Sven Larsson Bd. 2 - Unter der Flagge der Freiheit
auf der Liberty zusammen, um ihre Berichte und Bestandslisten abzugeben.
Auch der Kapitän der Maine war auf der Liberty . Sein Erster Leutnant sicherte mit der Fregatte gegen den Konvoi hin. Samuel war müde, aber er musste mit Rocky von Prise zu Prise rudern und in den unteren Decks nach geheimen Verstecken suchen. Er fand einen Schiffsjungen, der sich verborgen hatte, und verschiedene Papiere, die Sven erst studieren musste.
Auf der vierten Prise hatte es Tote gegeben, weil ein Besatzungsmitglied gerade sein Wasser in den Holzzuber entleert, als die Kapermannschaft in den Schlafraum kam. Er schrie und weckte die anderen. Einige wehrten sich und wurden getötet.
Sechs der Prisen waren die typischen Jamaikasegler, große Dreimaster mit Zucker, Rum und Melasse. Eine Zweimastbrigg war ein Stückgutfrachter mit 30 amerikanischen Gefangenen von Kaperschiffen an Bord. Der Letzte hatte Ananas und Bananen geladen.
»Die dreißig Gefangenen können wir gut gebrauchen«, sagte Sven zu Kapitän Sullivan. »Wie verteilen wir sie nur am besten? Diese Kapermatrosen sind meist ein rebellisches Volk.«
»Ich glaube, wir sollten sie auf die Maine nehmen. Da habe ich sie mit den Seesoldaten am besten unter Kontrolle. Ich gebe noch dreißig Matrosen auf die Prisen ab. Auf jeder Prise bleiben zehn der alten Besatzung und fünfzehn von unseren Leuten. Kapitäne und Offiziere nehme ich. Sie brauchen dann nur fünfzehn Mann zu entbehren, denn Sie haben Ihre Kreuzfahrt noch vor sich. Ich brauche unsere Prisen ja nur in den Hafen zu bringen.«
Sven lachte. »Das wird schwer genug, Kapitän Sullivan. Aber Ihr Vorschlag ist fair. Ich nehme ihn gern an und werde Sie noch bis Einbruch der Nacht begleiten. Können Sie bitte noch meine Anweisungen für meine Prisenagentur mitnehmen?«
Die Kutter fuhren noch eine Weile hin und her, bis alles geregeltwar. Dann nahmen sie in zwei Reihen Kurs auf Charleston. Die Maine segelte windwärts vom Konvoi. Die Liberty folgte ihm.
Auf der Liberty war Sven schon die Einladung der Messe überbracht worden. Der Erfolg sollte gefeiert werden.
Hätten sie nicht noch eine Nacht warten können? Ich bin noch so müde, dachte sich Sven. Aber das war eine Einladung, die konnte er nicht ablehnen.
Er stand an Deck, als die Dunkelheit heranbrach und winkte Kapitän Sullivan, so lange er ihn sehen konnte. Dann ging er schnell zu Martin. »Mach mir meine Extrauniform zurecht. Ich lege mich noch eine halbe Stunde hin.«
In der Messe gab es ein großes Hallo. Der Master hatte die erste Wache übernommen. Alle wollten die reiche Beute feiern, aber Sven meinte, sie sollten erst abwarten, bis die Prisen im sicheren Hafen seien.
»Dann können wir ja noch mal feiern, Sir«, meinte der lustige Mr Flinders.
Schon an der Vorspeise merkte Sven, dass sein Koch dem Messekoch sehr zur Hand gegangen war. Aber die Offiziere, der Zahlmeister und der Schiffsarzt waren gar nicht so sehr am Geschmack der Vorspeise interessiert, sondern diskutierten lebhaft über den Wert der Prisen, der sie erwartete. Für einige war es die erste größere Prise.
»Da hat man recht gehabt, Sir, mit dem, was man mir sagte, als ich auf Ihr Schiff kommandiert wurde«, verkündete Leutnant Flinders.
»Was hat man denn gesagt, Mr Flinders?«
»Ich solle mir ein Bankkonto zulegen. Jetzt würde ich reich werden.«
Sven schüttelte den Kopf. »Ich habe ein paar Mal Glück gehabt, Mr Flinders. Aber Glück ist wetterwendisch. Vielleicht kapern wir gar nichts mehr.«
»An Ihr Glück glauben aber viele, Sir«, warf Mr Harvy ein. »Denken Sie nur, dass über vierzig Mann den weiten Weg vom Delaware nach Charleston unternommen haben. Alles gute Männer, die auf Sie schwören, Sir.«
»Ja, ich gebe zu, die Anhänglichkeit der Männer hat mich sehr berührt«,bestätigte Sven. »Und wie gut, dass wir in Mr Will einen so tüchtigen und tapferen Leutnant der Seesoldaten erhalten haben. Er hätte es sonst schwer gehabt, Leutnant Faller zu ersetzen, den ich eigentlich haben wollte, der aber in den letzten Gefechten am Delaware gefallen ist. So haben wir durch Sehnsucht nach Geld, Anhänglichkeit oder Zufall eine gute Mannschaft zusammen. Trinken wir auf den Erfolg unserer Mannschaft!«
Nun waren die Dämme gebrochen. Es wurde getrunken, gelacht und gescherzt. Leutnant Flinders entpuppte sich als geschickter Stimmenimitator, der mal den Bootsmann, mal den Arzt und mal Sven täuschend ähnlich nachahmte. Und Dr. Bader, der Schiffsarzt, war ein wanderndes
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