Sven Larsson Bd. 2 - Unter der Flagge der Freiheit
machen.«
Sabrina öffnete die Tür, und Sven sah voller Freude seine beiden Kinder. Lilian saß am Boden und spielte mit Klötzen. Einar lag in Henriettas Arm und öffnete nur kurz die Augen. Aber Lilian stand auf und lief auf ihn zu mit ihren kleinen Beinchen.
»Daddy! Bleibst du bei uns?«
Sven hob sie hoch. »Ja, mein Liebling. Jetzt bleibe ich ein Weilchen hier und spiele mit dir.«
»Fein. Hast du was mitgebracht?«
Er lachte und griff nach einem Beutel. »Schau mal nach, ob es dir gefällt.« Sabrina erklärte er: »Ein kleines geschnitztes Holzpferd, das schaukeln kann. Aber nun gebt mir mal meinen Einar! Guten Tag übrigens, Henrietta. Ich hoffe, es geht dir gut.«
Sie knickste. »Danke, Sir.« Sie gab ihm vorsichtig Einar in den Arm. Der Kleine öffnete kurz die Augen und verzog den Mund, was Svenals Lächeln deutete und erfreut zur Kenntnis nahm. Dann rülpste Einar, und auch das wertete Sven als Erfolg. »Seht ihr. Bei mir macht er gleich sein Bäuerchen.«
Sabrina trat zu ihm. »Nun gib ihn mir mal wieder. Er muss jetzt in sein Körbchen und schlafen.«
»Wie ist es dir ergangen, Liebster? Warum konnten die Briten eure Verteidigung am Delaware überwinden?«, fragte Sabrina, als sie einen Augenblick für sich Zeit hatten.
Sven erzählte ihr von dem andauernden Regen, der nur den Vorteil hatte, dass die Briten ihr gewaltiges Bombardement einstellen mussten. »Aber dann war Fort Mifflin nur noch eine Wüstenei, und sie bereiteten sich darauf vor, Fort Mercer auch dem Erdboden gleichzumachen. General Cornwallis marschierte mit weit überlegenen Truppen von Billingsport auf Fort Mercer zu. Da haben wir das Fort aufgegeben und sind mit unseren Galeeren nachts an Philadelphia vorbei flussaufwärts entwischt.«
»Haben wir nicht genug Soldaten?«
»General Gates hat die Truppen, die bei Saratoga frei wurden, zu spät zu uns geschickt. Dadurch waren wir zu schwach. Bei uns gibt es nicht ein so mit allen Vollmachten ausgestattetes Oberkommando wie bei den Briten. Zu viele reden mit. Die kontinentalen Schiffe auf dem Delaware waren zwar der Staatsflotte unterstellt, aber manche Kapitäne haben nur zögernd gehorcht. Das ist unsere Schwäche. Wir sind misstrauisch gegen jede Art von Autorität, auch wenn wir sie gewählt haben und sie brauchen.«
Sabrina schaute ihn angstvoll an. »Haben wir noch eine Chance, nachdem die Briten nun auch in Philadelphia sitzen?«
»Aber ja, Liebste. Ich glaube nicht, dass sie sich dort lange halten. Sie sind dort nur von Feinden umringt. Aller Nachschub muss über den Delaware kommen, und wir werden immer wieder mit neuen Batterien oder mit Bootsangriffen ihren Nachschub stören. Das zehrt an ihren Kräften.«
»Sven, an unseren Kräften und Geldbörsen zehrt der Krieg aberauch. Viele Dinge gibt es nicht mehr, weil sie aus Europa kamen, und alles ist teurer geworden.«
Sven nahm sie in die Arme. »Da brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Meine Agentur hat die Prisengelder der letzten Fahrt der Enterprise abgerechnet. Ich habe fast 20.000 Dollar bekommen. Da wird deine Geldbörse nicht zu schnell leer.«
Sabrina blieb vor Staunen der Mund offen. »Aber Sven, dann sind wir ja reich.«
»Noch nicht ganz, Sabrina, aber ganz gut gepolstert.«
Am nächsten Morgen lernte er dann Easton kennen, ein sehr kleines, aber schön gelegenes und gemütliches Städtchen. Sabrina erzählte ihm, wie das Ehepaar Arthur sie freundlich aufgenommen und mit anderen Ehepaaren bekannt gemacht habe. »Wir müssen sie nun einmal einladen und vielleicht noch ein oder zwei Pärchen dazu.«
Sie trafen auch einige Leute, mit denen Sabrina ihn bekannt machte, und in einer Kutsche zog ein Herr seinen Hut und grüßte. »Das war Dr. Chesney. Stell dir vor, er kennt meinen Vater von einem Ärztetreffen in Philadelphia.«
Das brachte das Gespräch auf die Verwandten. Von Sven Mutters und seinem Stiefvater hatte Sabrina schon Post an die neue Adresse erhalten. Beiden ging es gut. Der Krieg war für sie sehr fern.
»Aber Ingrid, deine Schwester, hat nicht lange nach der Geburt deines Neffen den Durchmarsch eines hessischen Bataillons erlebt. Doch sie haben sich in Harristown nicht länger aufgehalten und Disziplin bewiesen.«
»Gut, dass es das auch noch gibt«, antwortete Sven. »Bevor wir zu dir reisten, haben wir noch schnell in Gloucester nachgesehen, ob es John und Martha gut geht und das Haus noch steht. Es ging ihnen gut, aber am Morgen wollten uns acht Plünderer
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