Sven Larsson Bd. 2 - Unter der Flagge der Freiheit
gesehen.«
»Karl hat mich an diesem Bierabend wunderbar unterstützt. Ich brauchte wenig zu sagen. Er hat mich und das Schiff so angepriesen, dass wir sieben Seeleute geworben haben, die einen guten Eindruck boten. Dadurch konnte ich früher kommen.«
Sabrina lächelte ihn an. »Wir werden die Zeit schon nutzen. Aber Karl müssten wir wieder einmal zum Essen einladen.«
Doch Sven schlug vor, mit beiden Leutnants, dem Schiffsarzt und dem Master in Philadelphia zu speisen. »Dann lernst du auch die anderen kennen und kannst dir ein Bild machen, wenn ich dir dann schreibe.«
Sabrina sah ihn traurig an. »Sprich nicht von dieser Zeit. Ich verdränge sie.« Und sie schmiegte sich an ihn.
Die Besatzung der Enterprise hatte ihre Sollstärke erreicht. Wenn das Wetter es nur einigermaßen zuließ, übte die Besatzung auf dem Schiff. Es war Ende Februar. Das Eis auf dem Fluss war aufgebrochen, trieb in großen Schollen vorbei und staute sich hin und wieder, was hektische Aktivität hervorrief, um Überschwemmungen zu vermeiden.
Am Kai der Enterprise fuhren Lastwagen in kaum abreißender Kette vor. Alle Männer schleppten Vorräte und Munition in die Vorratsräume des Schiffs. »Sobald das Eis etwas mehr abnimmt, verlegen wir zum Pulverkai, und dann dauert es nicht mehr lange, bis uns endlich warme Winde umwehen«, sagte Karl Bauer zu Joseph Pendleton, dem Zweiten.
»Das wird auch Zeit, Sir. Wenn die Leute hier länger auf dem kalten Schiff leben müssen, erfrieren sie sich noch die Knochen.«
Sabrina sah das anders. Sie genoss jeden Tag, den Sven noch bei ihr war, und fürchtete sich vor der Nachricht, dass er morgen auslaufen müsse. Joshua und Billy waren schon auf dem Schiff, und es war nun doch im Haus deutlich einsamer. Besonders die lebhafte Ingrid fehlte.
Sven war nicht wohl bei dem Gedanken, dass seine Frau jetzt in dem großen Haus mit so wenigen Menschen leben sollte. Seitdem William in Norristown war, blieb John, der Hausdiener, als einziger Mann bei seiner Frau. Und er war nicht der Typ, der Einbrecher in Angst und Schrecken versetzen konnte.
Aber dafür hatte sie jetzt den großen Hund. Ricky und Rocky waren hervorragende Wächter. Wenn sie im Haus waren und jemand näherte sich dem Haus, dann knurrten sie, bis sie in den Garten gelassenwurden. Dort stürzten sie sich mit lautem Gebell auf jeden, der sich innerhalb der Gartenzäune aufhielt. Einmal war ein völlig betrunkener Mann über den Zaun geklettert. Sie stellten ihn, und Ricky hielt sein Genick im Würgegriff seines Gebisses, bis Sven gelaufen kam und ihm befahl, loszulassen. Der Penner hatte Schürfwunden und Druckstellen am Hals, war augenblicklich nüchtern geworden und beteuerte immer wieder, er habe nichts Böses gewollt. Sven glaubte ihm und ließ ihn laufen, sagte ihm aber, er solle jeden warnen, der den Garten betreten wolle. Wenn er nicht zur Stelle gewesen und dem Hund das Kommando gegeben hätte loszulassen, dann wäre er jetzt tot. Der Mann blickte ängstlich auf den Hund und verschwand.
Sabrina und Sven gaben jedem Hund einen Leckerbissen. Sabrina lächelte Sven an. »Na, dir ist doch ein Stein vom Herzen gefallen, nachdem du gesehen hast, was für ein guter Wächter der Ricky ist.«
Sven nickte und fasste sie um.
»Und ich bin auch ruhiger, wenn ich weiß, dass Rocky bei dir ist. Da kann dich kein Feind bei Nacht und Nebel überraschen«, ergänzte Sabrina und erwiderte seinen Kuss.
Und dann war der 26. Februar des Jahres 1776 gekommen, als an einem sonnigen Winternachmittag die Enterprise formell in Dienst gestellt wurde. Auch Sabrina war anwesend und stand am Kai, begleitet von John, dem Hausdiener.
Sie schauten auf das Schiff, dessen Mannschaft an Deck angetreten war. Die Seesoldaten mit ihren grünen Röcken, den roten Aufschlägen und den Filzhüten, die an der linken Seite hochgeklappt waren und eine Kokarde trugen, standen militärisch straff und regungslos an der Gangway.
Die Matrosen waren in Divisionen angetreten, aber sie standen nicht straff und regungslos. Sie hatten einheitliche Kleidung mit festen, dunkelblauen Jacken und weißen, weiten Hosen, aber schon die Hüte variierten. Manche bevorzugten einen breiten, manche einen schmalen Rand. Manche klappten ihn an allen Seiten hoch, manchenur an einer. Die Maate trugen einheitlich eine Art Filzzylinder mit geradem Rand.
Sabrina blickte auf Sven, der inmitten seiner Offiziere stand. Er sah gut aus in seiner blauen Jacke und Kniehose mit
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