Sven Larsson Bd. 2 - Unter der Flagge der Freiheit
Potter, warum haben Sie die jungen Midshipmen nicht darauf aufmerksam gemacht, dass sie jeden Tag einige Zeilen nach Hause schreiben müssen, damit sie nicht völlig überrascht werden, wenn ein Postschiff auftaucht?«
»Sir, ich wusste das selbst nicht. Meine bisherige Dienstzeit habe ich auf Galeeren der Virginia Navy abgeleistet. Da waren wir immer in Ufernähe.«
»Dann schicken Sie mir mal Mr Bergson, Sie Süßwassermatrose.«
Und Sven erklärte Mr Bergson, dass er als Dritter Offizier die Midshipmen zu betreuen habe und dafür sorgen solle, dass sie wüssten, wie man mit den persönlichen Angelegenheiten zurechtkommt. »Mr Potterhat nur Fluss-, aber keine Seeerfahrung und kann den jüngeren da nichts beibringen. Da müssen Sie ran. Sie kennen doch alle Tricks.«
Sven musste sich beeilen, um seinem Brief noch die Abschlusszeilen hinzuzufügen, dann war der Schoner schon heran und setzte ein Boot aus. Es war ein Schoner der Kontinentalen Flotte. Sein Leutnant musste mit allen Ehren empfangen werden.
Die Seesoldaten eilten heran. Der Pfeifer setzte seine Querpfeife an. Der Trommler probte, ob das Kalbfell gespannt war. Sven rückte seinen Hut zurecht und schaute nach dem Boot aus. Sein Blick ruhte prüfend auf dem Gleichtakt der Riemen und wanderte dann zum Leutnant. Das Gesicht kam ihm bekannt vor, aber er wusste nicht, woher er es kannte.
Viel Zeit blieb nicht zum Grübeln. Das Boot legte an. Kommandos ertönten. Die Trommel ratterte, die Pfeife zwitscherte. Die Seesoldaten rissen ihre Musketen vor den Körper. Der Leutnant tauchte auf, stieg an Deck und grinste über das ganze Gesicht.
»Welche Überraschung, der Sven Larsson!«, sagte er.
Sven dachte, dass er entsetzlich dumm aussehen müsse. Er wusste immer noch nicht, wer ihm gegenüberstand. »Wir kennen uns von der Victoria anno zweiundsiebzig, Kapitän Preston. Nun hilf mir schon mit deinem Namen.«
»Na, der Theo Rossberg, mit dem du immer Karten gespielt hast. Und der Maat hat uns immer an Deck geschickt, die Kupfergriffe zu putzen.«
»Natürlich, der Theo. Einen schönen Schoner hast du jetzt. Wo kommst du her?«
»Von Bordeaux nach Baltimore, wenn ich dort die Depeschen für den Kongress los werde.«
»Komm, Theo, gehen wir in meine Kajüte. Für ein Glas Wein wirst du Zeit haben.«
»Aber nur für eins, ich soll mit größter Eile segeln.«
Sie tranken auf ihr Wohl, streiften die Vergangenheit nur mit ein paar Worten, um zu wissen, wer tot war und wer wo lebte. Dann fragte Leutnant Rossberg, ob britische Schiffe in der Nähe seien.
Sven berichtete kurz von dem Konvoi und den Prisen, die mit der Maine vor ihm segelten. Und dann sagte Theo: »Ich bringe eine Nachricht, die den Krieg verändert.«
Sven war erstaunt. »Ist der britische König tot?«
»Nein. Frankreich und unser Kongress haben ein Geheimabkommen unterzeichnet. Sie versichern sich ihrer Freundschaft und wollen den gegenseitigen Handel verstärken. So weit nichts Neues. Aber in geheimen Zusätzen erkennt Frankreich unsere Unabhängigkeit an und sichert uns militärische Hilfe zu, sobald England angreift. Noch in diesem Jahr wird eine große französische Flotte nach Amerika segeln.«
»Donnerwetter! Das verändert unsere Lage wirklich ganz gewaltig. Dann müssen die Briten auch Philadelphia aufgeben«, staunte Sven.
»Sie müssen den ganzen Kontinent aufgeben, Sven, auch wenn es noch ein paar Jahre dauern kann. Darauf trinke ich mein Glas aus und segele weiter. Aber die Nachricht muss noch unter uns bleiben.«
»Versprochen. Aber unsere normale Post nimmst du nach Baltimore mit!«
Sie umarmten sich und winkten sich zu, als der Schoner Kurs auf die ferne Heimat nahm.
Svens Energie schien nach den Nachrichten neu geweckt. Er engagierte sich beim Kanonendrill und übte dann selbst mit seinen Offizieren Scharfschießen mit Pistolen. Mr Harvy erwies sich als besonders guter Schütze.
Dann ging Sven mit Joshua noch ein wenig an Deck hin und her. Joshua hielt es nicht die ganze Zeit unter Deck im Schiffslazarett aus. Er hatte auch keine Schmerzen, wenn sein Schlüsselbein ruhig und fest im Verband lag.
»Es braucht nur noch zu heilen, Sir. Da könnte ich doch auch bei Übungen daneben stehen und sie überwachen. Reden darf ich ja.«
»In zwei Tagen spreche ich mit dem Arzt. Wir dürfen auch nichts überstürzen. Ich kenne Sie doch. Wenn Sie sehen, wie jemand etwas falsch macht, dann wollen Sie es ihm auch vormachen. Und auf einmal verrutscht das Schlüsselbein
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