Sven Larsson Bd. 2 - Unter der Flagge der Freiheit
den weißen Strümpfen. Nur mit der roten Weste, den roten Aufschlägen und Manschetten konnte sie sich nicht so recht anfreunden. Sie fand die weißen Aufschläge in der britischen Marine attraktiver und hatte gehört, dass auch manche amerikanische Offiziere sich so kleideten. Aber ihr Sven lehnte solche Eigenmächtigkeiten ab. Manchmal war er schon ein wenig zu nüchtern und vernünftig.
Doch jetzt erscholl Trommelklang, Pfeifen zwitscherten und sogar die Matrosen standen regungslos. Mit Mr Smith kamen andere Mitglieder des Marine-Komitees, zwei Offiziere der kontinentalen Flotte und Vertreter der Stadt Philadelphia.
Auch Mr Bradwick war mit Mr Smith erschienen, ging aber nicht mit an Bord, sondern wandte sich zu Sabrina, als er sie gesehen hatte. Er begrüßte sie sehr höflich und gratulierte ihr zu diesem Ehrentag ihres Mannes.
»Für mich ist es eher ein trauriger Tag, Mr Bradwick. Er muss uns wieder verlassen, und wir leben in Angst und Sorge.«
»Das brauchen Sie nicht, Mrs Larsson«, versicherte er überzeugt. »Sie wissen, mein Vater war ein enger Freund vom Großvater Ihres Gatten. Er war fest überzeugt, dass einem Larsson auf See nichts geschehen könne. ›Der alte Schwede stammt von den Trollen seiner Heimat ab. Die Geister behüten ihn in jeder Gefahr‹, sagte er immer und behielt recht. Und so ist es auch mit Ihrem Gatten. Er hat etwas Besonderes. Man kann es nicht erklären. Aber auch die Matrosen spüren es. Sein Schiff hat die volle Besatzung. Das gab es seit Monaten bei keinem kontinentalen Schiff. Er wird wieder heimkommen, und er wird Erfolg haben. Sie können auch daran glauben. Und bis er wieder da ist, das wissen Sie doch, stehe ich Ihnen, wann immer Sie wollen, zur Seite.«
Sabrina dankte ihm und wies zum Schiff, wo die Zeremonie zu einem Höhepunkt kam. Mr Smith hatte eine Urkunde verlesen und überreichte sie Sven. Der bedankte sich und sprach zur Mannschaft.Dann ließ er den Kongress und ihr Vaterland hochleben, und alle Matrosen hoben die Hände und jubelten. Nur die Seesoldaten riefen in steifer Haltung.
Dann wurde eine Flagge gehisst und Salutschüsse donnerten. »Sie nehmen immer noch die Flagge von Hopkins mit den dreizehn Streifen und der Schlange«, bemerkte Mr Bradwick tadelnd. »Es dauert in diesen Komitees immer ewig, bis sich etwas Gutes durchsetzt. Schon lange wird gefordert, zu den Streifen dreizehn Sterne an die Stelle des Andreas-Kreuzes zu setzen.«
Mir ist es egal, wie die Flagge aussieht, dachte Sabrina. Hauptsache, er kommt gesund heim.
Nicht weit von der Enterprise lagen die Kanonenboote Hancock und Dickinson der Staatsflotte von Philadelphia Seite an Seite am Kai.
»Weißt du, wer dort das Kommando erhält?«, fragte der eine Kommandant den anderen.
»Na, der Larsson, der uns an den Kanonen geschunden hat. War ein tüchtiger Bursche und soll ein guter Kommandant sein. Vor Weihnachten kam er mit fünf guten Prisen heim. Damals kommandierte er die Freedom .«
»Die Leute glauben, er bringe sein Schiff immer heim. Soll ein Erbe vom Großvater sein, einem alten Kap Hoorner.«
»Glauben kann man viel. Aber komm! Winken sind wir ihm schuldig.«
An Deck der Enterprise lockerten sich die starren Reihen. Gelächter kam auf. Bierfässer wurden an Deck gerollt, und die Mannschaften drängten sich um die Zapfhähne. Die Offiziere und Ehrengäste verzogen sich in die Kapitänskajüte, um dort mit einem guten Wein anzustoßen. Karl Bauer, der Erste Leutnant, bat Sabrina und Mr Bradwick, doch auch noch einen Schluck auf das stolze Schiff zu trinken.
Als Sabrina die Kajüte betrat, die nach ihrem Rat eingerichtet war, traten die Herren zurück und bildeten einen Kreis um sie und Sven.Man reichte Sabrina ein Glas, sie hob es Sven entgegen und sagte mit fester Stimme: »Allzeit gute Fahrt für Schiff und Mannschaft, viel Erfolg, reiche Prisen und allzeit gesunde Heimkehr!«
Sie hoben ihre Gläser, prosteten sich zu und bestätigten: »So soll es sein!«
Bald geleitete Sven die Ehrengäste von Bord. Die Mannschaft war unter Deck verschwunden und feierte weiter. Jetzt wurde Braten verteilt, den Sven bei Metzgern der Umgebung bestellt hatte.
»Um 19 Uhr wird der letzte Tropfen Alkohol ausgeschenkt, und um fünf Uhr laufen wir mit der Ebbe aus. Karl übernimmt das Kommando. Ich bringe dich nach Hause, genieße dort mein Abschiedsmahl, sag dir und meiner Tochter ›Auf Wiedersehen‹ und muss um drei Uhr wieder an Bord sein.«
»Dann ist keine Minute zu
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