Sven Larsson Bd. 2 - Unter der Flagge der Freiheit
Stimme rief: »Bleib stehen, Mann! Wer bist du und was willst du?«
»Wir sind drei Seeleute der Kontinentalen Flotte, wollen zum Navesink River und von dort zu unserem Schiff in Norfolk, Virginia. Wir bitten um Nachtquartier. Der Wirt vom ›Weißen Adler‹ in Somerville hat uns dazu geraten.«
Die Tür flog auf. Der Mann stellte seine Flinte zur Seite. »Bei dem Dicken habe ich einmal übernachtet. Seitdem schickt er mir immer Leute, weil er denkt, ich langweile mich sonst zu sehr. Seid willkommen. Wollen wir zuerst die Pferde versorgen?«
Sie taten es, und Mr McKasey, John, wie er sagte, schien wirklich froh über die Abwechslung zu sein. Er war ein außergewöhnlich redseliger Schotte. Dafür sagte seine Frau fast gar nichts, versorgte sie aber mit Suppe und Brot.
John gab ihnen auch ausführliche Tipps, wie sie ohne im Schnee zu versinken nach Red Bank reiten könnten. »Da sind auch nur ein paar verstreute Gehöfte. Der Hafen ist an der Südseite der Bucht. Aber seid vorsichtig. In der Gegend ist der Teufel los. Die verdammten Engländer kommen immer von Sandy Hook. In den Familien kämpft dort einer gegen den anderen. Der Sohn verrät den Vater. Das gibt es bei uns nicht!«
Als sie am Morgen weiterritten, gab es einen herzlichen Abschied. Samuel, der am Morgen noch mit den beiden kleinen Kindern gespielt hatte, winkte noch lange mit seinem Hut.
»Hier wäre man gern noch geblieben, so nett haben sie uns aufgenommen. Aber bequem war meine Matratze nicht«, sagte Samuel.
»Dann hast du ja Grund, dich auf deine Hängematte an Bord zu freuen«, mischte sich Joshua ein.
»Sei vorsichtig!«, warnte ihn Samuel. »Denkst du, ich hätte nicht gemerkt, wie du dich in der Nacht zu der drallen Magd geschlichen hast. Und dass ihr nicht den Mond angeguckt habt, habe ich gehört. Das hast du in deiner Hängematte auch nicht.«
Sven schmunzelte und erkannte vorn den Baum, an dem sie nach Backbord abbiegen sollten.
Sie bekamen in einem Farmhaus eine Erbsensuppe zu Mittag und gaben dem Farmer ein Paar Pennys.
»Das erinnerte mich schon wieder an die Schiffskost«, murrte Joshua, als das Haus außer Sichtweite war.
Nach weiteren zwei Stunden sahen sie von rechts einen Reiter auf einem Weg, der ihren kreuzte.
»Ein einzelner Mann kann uns ja wohl nicht viel tun«, meinte Samuel.
»Wenn er nicht ein Späher ist«, wandte Sven ein und langte nach seinem Taschenteleskop.
»Der Mann ist wie ein Priester gekleidet«, stellte er kurz darauf fest.
Als sie den Mann bald danach erreichten, stellte er sich auch als Reverend Wilbus vor. Er betreue als Priester der anglikanischen Kirche die Farmen um den Navesink und sei jetzt unterwegs, um einige Neugeborene zu taufen.
Sven stellte sich und seine Begleiter vor und erzählte, dass man ihn gewarnt habe, wie schwer die letzten Kilometer vor Red Bank im Schnee zu passieren seien.
»Folgen Sie mir nur«, sagte der Reverend. »Ich kenne die Wege, wo man durchkommt. Zu wem wollen Sie denn?«
»Zunächst zu Greg Bowne und dann ein Schiff suchen.«
Der Pfarrer sah ihn skeptisch an. »Schiffe kommen nur noch selten, Herr Kapitän. Die Briten kreuzen immer wieder mit Kuttern in die Bucht, und an Land schlagen sich ihre Requirierungstrupps mit unseren Milizen herum. Es ist sehr gefährlich geworden.«
»Wie können Sie dann allein reiten, Herr Reverend?«
»Meine Kleidung schützt mich. Bisher haben beide Parteien den Pfarrer respektiert, und ich habe für die Toten beider Seiten gebetet.«
»Sind denn nicht viele reine Banditen?«, fragte Sven.
»Nein, Banditen finden Sie hier ganz selten, weil die Truppen beider Seiten dauernd unterwegs sind. Die Briten werden von den Farmern als Banditen bezeichnet, weil sie Verpflegung eintreiben wollen und dafür nur Scheine geben, die man in New York einlösen soll. Auf Sandy Hook wächst nicht viel, sonst würde es ja nicht ›sandige Landspitze‹ heißen.« Und er lachte laut.
Sie sahen noch einmal zwei Reiter, die aber vor ihrer Überzahl schnell in einem Wald verschwanden. Dann zeigte der Pfarrer auf einige Häuser voraus. »Dort wohnt Greg Bowne. Er gehört zu der Familie, die vor Jahrzehnten hier das Land urbar machte. Er ist Anhänger der Unabhängigkeitsbewegung. Sein Onkel ist Führer der Royalisten. Hoffentlich treffen sie nie aufeinander.«
Reverend Wilbus trank bei Greg Bowne noch einen Kaffee, ehe er weiterritt und die drei Freunde mit ihrem Wirt allein ließ.
Mr Bowne hatte einen großen Hof
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