Sven Larsson Bd. 2 - Unter der Flagge der Freiheit
mir trennen musst, da war eher Begeisterung für das Neue. Das hat mich schon betroffen gemacht.«
»Aber Liebste, ich erwartete doch eine Nachricht. Ich habe über die Trennung schon in den vergangenen Tagen nachgedacht. Und nun muss ich das Kommando so schnell übernehmen, dass keine Zeit bleibt. Der Schmerz kommt später, wenn ich an Bord viel einsamer bin als du.«
Sie hielten sich im Bett lange umschlungen, ehe sie sich liebten. Und danach weinte Sabrina sich in den Schlaf.
Erst als der Abschied vorbei war und die drei Männer auf dem alten Highway nach Somerville ritten, wuchs in Sven der Schmerz. Nun, da es nichts mehr zu packen oder zu organisieren gab, wo er nur noch dem festgefahrenen Schneeweg auf der Straße folgen musste, spürte er die Trennung von Sabrina und den Kindern. Er spürte Sabrinas inniges Anklammern in ihrer letzten Umarmung, sah Lilians verweintes Gesicht und haderte mit seinem Beruf.
Vielleicht hatte Joshua das gespürt und lenkte ihn nun mit der Frage ab: »Haben wir in Red Bank einen Kontaktadresse, Sven?«
»Ja, Joshua. Wir sollen nordwestlich von dem kleinen Ort das etwas abseits gelegene Gehöft von Greg Bowne suchen. Er hat Kontakt zu Schiffen. In Clinton hat man mir den Gasthof ›Zur Eiche‹ für die Rast empfohlen, und in Somerville sollen wir im ›Weißen Adler‹ übernachten.«
»Müssen wir auf dem Weg mit Briten oder Royalisten rechnen, Sven?«
»Mit Sicherheit müssen wir in der Gegend um den Navesink River mit Feinden rechnen. Dort sollen immer wieder Briten von Sandy Hook aus umherstreifen, wo sie und Royalisten aus New Jersey einen Stützpunkt haben. Aber hier auf den Straßen sollen wir uns nur vor Straßenräubern in Acht nehmen, hat man mir gesagt. Doch wir haben unsere Waffen ja bereit.«
Rocky lag unter einer warmen Decke auf dem schmalen Proviantschlitten, dessen Pferde Samuel lenkte. Er schnüffelte von Zeit zu Zeit, aber Sven hatte den Eindruck, dass er ganz zufrieden war, dass er nicht laufen musste. Der Wind war auch sehr unangenehm, und wenn der Schnee auf der Straße nicht durch Wagen oder Schlitten festgefahren wäre, kämen sie wohl kaum voran. Vor ihnen kam wieder eine Reihe von Schlitten in Sicht.
Die Kolonne kam ihnen entgegen. Drei Reiter lösten sich von ihr und trabten auf sie zu.
»Hallo, wer seid Ihr und wo wollt Ihr hin?«, schrie einer der drei, als sie nahe genug waren.
»Seeleute der Kontinentalen Flotte auf dem Weg zum Navesink River«, antwortete Sven. »Und wer seid Ihr?« Beide Gruppen hielten ihre Gewehre in der Hand.
»Wir sind Kaufleute aus Brunswick mit Waren nach Allentown unterwegs.«
»Ist die Straße befahrbar, oder gibt es Probleme?«
Der Sprecher der Kaufleute antwortete: »Man kommt mit Schlitten gut durch. Am Round Valley mussten wir Straßenräuber vertreiben. Es waren fünf Mann, und sie haben mehr in die Luft geschossen.«
»Sitzen die Briten noch in New York?«, fragte Joshua.
Der andere lachte. »Sitzen? Die liegen mit ihren Weibern im Bett. Vor Navesink werdet ihr keinen sehen.« Sie ritten an ihnen vorbei und winkten. Vier voll beladene Schlitten folgten und am Schluss der Kolonne ritt noch ein bewaffneter Reiter.
»Die sind aber gut gerüstet. So sicher sind die Straßen wohl nicht«, sagte Joshua.
»Was ist schon sicher in dieser Zeit? Ich bin froh, dass Sabrina in diesem kleinen Städtchen wohnt und dass die Miliz dort einen Stützpunkt hat«, antwortete Sven.
Im Gasthof in Clinton hatten sie die Pferde ausgespannt und dem Pferdeknecht übergeben, der sie im Stall füttern und tränken würde. Rocky blieb bei ihnen.
Sven ging mit seinen Begleitern in den Gasthof, der sauber wirkte. »Na, das stimmt erst einmal. Hoffentlich ist auch das Essen so gut, wie man mir gesagt hat.«
Sie aßen und tranken und waren zufrieden. Die Gaststube hatte sich gefüllt. Plötzlich hörten sie draußen Rocky laut bellen. Sie kannten ihn gut genug, um zu hören, dass das nicht einfach ein Droh- oder Imponiergebelle war.
Sven sprang auf und langte nach seiner Rifle. Zum Wirt rief er: »Wir kommen wieder!« Dann rannte er mit Samuel und Joshua los.
Sie hasteten um die Ecke des Hauses und schauten in den Stall. Der Knecht lag am Boden. Ein Mann stand bei ihren Pferden und wühlte in den Satteltaschen. Ein Zweiter durchstöberte den Packschlitten und ein Dritter schlug mit einem Knüppel nach Rocky.
Alle drei Räuber hatten Schwerter und Pistolen. Der auf Rocky einschlug, warf jetzt den Knüppel nach ihm
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