Sven Larsson Bd. 2 - Unter der Flagge der Freiheit
kurze Ansprache an die Mannschaft, sagte, dass er sich freue, wieder für eine Kreuzfahrt bei ihnen zu sein und dass ihr Ziel diesmal Fort Nassau auf New Providence sei. »Ich bin sicher, ihr werdet wieder tapfer und klug sein, und wir alle werden hoffentlich reiche Beute machen.«
»Das können manche gebrauchen«, flüsterte der Maat Rocha Joshua zu. »Die haben doch in den zwei Wochen in Norfolk mit den Weibern jeden Penny durchgebracht.«
Sven saß am Vormittag noch mit seinen Offizieren über den Karten und erläuterte den Angriffsplan. Eine besondere Rolle fiel den Seesoldaten unter Leutnant Trumbull zu, die in einem Überraschungsangriff Fort Nassau stürmen sollten.
»Die Miliz auf New Providence war damals nicht sehr kampfeslustig«, berichtete Sven. »Das soll sich nicht geändert haben. BritischeTruppen sind noch nicht in Fort Nassau stationiert. Wenn wir sie überraschen, werden sie ohne einen Schuss rennen. Und wir sind nicht an Schüssen interessiert, sondern nur an Pulver, Munition und sonst ertragreicher Beute.«
Sie stimmten ihm lachend zu. Als die Besprechung beendet war, wollte ihn Mr Bolder, der Schiffsarzt, noch sprechen.
Er druckste erst ein wenig herum, sagte dann aber klar: »Sie wissen, Sir, dass ich damals nur für eine begrenzte Zeit zur See fahren wollte, um Erfahrungen zu sammeln und Ihrem Schwager Gelegenheit zu geben, dass er seine Praxis so ausbauen konnte, um einen zweiten Arzt einzustellen. Die Zeit läuft jetzt ab. Ihr Schwager braucht einen Arzt, und ich benötige eine gewisse Nähe zur Universität, um an meiner Doktorarbeit zu feilen.«
Für Sven war das keine gute Nachricht. Er hatte gehofft, Tim Bolder noch für die Fregatte anwerben zu können. Er war ein guter, fürsorglicher und beliebter Schiffsarzt geworden.
»Ich wäre gern weiter mit Ihnen gesegelt, Mr Bolder, denn Sie wissen, wie sehr wir alle Ihre Kompetenz und Fürsorge schätzten. Können Sie uns denn wenigstens einen Nachfolger anwerben?«
Mr Bolder versprach, dass er alles versuchen werde und die Zeit auf See auch genossen habe. »Mit Ausnahme der Stürme natürlich, Sir.«
Zu seinem Erstaunen musste Sven merken, wie sehr er in diesen Monaten verlernt hatte, Stürme auszuhalten. Es war nur ein leichter Sturm, der sie streifte, aber Sven spürte ein recht unangenehmes Gefühl im Magen. Er schüttelte den Kopf. So schnell konnte man die Seebeine doch nicht verlieren.
Die Mannschaft war routiniert und versah ihren Dienst in der Takelage fehlerfrei. Aber Sven setzte auch Geschützexerzieren und Scharfschießen an.
»Hab ick dir’s nich jesagt«, murmelte ein älterer Matrose zum jüngeren. »Bei dem muss et imma knallen. Und wenn de nich triffst, zieht der een Jesicht wie zehn saure Jurken.«
So viel Grund zum Ärger hatte Sven nicht. Die Kanoniere schossen recht gut, aber natürlich blieb noch ein Rest zu verbessern. Und dann war ja auch wieder Joshua als Maßstab an Bord. Und auch der neidischste Richtkanonier musste zugeben, dass dessen Treffkünste unglaublich waren.
Es war kurz vor der Morgendämmerung. Sven ging mit Rocky an Deck, um nach dem Wetter zu sehen und sich zu orientieren, ob fremde Segel in Sicht waren. Zuerst konnte er kaum vom Achterdeck bis zum Bug etwas erkennen und musste sich auf Rockys Hör- und Geruchssinne verlassen.
Dann aber stieg die Sicht auf über zweihundert Meter, und die Ausgucke enterten auf. Morgen würden sie hoffentlich Grand Bahama Island sichten und abends dann New Providence, sodass sie sich im Lauf der Nacht anschleichen und morgens angreifen könnten.
Sven wandte sich zum Gehen, um zu frühstücken. Da überraschte ihn die Meldung des Ausgucks: »Segel acht Meilen östlich querab.«
Sven bat Midshipman Bergson, mit einem Teleskop aufzuentern. »Sehen Sie zu, ob Sie herausfinden, was das für ein Segel ist. Aber blicken Sie nicht direkt in die Sonne.«
Nach kurzer Zeit meldete Mr Bergson, dass sehr wahrscheinlich eine Bermudasloop auf parallelem Kurs segele. Einige Matrosen hofften schon auf eine Prise, aber Sven befahl, sofort alle Segel einzuholen.
Er sah enttäuschte Gesichter und bat den Bootsmann: »Mr Petrus, erklären Sie den Neulingen, dass ein östlich von uns segelndes Schiff früher von der Sonne angestrahlt wird. Aber die Sonnenstrahlen erreichen uns nur wenig später, und wenn die Sloop uns dann sichtet, kann sie auf den Inseln vor uns warnen. Und mit Segeln fällt ein Schiff eher auf als ohne. Einholen könnten wir eine
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