Grenada direkt über Antigua nach Philadelphia. Sven befahl dem Seesoldaten, ihm die Tafel vom Ruderhaus zu bringen.
Kaum war er aus dem Raum, sagte er leise zum Kapitän: »Sie haben sicher gehört, dass ich in New York schanghait wurde. Ich versuche, bald mit meinen Freunden zu fliehen. Ich decke kein gewöhnlichesVerbrechen, aber wenn Sie etwas verbergen, was bei uns üblich war, dann sagen Sie es mir.«
»Wir schmuggeln Waffen für die Patrioten.«
Sven sah ihn nachdenklich an. »Hoffentlich hilft das unserer Heimat. Sagen Sie nie, dass ich es wusste. Grüßen Sie Bradwick!«
Der Seesoldat polterte mit der Schiefertafel in die Kajüte. Sven verglich die Eintragungen.
»In Ordnung«, bestätigte er. »Ich muss jetzt noch die Mannschaft anhand des Musterbuchs überprüfen.«
Die Matrosen des Schoners standen finster und ablehnend da. Joshua und Karl kamen von der Untersuchung der Räume und meldeten: »Keine Schmuggelware, Sir.«
Sven dankte und rief die Matrosen auf.
»Wo kommst du her?«, fragte er den ersten.
»Welches Arschloch will das wissen?«, gab der aggressiv zurück.
Zum Erstaunen aller mischte sich
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