Sven Larsson Bd. 2 - Unter der Flagge der Freiheit
mal im Hintergrund.«
»Aye, Sir. Ich bin gerade abgelöst worden und ruhe mich aus.«
Als das Boot der Fregatte Maine anlegte, lief das große Empfangszeremoniell mit Trommler, Querpfeifer, präsentierenden Seesoldaten und Vorstellung der Offiziere ab. Kapitän Sullivan dankte freundlich und schüttelte Sven herzlich die Hand. »Gut, Sie hier in der Mitte des Ozeans zu treffen, Sir«.
»Hoffentlich führt das Treffen zum gewünschten Erfolg, Sir. Kommen Sie doch bitte in meine Kajüte.«
Martin bot Wein und Gebäck an, und beide Kapitäne wechselten einige unverbindliche Worte. Ja, Kapitän Sullivan hatte eine gute und erfolgreiche Fahrt hinter sich. Er hatte in der Biskaya eine Reihe englischer Schiffe gekapert.
»Gott sei Dank konnten wir sie in Bordeaux zum Prisengericht bringen und unsere Prisenmannschaft wieder an Bord nehmen. Dadurch sind wir bereit für neue Taten.«
Sven nickte. »Sie sollen unsere eventuelle Beute ja auch in amerikanische Häfen geleiten, Kapitän Sullivan. Für Sie ist es das Ende der Reise. Für uns der Anfang. Mein Erster Leutnant, Mr William Harvy, der jetzt dienstfrei hat, war nicht sicher, ob Sie der Kapitän Sullivan sind, den er kannte.«
Kapitän Sullivan lachte herzlich. »Der Schürzenjäger hat mir meinedamalige Liebste ausgespannt. Gott sei Dank, sage ich heute, denn ich lernte darauf die Frau meines Lebens kennen, die mir drei Söhne geboren hat. Ich muss Harvy dankbar sein, aber damals war ich wütend auf ihn.«
»Er hat Ihre damalige Liebste geheiratet und ist auch glücklich.«
»Au, dann darf ich ja nichts Negatives über seine Eroberung sagen.«
Sie prosteten sich zu, und Sven begann vorsichtig, seinen Plan zum Angriff auf den Konvoi darzulegen. Sullivan stellte interessierte Rückfragen, schlug die eine oder andere Ergänzung vor, war aber sonst völlig einverstanden.
»Man nennt Sie nicht umsonst den ›trickreichen Schweden‹, Mr Larsson. Das ist ein guter Plan, der uns viel Verluste ersparen kann.«
Die nächsten drei Tage ließ sich kein Konvoi blicken. Einige Unruhige waren schon sicher, dass sie ihn verpasst hatten.
Auf den Fregatten wurde geübt, wie man Boote an langen Tauen so schleppen konnte, dass die noch ihren Kurs verändern und ein fremdes Schiff entern konnten. Auch an den eigenen Fregatten wurden nachts Enterangriffe geübt. Dabei stellten sie fest, dass das Schleudern der Enterhaken und ihr Aufprall zu laut waren. Man musste lange Stangen mitführen und die Haken an der Reling leise einhaken.
Sie lernten kleine Tricks voneinander. So hatte die Maine zum Beispiel noch nicht die Männer mit der besten Nachtsicht ausgesucht. Svens Maate halfen Kapitän Sullivan dabei, und er war sehr zufrieden mit dem Ergebnis.
Auch Leutnant Harvy und Kapitän Sullivan hatten sich getroffen, lachend die Hände geschüttelt und von ihrer damaligen Rivalität und ihrem heutigen Eheglück erzählt. Es fanden in diesen drei Tagen manche Besuche von Bord zu Bord statt. Das war doch mal eine Abwechslung in der Weite des Ozeans.
Auch die Schiffsärzte hatten ihre Lazarette besucht, die Kranken untersucht und Erfahrungen ausgetauscht. Der Arzt der Maine hatte Bootsmann Petrus versichert, dass er nur Geduld brauche, um völliggeheilt zu werden. Joshua ging es auch schon gut genug, um an Deck zu gehen und sich die andere Fregatte anzusehen.
Und dann kam die dritte Nacht. Sven hatte nach einem frühen Abendbrot geschlafen, um nachts an Deck hellwach sein zu können. Aber als Rocky dann knurrte, war er doch gerade in der Kajüte.
»Bitte, Sir, kommen Sie doch einmal ganz hinten zum Heck. Bitte atmen Sie tief durch die Nase ein«, sagte der Erste Leutnant.
Sven war verwundert, aber er sog die Luft ein. Ja, das war nicht die frische Seebrise, das war der Gestank wie an der Hafenfront. »Wieso stinkt das so? Wir liegen doch nicht vorm Hafen?«, fragte er.
»Ich habe auch lange überlegt, Sir. Der Wind treibt etwa hundert Schiffe auf uns zu. So etwas habe ich noch nie erfahren. Der Wind bringt von jedem Schiff Geruch mit: Gestank aus der Kombüse, Schweiß- und anderer Gestank von Männern. Die Fracht mag stinken, fauliges Bilgenwasser ist ausgepumpt worden, die Latrinen stinken. Das und anderes müssen Sie mit hundert multiplizieren, dann ergibt sich der Mief, den wir von Häfen kennen. Der Hund schnuppert schon lange nicht mehr. Er dreht die Nase weg von dem Gestank.«
»Sehr gut kombiniert, Mr Harvy. Jetzt wollen wir die Maine alarmieren und sehen,
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