Sven Larsson Bd. 2 - Unter der Flagge der Freiheit
einen Maat mitschicken. Dann könnt ihr euch auf den Weg machen und bis zu fünfzehn Freiwillige aussuchen.«
Daheim in Gloucester begrüßte sie lautes Hundegebell. Zwei kräftige Schäferhunde liefen drohend auf sie zu, als sie sich dem Gartentor näherten.
»Was ist denn da los?«, fragte Sven.
Aber schon ertönte ein Pfiff vom Haus. Die Hunde hörten sofort auf zu bellen und liefen zum Haus. Als Sven mit Joshua und Billy ausstieg, saßen sie brav neben einem jungen Burschen und sahen ihnen entgegen.
Sven blickte misstrauisch auf die großen Gebisse, als die Haustür geöffnet wurde und Henry heraustrat. »Keine Angst, ihr tapferen Krieger. Die parieren aufs Wort. Kommt nur herein, dann werde ich alles erklären. Das ist übrigens Jonny, der mich mit den Hunden aus Norristown begleitet hat.«
»Was machst du hier, Henry? Ist Ingrid mit dir gekommen?«, fragte Sven, als sie die Tür hinter sich geschlossen hatten.
»Nein, sie ist in unserem Haus. Ich bin nur für einen Tag gekommen, weil in der Ausstattung des Hospitals einige Instrumente und Arzneien fehlen. Die besorge ich hier und eile zurück.«
»Und was ist mit den Hunden?«
Henry lächelte. »Einer meiner ersten Patienten war ein Deutscher,ein Hundezüchter. Eine belanglose Wunde am Arm hatte sich bös entzündet. Er fürchtete um seinen Arm. Ich habe den richtigen Schnitt angesetzt, die richtige Medizin gewählt, mich um ihn gekümmert. In einer Woche war alles geheilt, und der glückliche Patient hat mir aus seiner Zucht einen Schäferhund geschenkt. Ingrid erzählte, ihr hättet in eurer Jugend auch so einen Hund gehabt, damals in Einars Tal. Ihr Kinder hättet ihn sehr geliebt. Als wir merkten, wie gut der Hund dressiert war, haben wir zwei andere Rüden aus dem Wurf gekauft. Sie können Sabrina im Haus und dich auf dem Schiff beschützen. Sie sind wunderbare Wächter.«
»Lucky hieß unser Hund«, sagte Sven verträumt. »Ich habe so gern mit ihm gekuschelt. Aber was soll ein Hund auf dem Schiff?«
Henry lachte. »Der deutsche Züchter hat einen Schwager, der Kaperkapitän ist. Der schwört auf seinen Hund. Nachts oder im Nebel lässt er ihn an der Bordwand schnuppern. Wenn ein Schiff in der Nähe ist, merkt das der Hund vor jedem Ausguck. Einmal allerdings hat sich der Schwager an eine Delphinschule angepirscht, weil der Hund die als Bedrohung gemeldet hatte. Aber lern die Hunde erst einmal kennen. Jonny wird sie euch vorführen, wenn ich morgen die Sachen besorge. Er kann auch noch zwei oder drei Tage hierbleiben.«
Die beiden Rüden waren mit ihren anderthalb Jahren schon große, kräftige Tiere mit schwarzer Decke auf Rücken und Kopf und gelblich-braunem Fell. Sie hießen Ricky und Rocky, wie ihnen Jonny erzählte, aber sie würden sich auch noch an andere Namen gewöhnen.
»Sind sie wirklich ein Schutz für das Haus?«, fragte Sven. »Jeder Fremde kann sie doch mit einem vergifteten Stück Fleisch ausschalten.«
Jonny schüttelte lächelnd den Kopf. »Sie sind so dressiert, Sir, dass sie nur aus dem Napf fressen, den ich Ihnen mitgebracht habe. Aus der Hand fressen sie nur dem, den wir dann als Herren bestimmen, Sie oder Ihre Gattin. Jetzt kann nur ich ihnen einen Leckerbissen geben, sonst keiner. Versuchen Sie es doch einmal mit dem Stück Wurst!«
Sven reichte dem Hund, der ihm am nächsten war, das Stück Wursthin, aber der drehte nur den Kopf weg und knurrte. »Donnerwetter!«, sagte Sven. »Das habe ich noch nicht gesehen. Und wie sollen die Hunde nun an uns gewöhnt werden?«
»Das schaffen wir in zwei Tagen, Sir. Ich schlage vor, dass Sie und Ihre Gattin sich jeder einen Hund aussuchen, dass jeder von Ihnen auch noch einen anderen Menschen bestimmt, auf den der Hund auch hört, falls einer von Ihnen verhindert ist.«
Sven wählte für sich den Rocky, der ihn besonders beschnuppert hatte. Sabrina war mit Ricky einverstanden. Sven nahm Joshua als Vertreter, Sabrina die Köchin Martha. Und dann ließen sie die Hunde an ihren Kleidern schnuppern und übten mit ihnen.
»Ich komme mir vor, als wäre ich noch einmal der Junge in Einars Tal«, schwärmte Sven.
Es blieb wenig Zeit, sich so um die Hunde zu kümmern, wie es Sven gewünscht hätte. Die Anwerbung von Seeleuten lief an. Ein gutes Dutzend hatte sich auf die Plakate hin gemeldet, und nun mussten sie überprüft und untersucht werden.
Tim Bolder, der junge Schiffsarzt, war sehr gründlich und hatte auch viel an den Bedingungen in der Lagerhalle
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