Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sven Larsson Bd. 2 - Unter der Flagge der Freiheit

Sven Larsson Bd. 2 - Unter der Flagge der Freiheit

Titel: Sven Larsson Bd. 2 - Unter der Flagge der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Adam
Vom Netzwerk:
lassen.
    Aber als er dann in der Eiseskälte dieses Januartages 1777 mit den Maaten an Deck herumkroch, wurde er schon auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Gewiss, man hatte die Sloop Enterprise überholt, aber dabei war sehr gespart worden. Immer wieder stieß Sven auf Holzteile, die ersetzt, Taue, die neu eingezogen werden mussten, Farbanstriche, die nichts mehr abhielten.
    Als er dann mit den Maaten in seiner Tageskajüte saß, die mit Kohlenglut in Eiseneimern ein wenig aufgewärmt war, als er mit dem heißen Grog anstieß, da war er alles andere als euphorisch. Gewiss, die Maate und der Zweite Leutnant machten einen erfahrenen und zuverlässigen Eindruck, aber es fehlte doch so viel zu einem kampfkräftigen Schiff.
    Er sprach mit ihnen über die Besatzung. Er würde Werbeplakate drucken lassen und hörte ihren Rat, wo sie aufzuhängen wären. Mr Pendleton, der Zweite Leutnant, hatte gute Vorschläge und brachte auch die Idee auf, an drei oder vier zentralen Orten einen Freibierabend zu veranstalten.
    »Sir, die Leute schwatzen gern mit anderen Seeleuten, und wenn Sie dann mit Ihren Prisen locken, werden wir Freiwillige kriegen. Und das Bier ist nicht teuer.«
    Sven dankte dem Leutnant und wollte die Idee verfolgen. Aber als ein Maat vorschlug, man sollte in den Gefängnissen werben, lehnte er sofort ab.
    Doch der Maat war hartnäckig. »Verzeihen Sie, Sir, ich habe mich falsch ausgedrückt. Ich denke nicht an Räuber und Diebe. Ich denke an die, die raffiniert in eine Schuldenfalle gelockt wurden, nicht mehr bezahlen konnten und nun hinter Gittern sitzen. Ich kenne allein drei alte Salzbuckel, denen es so geht. Und dann denke ich an die, die weggesperrt wurden, weil die Tochter eines reichen Mannes sich in den Habenichts verliebt und der Vater die Macht hatte, den Burschen hinter den Mauern verschwinden zu lassen. Verzeihen Sie, Sir, aber es gibtfür die Armen eine Menge Unrecht in diesem Land. Wenn ein kluger Mann mit den Leuten spricht, kann er die Spreu vom Weizen trennen. Ich kenne einen Pfarrer, Sir.«
    »Der Gedanke hat etwas für sich«, sagte Sven. »Nennen Sie mir bitte den Namen des Pfarrers, damit ich mit ihm reden kann.«
    So wurde der eine oder andere Vorschlag vorgebracht, und Sven hatte den Eindruck, dass er eine Stammbesatzung vorfand, mit der man ein gutes Schiff formen konnte.
    Mr Pendleton, der Zweite Leutnant, bat ihn zum Schluss noch um ein paar Worte unter vier Augen. »Sir«, wandte er sich etwas verlegen an Sven. »Sie haben erkennen lassen, dass Sie Mr Petrus zum Bootsmann machen wollen. Bitte erlauben Sie mir den Hinweis, dass wir Seeleute aus südlichen Kolonien haben, denen es sehr schwerfallen wird, von einem Neger Befehle anzunehmen.«
    Sven sah ihm fest in die Augen. »Mr Pendleton, Joshua Petrus segelt seit Jahren mit mir. Er ist ein ausgezeichneter Bootsmann, ein einmaliger Scharfschütze mit der Rifle und mit Kanonen, ein ungewöhnlich kräftiger Mann, zuverlässig und treu. Er wird jeden so oder so überzeugen. Ich lasse nichts auf ihn kommen. Aber vielen Dank für den Hinweis.«
     
     
    Sven schaute sich die Quartiere der Männer an, die nicht auf Urlaub waren. Es war eine Lagerhalle, die von großen Eisenöfen geheizt wurde. Die Matratzen, die Tische, die Holzregale, auf denen sie ihre Habe stapelten – alles sah recht ordentlich aus.
    Viel Platz war noch frei, denn die Bedrohung Philadelphias wirkte sich schon auf den Warenumschlag aus.
    Sven wandte sich zu Mr Pendleton: »Hier könnten wir doch die neuen Leute an Handwaffen drillen und sogar eine Kanone hineinstellen, um die Handgriffe einzuüben. Sonst müssten wir warten, bis wir in wärmere Gewässer kommen, und dann kann es zu spät sein.«
    Pendleton stimmte dem Vorschlag begeistert zu und wollte schon in den nächsten Tagen für den Aufbau einer Kanone sorgen.
    Auf dem Heimweg unterbreitete Joshua noch einen Vorschlag. Esgäbe doch im nahe gelegenen Virginia manche Plantage, die von ihren königstreuen Besitzern verlassen sei. Wenn man den Sklaven bei Dienst in der Flotte die Freilassung verspreche, könne man sicher gute Leute aussuchen.
    »Die müssten wir aber völlig neu anlernen, Joshua. Das bringt viel Arbeit.«
    »Sicher, Sir. Aber wenn wir nur kräftige und geschickte Leute nehmen, wäre das besser, als die Plätze unbesetzt zu lassen. Ich kenne zwei Schwarze, die die Dialekte sprechen und bei der Auswahl helfen könnten.«
    »Gut! Ich werde das mit der Verwaltung besprechen und einen Offizier und

Weitere Kostenlose Bücher