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Sven Larsson Bd. 2 - Unter der Flagge der Freiheit

Sven Larsson Bd. 2 - Unter der Flagge der Freiheit

Titel: Sven Larsson Bd. 2 - Unter der Flagge der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Adam
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Hilfe beim Einstieg ins Kapergeschäft. Es war wohl nicht nur ein Gefälligkeitskauf des Barons gewesen, der inzwischen mit seiner Familie nach Südfrankreich weitergereist war. Die Firma versprach sich anscheinend Gewinn von der Kaperei.
    Der Beauftragte verstand jedenfalls etwas von Schiffen, fand die Bewaffnung ein wenig schwach und fragte Sven, was er von Pivotkanonen an Bug und Heck halten würde.
    Sven erinnerte sich, dass er Pivotkanonen in Gibraltar gesehen und mit Mr Bradwick über einen Einbau auf einem seiner Kaperschiffe gesprochen hatte. Aber eigene Erfahrungen damit hatte er nicht und gab das offen zu. Er fragte, ob man hier eine Werft kenne, die solche Pivots einbaue. Monsieur Solan, so hieß der Beauftragte, erwähnte eine Werft am Unterlauf der Gironde und diskutierte mit Sven die Vor- und Nachteile solcher Drehplattformen.
    Sven gab zu, dass eine Pivotkanone neben ihrer Funktion als Jagdgeschütz nach vorn auch die Breitseite verstärken könne, hatte aber Zweifel, ob die drehbare Plattform auf Dauer den Rückstoß aushalte.
    »Das hat der Werftdirektor mir fest zugesichert, Mr Larsson, und es mir auch an einem Beispiel demonstriert.« Sie diskutierten noch über Abnutzungserscheinungen bei Pivotdrehscheiben, und Sven versprach, sich unter seinen Offizieren und Maaten umzuhören, ob jemand persönliche Erfahrungen mit solchen Drehkanonen habe.
     
     
    Monsieur Solan hatte aber noch ein anderes Problem: die Rekrutierung der Mannschaft. Da die französische Regierung noch keine Kaperbriefe ausstelle, sei die ganze Angelegenheit ein wenig ein Wechsel auf die Zukunft. Matrosen sähen ihre Heuer aber lieber in der Gegenwart, und daher sei der Andrang auf Kaperschiffe nicht sehr groß. Mr Bergson habe doch die Franzosen auf der Brigg kommandiert. Ob er ihn bei der Auswahl der Bewerber von diesem Schiff beraten dürfe?
    Das sagte Sven gern zu und dachte mit Sorge, dass er auch eine vollständigeSchiffsmannschaft neu zusammenstellen müsse. In wenigen Tagen sollten die ausgetauschten amerikanischen Gefangenen kommen.
    Das führte Svens Gedanken zu Mr Harvy, der die Brigg kommandieren würde. Es war eine durchaus erfreuliche Gedankenwanderung, denn Sven hatte Harvy sehr schätzen gelernt. Er war in jeder Hinsicht ein kompetenter, einsatzfreudiger und loyaler Offizier. Und hier in Bordeaux würde er wohl auch äußerlich wieder den Eindruck eines Krüppels verlieren.
    Dr. Bader, ihr Schiffsarzt, war am zweiten Tage ihres Aufenthaltes mit ihm in das beste Krankenhaus der Stadt gegangen, hatte Mr Harvy dem besten Knochenchirurgen vorgestellt, ihn untersuchen lassen und sich den besten Orthopädiemeister nennen und sich für ihn ein Empfehlungsschreiben geben lassen. Seitdem war er mit Mr Harvy jeden Tag bei diesem »Künstler seines Faches«, wie er schwärmte.
    Sven mochte Harvy sehr und hatte Respekt vor Mr Bader, aber er hatte am dritten Tag aufgehört, die Reden über die Vorbereitung des Stumpfes, das Anpassen eines Schaftstückes, die Auswahl der Hölzer und Stahlfedern weiter anzuhören. Aber zwei Tage später hatte er vor Staunen den Mund nicht mehr zu bekommen, als Mr Harvy auf zwei Beinen mit zwei Füßen und zwei Schuhen auf ihn zukam, gewiss: noch auf einen Stock gestützt und etwas humpelnd, aber auf zwei Füßen.
    Mr Harvy übte wie keiner seiner Kanoniere. Er musste den Stumpf immer wieder mit heilenden Salben einreiben, und er schmerzte auch immer noch, aber er lief von Tag zu Tag besser. Niemand sah ihm schon von Weitem den Krüppel an. Alle freuten sich mit ihm. Es war wie ein Wunder.
    »Nun ja«, erklärte Harvy in der Messe, »ich werde nie mehr die Wanten hochentern können wie früher, aber ich kann doch auf dem Achterdeck hin und her gehen, ohne dass jeder denkt, ich sei ein alter Pirat. Was die Medizin heute alles kann. Ich hatte es nicht geglaubt, als der Schiffsarzt damals davon erzählte. Ich wäre nicht drauf gekommen.«
     
    Ende Mai wurden dann auch die entlassenen Gefangenen für den nächsten Tag angekündigt. Sven hatte das Rahmenpersonal für beide Schiffe schon bestimmt. Mr Harvy würde die neue Brigg, sie hatten sie Philadelphia getauft, kommandieren. Mr Bergson würde ihn als Leutnant begleiten. Der Maat Ben Albus würde Bootsmann werden, denn Joshua konnte seine Stelle auf der Liberty schon fast völlig wieder ausfüllen.
    Mr Flinders würde Erster Leutnant auf der Liberty werden, Mr Tom Potter, Zweiter und Mr Frank Waller Dritter. Die beiden hatten schon in den letzten

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