Sven Larsson Bd. 1 - Rebell unter Segeln
für die vier Freunde noch verwahre. Der Fahrer des Pferdewagens, der sie am Gasthaus »Sailor’s Heaven« an der Straße nach Falmouth erwarte, werde sie bei sich haben.
»Kommen Sie einzeln zum Treffpunkt. Nehmen Sie nicht mehr von Bord mit als sonst auch beim Landgang. Wir sehen uns nicht mehr. Ich wünsche Ihnen alles Gute!«
Sven bedankte sich herzlich und ging zu seinen Freunden zurück. Als sie allein auf der Straße waren, erzählte er ihnen, was er erfahren hatte.
»Die drei Tage werden mir lang vorkommen«, meinte Karl.
»Warte nur ab«, meinte Adam. »Es gibt viel Arbeit, wenn wir den Kahn in die Werft bringen.«
Es war ein komisches Gefühl, als sie drei Tage später von Bord gingen. Die Eagle war ihnen doch auch Heimat geworden. Sie waren anständig behandelt worden und hatten Freunde gefunden. Sven war bedrückt, dass er Mr Norman, Mr Duncan und Mr Allen nicht die Wahrheit sagenund sich verabschieden konnte. Sie würden enttäuscht von seinem Verhalten sein. Aber er konnte nicht anders.
Sie fanden das Fuhrwerk und den Fahrer vor dem schäbigen Gasthof mit dem unpassenden Namen.
»Hier sind eure Papiere. Wenn wir aus dem Ort raus sind, kraucht ihr unter die Plane. Es ist besser, wenn euch keiner sieht.«
Als sie in St John’s am Dock ankamen, fuhr ihr Kutscher geradewegs in ein Lagerhaus. »Ihr drei zieht die Jacken aus und nehmt euch einen Zuckersack. Du kannst die Jacken in dieser Kiste an Bord tragen. Stellt die Säcke ab und geht geradewegs in die Mannschaftsquartiere. Man wartet auf euch.«
»Ja, wie heißt das Schiff denn?«, begehrte Adam auf.
»Hat man euch das nicht gesagt? Die Victoria der Reederei Bradwick mit Zielhafen Philadelphia.«
Sie sahen sich fassungslos an. Dann füllte die Freude ihre Gesichter. Sie stotterten ihren Dank heraus und gingen schnellen Schrittes an Bord.
Der Kampf beginnt
(Januar bis Juni 1775)
Es war Ende Januar, und man konnte noch keinen Hauch des Frühlings ahnen. Der Schornstein des zweistöckigen Hauses am Ufer des Delaware sandte dichte Rauchwolken in den kalten Himmel. Der Fluss war bis auf eine schmale Fahrrinne vom Eis eingeschlossen.
Das Haus lag in einem größeren und gepflegten Grundstück mit Ställen für Pferde und Kutsche und Gesindehaus für das Personal. Eine junge Frau trat aus der Tür und zog sich den Pelzschal noch einmal fest um den Hals, ehe sie mit ihren gefütterten Stiefeln den Weg zur Straße antrat.
Doch dann stutzte sie und sah zur Straße hin, wo ein kräftiger junger Mann suchend auf das Haus zukam. Er hatte die weiten Hosen und das blaue Jackett eines Seemanns an und schulterte einen Sack. Die junge Frau schlug die Hand vor den Mund, drehte sich um, öffnete die Haustür wieder und jubelte: »Mutter, Mutter! Der Sven kommt!«
Der junge Mann stutzte, als er den Ruf hörte. Doch dann lief er auf das Haus zu und rief im Laufen: »Ingrid! Schwesterherz, bist du es?«
An der Tür warf er den Seesack auf die Stufen, fasste die junge Frau um, hob sie hoch in die Luft und küsste sie. Dann erschien eine ältereDame in der Haustür. Die Tränen liefen ihr die Wangen hinab, als sie »Sven! Mein lieber Sohn!«, sagte und die Arme ausbreitete.
Sven ließ die Schwester sinken, beugte sich zur Mutter hinab und flüsterte mit tränenerstickter Stimme: »Mutter, ich bin endlich wieder daheim!«
Sie blieben nicht lange in der Kälte. Die Frauen zogen ihn in einen Salon. Die Mutter ließ ein Mädchen Kaffee bringen und nahm ihrem Sohn die Jacke und den Seesack ab. »Georg bringt alles an seinen Platz. Lass dich nur erst anschauen, Sven, mein Junge.«
»Es ist alles noch dran: Mund, Nase, Augen, zwei Beine, zwei Hände, liebe Mutter.« Er lächelte sie an. »Gut seht ihr beiden aus. Du wirkst erholter, Mutter, und mein Schwesterlein ist eine wunderschöne junge Dame geworden. Und ihr wohnt richtig vornehm jetzt.«
Die Mutter nahm Svens Hand und führte ihn zu der kleinen Sitzgruppe. »Über die Wohnung, das Haus und diese Dinge können wir später reden. Jetzt will ich nur wissen, wie du es geschafft hast, den Briten zu entkommen und zu uns zu gelangen?«
»Ich bin mit meinen drei Kameraden in Antigua desertiert und mit der guten alten Victoria nach Philadelphia gesegelt.«
»Werden sie dich jetzt hier suchen und verhaften, Sven?«
»Wenn es hier keiner erzählt, dass ich desertiert bin, können sie mich nicht finden. Wir haben in der britischen Flotte alle falsche Namen angegeben. Sie suchen nach einem Ben
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