Sven Larsson Bd. 2 - Unter der Flagge der Freiheit
Joshuas Gegner auf die Deckplanken gefallen war. Von hinten tönte ein Pfiff. Samuel hatte also seine Aufgabe auch erledigt.
»Kneble und fessele ihn! Ich gebe Samuel den Kurs an und lösche die Positionslaternen.«
Sie glitten mit zunehmender Geschwindigkeit von der Fregatte weg in die Nacht hinein. Vom Boot wurde gerufen. Die Fregatte ließ eine Leuchtrakete steigen, aber da waren sie schon zu weit ab und hatten auch den Koch bereits überwältigt.
Sven saß mit Karl Bauer, der ihn als Kapitän vertreten hatte, in der Kajüte der Sloop Enterprise . »Warum kamen die wie bestellt in die Bucht und wollten euch ausliefern?«, fragte Leutnant Bauer.
»Der Joshua hat den Kapitän zum Reden gebracht«, erzählte Sven. »Die Engländer auf Sandy Hook haben Zuträger in allen wichtigen Gasthäusern, die ihnen gegen ein paar Pennys erzählen, wer dort durchzieht. Wir sind ihnen aufgefallen. Auf mich ist ein Kopfgeld von 1.000 Dollar ausgesetzt, und auch Joshua wollen sie als ehemaligen Deserteur fangen. Da haben sie uns die ersehnte Bermudasloop geschickt, und der Kapitän wollte sich gern das Kopfgeld verdienen.«
»Dann sind sie ja auch hinter mir als Deserteur her«, sagte Karl. »Und bei dir haben sie noch etwas zugelegt, weil du ihnen so geschadet hast.«
Sven sah erschöpft aus und sagte zu seinem Freund: »Wir haben zudritt die Sloop gesegelt und auf die Gefangenen achten müssen. Ich bin jetzt hundemüde. Was immer ihr für Befehle für mich habt, es muss zehn Stunden Zeit haben. In denen möchte ich auf keinen Fall geweckt werden. Kümmere dich bitte auch um Rocky.«
Karl lächelte. »Ist gut! Schlaf dich aus, aber stopf dir Wachskügelchen ins Ohr. Der Dienst an Deck ist nicht lautlos.«
Am nächsten Tag, als Sven gefrühstückt hatte, übergab ihm Karl die versiegelten Befehle des Marine-Komitees. »Wenn du in zwei Tagen nicht aufgetaucht wärst, hätte ich ohne dich segeln müssen. Es soll ein Auftrag sein, der wohl bis zu einem bestimmten Termin erledigt sein muss.«
Sven ließ sich von Martin noch eine Tasse Kaffee bringen. »Ich brauchte mich zu Hause nicht zu beklagen, Martin, aber deine Fürsorge ist auch wieder sehr angenehm.«
»Danke, Sir. Wir freuen uns, dass Sie wieder da sind. Aber Mr Bauer war auch ein guter Kapitän, Sir.«
Sven nickte. Sein alter Freund Karl hatte sich, wie auch Joshua, unwahrscheinlich entwickelt. Intelligent, treu, tapfer und zuverlässig war er seit je. Aber jetzt konnte er auch fließend lesen und schreiben, hatte eine gewisse mathematische und literarische Bildung und war ein selbstsicherer Kommandant.
Dann nahm Sven den versiegelten Befehl, schnitt ihn auf und las. Er glaubte, wieder im Jahr 1776 zu sein. Sie sollten noch einmal Fort Nassau auf New Providence, Bahamas, einnehmen. Geheimen Nachrichten zufolge wurden dort große Pulvermengen für den Transport nach Amerika gelagert. Britische Kaperschiffe sollten dort auch ihre Prisen abliefern.
Sven überlegte. Dann musste das aber ein Überraschungsangriff werden. Sonst würden die Briten wieder Pulver abtransportieren wie damals, als Kommodore Hopkins so lange in Sichtweite der Küste zögerte. Er las nach, was da über die Befestigungen stand. Sie waren seit 1776 nicht verstärkt worden und wurden immer noch nur von Miliz verteidigt. Dann war es auch mit einem Schiff zu schaffen.
Er ließ Karl rufen und erklärte ihm den Auftrag. »Was müssen wir noch laden?«, fragte er dann.
»Wir sind mit Verpflegung und Munition versorgt und könnten sofort absegeln.«
»Warum musste ich durch Schnee und Eis herjagen?«, fragte Sven. »Du kennst doch die Gewässer um New Providence auch.«
»Woher sollen das die hohen Herren wissen? In den Berichten, die ihnen vorliegen, stehen doch nur die Namen der damaligen Offiziere. Die anderen segeln vor Frankreich oder sind tot. Da warst du der nächste.«
»Na gut, Karl. Wir segeln morgen Früh. Ausgang nur bis Mitternacht. Ich unterrichte morgen nach dem Auslaufen über den Plan.«
Sven ließ sich noch nicht an Deck blicken, sondern schrieb erst einen Brief an Sabrina, in dem er kurz die Erlebnisse der Hinreise erwähnte und die glückliche Ankunft meldete. Dann schrieb er an Ingrid, seine Schwester, und Henry, seinen Schwager und berichtete von dem Albtraum in jener Nacht und ihrer glücklichen Rettung durch Ingrids Worte im Traum. Er war gespannt, ob Ingrid auch von ihm geträumt hatte.
Als sie im Morgengrauen Norfolk verließen, hielt Sven eine
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