Sven Larsson Bd. 2 - Unter der Flagge der Freiheit
Schäden repariert. Sven hatte selbst die britische Brigg untersucht, aber außer dem Verzeichnis der Geheimsignale für den nächsten Monat nichts gefunden. Er ließ alle Segel setzen, um bald einen französischen Hafen zu erreichen.
Zwei Tage später sah Matrose Penn den Hafen voraus und flüsterte es seinem Kumpel am Fockmast zu. »Leck mich doch mit deinem Hafen sonst wo. Seit Stunden kreuzen wir hier diesen dämlichen Fluss hoch,müssen dauernd die Segel umbrassen. Und vorher hatten wir zwei Tage Wache um Wache, weil wir so viele Prisenmannschaften abgegeben haben. Ich will nur noch pennen.«
»Dämlicher Hund! Sei froh, dass wir viele Prisen haben. Da kannst du hier die französischen Nutten bumsen.«
Sven schaute dem Boot des Hafenkapitäns aus geröteten Augen entgegen. Er war einfach zu müde, um sich erleichtert zu fühlen. Er hatte vor Sorge, dass sie noch in der Biskaya abgefangen werden könnten, kaum geschlafen. Nur noch Leutnant Harvy stand ihm zur Seite. Sonst taten zwei Midshipmen Dienst als Leutnants.
Bordeaux war eine kompakte, mittelalterliche Stadt, mit reich wirkenden mehrstöckigen Bürgerhäusern am Fluss. Die Menschen am Kai und auf den Schiffen am Hafen winkten den Amerikanern zu. Auch eine amerikanische Kaperbrigg lag im Hafen.
Der Repräsentant des amerikanischen Kongresses meldete sich bald bei Sven, und auch französische Soldaten zur Übernahme der Gefangenen marschierten schon am Kai auf. Das war der Vorteil, wenn man einen langen Flusstrichter vom Meer bis zum Hafen entlangsegeln musste. Da wurde jedes einlaufende Schiff rechtzeitig gemeldet, und auch Sven hatte Wünsche über den Landweg angemeldet.
Der Vertreter des Kongresses war ein erfahrener Mann. Er ging sofort auf die dringenden Fragen ein: Verletzte, die an Land ärztlicher Hilfe bedürften, Schäden, die dringend repariert werden müssten, wichtige Gefangene, für die eine Sonderbehandlung arrangiert werden musste.
Dann fragte er nach Neuigkeiten. Als Sven erzählte, dass der Baron du Savord mit ihnen reise, um die väterliche Firma zu übernehmen, war er sichtlich überrascht. »Der vom Bankhaus Savord? Mit seiner Familie? Sie haben ihn aus Seenot gerettet?«
Sven erzählte kurz, beschrieb den freundlichen, natürlichen Umgangston des Barons und seiner Familie. Sohn und Tochter hätten mit den Midshipmen französische Literatur studiert. Er habe gar nicht gewusst, dass der Baron so reich sei.
»Er ist einer der reichsten Männer Frankreichs. Kein Höfling, aber sehr einflussreich, vor allem in Südfrankreich. Es kann nur von Vorteilsein, wenn er sich uns verpflichtet fühlt. Bitte geben Sie mir doch einen Überblick, wo Sie die Prisen eroberten und was sie geladen haben, Herr Kapitän. Dann werden wir uns überlegen, ob wir der französischen Admiralität alles mitteilen können.«
Sven war überrascht, als er nach seinem Bericht hörte, dass die britische Kaperbrigg sehr erwünscht sei, um ausgelöste amerikanische Seeleute in die Heimat zurückzutransportieren. »Mit ihren vielen Gefangenen haben wir 200 Gefangene beisammen, die wir gegen Amerikaner austauschen, die von den Briten gefangen wurden. Das heißt, eigentlich übernehmen die Franzosen den Austausch. Wir müssten die Brigg dann in einer Werft voll gefechtsfähig herrichten lassen.«
Der Repräsentant des Kongresses fragte Sven auch, ob er die eroberten 2.000 Steinschlossgewehre auf Brigg und Fregatte laden könne. »Ich habe einen Hilferuf aus Amerika, dass Gewehre dringend gebraucht werden.«
Auch Sven erfuhr Neuigkeiten. Noch einmal wurde ihm vom Tod seines früheren Kapitäns Biddle berichtet, aber auch die Alfred mit ihren 24 Kanonen war auf dem Rückweg von Frankreich nach Amerika von Briten gekapert worden. Die erste französische Flotte unter Admiral d’Estaing werde im nächsten Monat von Toulon nach Amerika segeln. »Der Ausbruch offener Feindseligkeiten ist dann nur noch eine Frage von Tagen.«
Der amerikanische Repräsentant bemerkte, wie müde Sven war, und verabschiedete sich. Er werde morgen den Prisenagenten schicken und ihn selbst noch einmal aufsuchen. Jetzt wolle er ihm aber erst die verdiente Ruhe gönnen. Mit Baron du Savord werde er gleich im Anschluss Kontakt aufnehmen.
Als Sven am nächsten Morgen erwachte, fühlte er sich wie ein anderer Mensch. Der Duft frisch gerösteten Kaffees erfüllte die Kajüte, und er hörte an den leisen Hantierungen, dass sein Bursche das Frühstück vorbereitete. Aber erst ging
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