Sven Larsson Bd. 1 - Rebell unter Segeln
Larsberg.«
Ingrid mischte sich ein. »Von uns erfährt es niemand. Aber vorsichtig solltest du doch sein. Wir sollten deine Rückkehr nicht überall herumerzählen und es als ganz normalen Aufenthalt zwischen deinen Touren darstellen. Vater weiß sicher auch noch Rat.«
Die Mutter merkte, wie Sven ein wenig zuckte.
»Dein Stiefvater ist zu Hausbesuchen unterwegs. Er hat so sehr gehofft, dass du bald kommst. Er ist ein guter Ratgeber. Das wirst du bald merken.«
Sie tranken nun erst einmal einen Schluck. Sven aß ein Stück Kuchen, während die Frauen von ihrem Leben erzählten. Aber dann musste er berichten: von seiner Verschleppung auf die Fregatte, von der Fahrt nach England, von seinen Erlebnissen in der Karibik und von seiner Flucht.
Als er gerade erzählte, wie er als Ladearbeiter die Victoria betrat, unterbrach ihn seine Mutter: »Die haben doch sicher alle gejubelt!«
»Aber nein! Es waren noch britische Zollbeamte an Bord. Der Bootsmann stand an der Gangway und legte den Finger an den Mund. Der Kapitän sah uns flüchtig an und zog eine Augenbraue hoch. Wir trotteten mit unseren Lasten in den Laderaum, und dann haben uns unsere Kameraden versteckt, bis wir auf hoher See waren.«
»Waren nur alte Besatzungsmitglieder an Bord?«, fragte die Schwester.
»Nein, auch ein Passagier, der vor Erstaunen fast umfiel, als er uns am nächsten Tag sah. Wir hatten ihn mit der britischen Sloop einige Tage vorher aus Seenot gerettet. Und nun sah er uns auf einmal an Bord eines Handelsschiffes aus Philadelphia.«
»Aber Sven! Er kann euch doch verraten«, klagte die Mutter.
»Er nicht, Mutti. Es war Mr Jonathan Smith aus Massachusetts, ein Wortführer der Patrioten. Er hatte sich vorher mokiert, dass wir als Kolonisten an Bord der Briten dienen. Ich habe dann lange Gespräche mit ihm geführt.«
Die Tür zum Salon wurde geöffnet, und eine sehr hübsche junge Dame trat ein.
»Ich habe gehört, dass mein Bruder gekommen ist«, sagte sie lächelnd.
Sven war aufgestanden und schaute ein wenig dümmlich drein.
»Du bist Sabrina«, sagte er schließlich.
»Ja, deine neue Schwester Sabrina«, warf Ingrid ein. »Nun umarme sie endlich. Sie freut sich schon lange auf den großen und starken Bruder.«
Sven schüttelte den Kopf, als er auf Sabrina zutrat.
»Bist du erwachsen und hübsch geworden, Sabrina. Dich umarme ich gern.« Er fasste sie um und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
Die Mutter und Ingrid lächelten sich an. Sabrina war rot geworden.
»Wir haben uns ein Weilchen nicht gesehen, Sven. Willkommen daheim! Bleibst du nun bei uns?«
Sven sah seine Mutter an.
»Ein Weilchen schon. Ich weiß noch nicht, wie es jetzt weitergeht.
Mr Smith sprach vom Widerstand gegen die Briten. Der Kapitän der Victoria erzählte von schnellen Schonern der Reederei, die jetzt bemannt werden. Ich muss mich erst orientieren.«
Die Mutter schüttelte den Kopf. »Was sind das nur für Zeiten. Aber ich will mich noch nicht damit befassen. Jetzt erzählen wir erst einmal von uns.«
Es wurde ein langer Bericht von der Hochzeit, dem Umzug in das neue Heim, von dem Collegebesuch der Schwestern, die beide Lehrerinnen werden wollten und bald ihre Ausbildung beenden würden.
»Gibt es da vielleicht auch junge Männer, die meinen Schwestern hinterherlaufen und vor denen ich sie beschützen muss?«
Sabrina und Ingrid lachten und wehrten ab, dass sie ihn dafür nicht brauchten.
»Das schaffen wir schon allein«, betonte Ingrid.
Die Mutter gab zu, dass die jungen Männer schon den Schwestern nachschauten.
»Aber, Sven, sie machen fast alles gemeinsam, und an zwei so schlagfertige und kluge junge Damen trauen sich die meisten nicht heran. Eines Tages werden sie hoffentlich den richtigen kennen lernen. Aber was ist denn mit dir, mein lieber Sohn?«
Sven überlegte ein wenig. »Wenn ich meine beiden Schwestern hier so sehe, hübsch und gut erzogen, klug und sittsam, dann wird mir erst so richtig bewusst, wie schwer es für Seeleute ist, eine Frau fürs Leben zu finden. Auf See trifft man keine Frauen, und in den Hafenstädten begegnen einem nur Frauen fürs Vergnügen, aber nicht für ein gemeinsames Leben.«
Seine Mutter blickte ein wenig irritiert.
»Was ihr Männer mit Vergnügen meint, wollen wir jetzt nicht vertiefen. Aber ich sehe ein, dass es für Seeleute schwer ist, die geeignete Frau kennen zu lernen. Doch deinem Großvater ist es ja auch gelungen. Aber nun würde ich dir gerne dein Zimmer zeigen. Dabei kannst du mir
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