Sven Larsson Bd. 2 - Unter der Flagge der Freiheit
fast nur die Sachen, die ausgegeben wurden.«
»Gut, heute ist wieder Ausgang. Mal sehen, was sich ergibt.«
Alle Midshipmen mussten in Begleitung der Leutnants Flinders und Bergson am frühen Abend noch zu der französischen Kaperbrigg übersetzen und sich die Pivotdrehscheiben zeigen und erklären lassen.
»Die Pivotkanonen sind wunderbare Waffen, Sir«, erzählte Mr Flinders danach. »Die Brigg gewinnt zwei Achtpfünder zum Geschossgewicht jeder Breitseite hinzu und hat doch Bug- und Heckkanonen wie vorher. Die Scheiben lassen sich maximal um 360 Grad drehen. Das Problem des Rückstoßes haben sie durch verstärkte Bremsung gut imGriff. Ein Nachteil ist nur, dass unten im Rumpf ein ziemlich starkes Gerüst eingebaut werden muss, das Platz wegnimmt.«
Sven rieb sich das Kinn. »Sie halten das also für kleinere, schnellere Schiffe für eine gute Lösung?«
»Ja, Sir, aber auch für größere.«
»Nun, Mr Flinders, bei einer Fregatte macht ein Geschütz mehr oder weniger an der Breitseite nicht mehr viel aus.«
»Nein, Sir. Aber ich könnte mir denken, dass alle Kanonen einmal einen gewissen Spielraum zum Schwenken erhalten. Und wenn es fünfundvierzig Grad sind, Sir. Dann brauchten wir die Kanonen nicht mehr mit Handspaken herumzuwuchten. Es ginge alles schneller und genauer.«
»Dazu müssten wir den Rückstoß besser in den Griff kriegen, denn wir können nicht bei jeder Kanone an der Breitseite so ein Pivotgestell einbauen.«
»Ja, Sir. Dazu muss mir noch was einfallen.«
»Dann wünsche ich viel Glück beim Erfinden, Mr Flinders.«
»Die beiden Briten waren heute Abend jeder einzeln beim selben Bäcker und haben sich Brot und eine Tüte Näschereien geholt. Sie haben das Brot in ihren Spind gesteckt und das andere einzeln und heimlich unten im Bilgenraum versteckt. Das haben wir gefunden. Es sind Lunten, Feuerzeug und etwas Pulver. Die Brote haben wir noch nicht durchsucht«, meldete Mr Petrus dem Kapitän.
»Habt ihr Lunten und Pulver in den Verstecken gelassen?«
»Ja, Sir.«
Sven sagte nach einigem Nachdenken. »Ich werde Mr Solan zu mir bitten. Er kann alles dem Polizeioffizier erklären, den er für geeignet hält. Er sollte sich mit uns besprechen und am Abend dann die Kerle hochnehmen. Wir müssen dann nicht das Risiko tragen und mit ihnen auslaufen. Sie können hier verurteilt werden.«
»Das ist ja ungeheuerlich, Mr Larsson. Dieser Importladen ist erst seit Kurzem hier, aber der Bäcker ist seit Generationen eingesessen. Woher kannten Sie denn die beiden Briten?«, fragte Mr Solan am nächsten Tag.
»Zufall«, sagte Sven. »Wen von der Polizei wollen Sie heranziehen?«
»Monsieur Pompidol, den Leiter der Kriminalabteilung. Er kann in Zivil zu Ihnen kommen und alles besprechen.«
»Gut, in einer Stunde werde ich ihn erwarten. Jetzt müssen wir aber noch über die Auslaufvorbereitungen für Ihre Brigg sprechen.«
Am Abend wurden die beiden Briten verhaftet, als sie mit Monsieur Mitteraux sprachen. Zur gleichen Zeit wurde auch der Bäcker festgenommen, und einige Kriminalbeamte kamen zur Liberty und untersuchten in Gegenwart des Ersten Leutnants das Gepäck und die Verstecke in der Bilge. In die Brote waren je zwei Handgranaten eingebacken.
»Die hätten ganz schön was anrichten können«, schimpfte Mr Flinders.
»Alle Beteiligten haben erstaunlich schnell gestanden, Kapitän Larsson«, berichtete der leitende Kriminalbeamte am nächsten Tag. »Die beiden Seeleute hatten Freiheit, Ihr Schiff zu schädigen oder gar zu zerstören, wann immer der Augenblick günstig erschien. Bei Erfolg hätte jeder zweitausend Pfund erhalten. Mitteraux ist Mitglied eines Spionageringes und hat sogar seine Komplicen verraten. Der Sohn des Bäckers ist ihnen durch Trunksucht und Spielschulden in die Fänge geraten. Sonst hat die Familie nichts mit Spionage oder Sabotage zu tun. Die unmittelbar Beteiligten werden in Kürze zum Tode verurteilt werden. Werden Sie der Exekution beiwohnen, Herr Kapitän?«
»Nein, Herr Kommissar. Wir laufen übermorgen aus. Ich gratuliere Ihnen zur Überführung der Verbrecher und hoffe weiterhin auf gute Zusammenarbeit.«
Sven stand auf dem Achterdeck. Rocky drückte sich an seinen Oberschenkel.Sven sah hinaus auf die See, die sich vor ihnen öffnete. »Ja, Rocky, jetzt geht es wieder heim. Ich freue mich auf meine Familie, und du wirst deine Freundinnen wiedersehen.«
»Sir«, meldete Leutnant Flinders. »Bitte um Erlaubnis,
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