Sven Larsson Bd. 2 - Unter der Flagge der Freiheit
er mit Rocky schnell an Deck und sah sich um.
Der Wachhabende, einer seiner diensthabenden Leutnants, kam aufihn zu und fragte, ob jetzt allgemeines Wecken stattfinden solle. Sven fragte zurück und wollte wissen, wann die Prisenbesatzungen zurückgekommen seien.
»Um zwei Glasen der Hundewache, Sir (ein Uhr nachts).«
»Dann warten wir noch eine Stunde«, entschied Sven und sah Rocky zu, der sich entleerte und die neuen Gerüche schnupperte. Ich muss hier auch an Land mit ihm einen Spaziergang machen, dachte er.
Bald nach dem Frühstück wurde ihm der Prisenagent gemeldet. Er sprach recht gut Englisch und machte einen sehr eifrigen Eindruck. Bisher hatte er nicht sehr viel verdienen können, denn die Amerikaner hatten noch nicht viele Prisen in französische Häfen gebracht. »Aber Kapitän John Paul Jones ist jetzt von Brest aus zu einer Kaperfahrt in britischen Gewässern ausgelaufen, Herr Kapitän. Der Krieg kommt nun auch zu den Briten ins Haus.«
Sven gab ihm einen Überblick, dass die drei Handelsbarken und die kleinere Brigg zum Verkauf stünden, berichtete über die Ladungen und fragte, welche Preise zu erwarten seien und mit welchen Terminen er rechnen könne.
Der Agent zögerte erst mit der Antwort und fragte nach der größeren Brigg, die Mr Bergson kommandiert hatte.
Sven teilte ihm mit, dass sie im Auftrag der Regierung mit befreiten Gefangenen zurücksegele und dass er auch zweitausend Gewehre aus den Prisen nach Amerika transportieren solle.
»Dann werde ich sofort die entsprechenden Entschädigungen beim Kongress anfordern, Sir. Das geht über Paris.« Der Agent war froh, dass er mit dieser Nachricht von der nicht so guten Verkaufssituation in Bordeaux ablenken konnte.
»Den Proviant werden wir auch absetzen können, Sir. Die Schiffe werden etwas länger dauern. Der Krieg ist hier noch recht weit, und der Bedarf an Schiffen noch gering, aber wenn die Flotte von d’Estaing versorgt werden muss, sieht das bald anders aus.«
An Bord sprach sich schnell herum, dass die Situation für Prisengeld in Bordeaux nicht so günstig sei und dass es auch länger dauere, bis Vorschüsse darauf gezahlt werden würden. Die bunten Träume, was man alles beim Landgang anstellen werde, wurden farbloser.
Aber dann kam doch noch die Rettung. Der Repräsentant des Kongresses erschien in Eile, schwenkte ein Schreiben mit vielen Siegeln und sagte, es sei ein Expressschreiben aus Lissabon, in dem ein Graf von Tarifa Kapitän und Besatzung der Liberty für seine Befreiung aus maurischer Gefangenschaft danke und der Besatzung eine Prämie von tausend Dollar aussetze.
»Der Graf von Tarifa gehörte zu den Ratgebern des spanischen Königs und hat sich erst vor Jahresfrist aus Altersgründen zurückgezogen. Er ist aber nach wie vor ein sehr angesehener Mann. Die hiesige Bank löst seine Gutschrift ohne Zögern ein. Sie haben sich einflussreiche Freunde geschaffen, Mr Larsson.«
Und sein Respekt stieg noch weiter, als der Prisenagent kam und berichtete, ein Beauftragter des Bankhauses Savord habe einen guten Preis für die kleinere Brigg geboten. Baron du Savord wolle in das Kapergeschäft einsteigen. »Er will Ihnen einen Gefallen tun, glaube ich eher, Mr Larsson«, äußerte der Agent.
Wie dem auch sei. Die nächsten Tage waren Tage der Erholung und der Freude. Die Mannschaften wurden in Kneipen und Bordellen freundlich aufgenommen und konnten bezahlen, was die Freundschaft erhielt.
Sven wurde mit seinen Offizieren in das beste Hotel am Platze zu einem Festessen vom Grafen du Savord eingeladen, der auch einige Repräsentanten mit besonders hübschen Frauen und Töchtern eingeladen hatte, sodass auch die Offiziere sich gut amüsierten.
Als Sven nach dem heiteren Abend wieder an Bord zurückkam, war er traurig, dass er so ohne jede Nachricht von seiner Familie war. Sie wussten ja nicht, wohin ihn das Schicksal verschlagen hatte. Die allgemeinen Nachrichten aus der Heimat klangen eher gut. England werde die Besetzung von Philadelphia nicht durchhalten können, hieß es allgemein, und Sven stellte sich vor, er könne mit Sabrina und den Kindern wieder im Haus in Gloucester wohnen.
An Arbeit mangelte es für Sven und seine Offiziere nicht. Überall musste ausgebessert und erneuert werden. Ein Teil der Schiffshandwerkerhalf auf der Werft, die erbeutete Kaperbrigg zu reparieren und auch die heruntergekommenen Mannschaftsquartiere zu restaurieren.
Ein Beauftragter des Barons du Savord meldete sich und bat um
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