Sven Larsson Bd. 2 - Unter der Flagge der Freiheit
Leichen dem Meer übergeben. Waren nicht mehr Tote gemeldet?«
»Ja, Mr Trumbull, vierzehn. Sie werden die anderen über Bord geworfen haben, weil sie so viele Tote hatten und hart kämpfen mussten. Dann kann man die Leichen manchmal nicht zur Seite legen.«
»Verstehe, Sir. Darf ich noch berichten, was mir beim Verhör der Maate auffiel?«
Sven nickte und sah ihn fragend an.
»Sie stammen fast alle aus kleinen Orten bei Walnut Point an der Chesapeake-Bucht. Ich erinnere mich, dass es dort Anfang sechsundsiebzig zu heftigen Kämpfen zwischen Loyalisten und Patrioten kam. Die Maate waren auch sehr feindselig.«
»Wenn sie aus den Kolonien kommen, dann werden sie erbitterter gegen Patrioten kämpfen als Leute aus Wales oder Schottland. Ihr Kapitän soll auch ein enger Verwandter von Lord Dunmore gewesen sein. Aber jetzt muss ich an meine Arbeit.«Die Enterprise segelte mit Südostkurs durch die Nacht auf die Küste zu. Im Schlepp hatte sie die Bristol , auf der im Schein von Fackeln gehämmert wurde. Die Reparaturen gingen gut voran. Sven rief Rocky und ging mit ihm zum Vorschiff der Enterprise. Er wollte sehen, ob die Reparatur dort beendet war.
Rocky mauzte in der Kuhl, blieb stehen und drehte den Kopf zur Seite.
»Was hast du Rocky?«, fragte Sven.
»Er hat mich gerochen, Sir. Ich hatte mich gerade hingesetzt, um mich ein wenig auszuruhen«, antwortete Joshua Petrus. Er trat auf Rocky zu und streichelte ihn.
»Ich habe gehört, Sir, dass er uns davor bewahrt hat, in die Luft zu fliegen.«
»Stimmt, Mr Petrus. Er hat seinen Knochen schon genossen. Nun hat es sich bereits gelohnt, dass wir einen Hund bei uns haben. Übrigens, wie haben nach Ihrer Beobachtung die Neuen den Kampf verdaut?«
»Sie sind mächtig stolz, Sir. Jetzt tun viele so, als hätte ihnen das gar nichts ausgemacht. Aber einige, die sich während des Kampfes nichts anmerken ließen, haben danach gezittert. Und die, die weglaufen wollten, schämen sich.«
»Ja, ich glaube, wir können insgesamt zufrieden sein mit der Mannschaft. Mit der können wir noch etwas erreichen.«
»Aye, Sir. Und einige folgen meinem Befehl jetzt ohne Widerstreben.«
Sven fragte: »Wieso?«
»Nun, Sir, Sie wissen doch, die ›Niggerhasser‹. Die kriegen doch Bauchschmerzen, wenn ihnen ein Schwarzer Befehle gibt. Jetzt, nachdem sie mich schießen sahen, gehorchen sie willig.«
»Nun, das haben Sie sich redlich verdient, Mr Petrus. Bis dann!«
Sven rief Rocky zu sich heran und ging weiter. Der Posten am Bugsprietrief seine Routinemeldung, dass alles in Ordnung sei. Die anderen Posten fielen ein. Sie waren alle auf ihren Stationen. Es war ruhig auf der Enterprise . Hier hatten sie die Arbeiten eingestellt. Ihre Handwerker waren fast alle auf der Bristol . Auch am Bugspriet waren die Arbeiten beendet. Sven ging auf der anderen Schiffsseite zurück zum Achterdeck.
Der Wind wehte gleichmäßig. Die See rauschte an der Bordwand. Aber da lief Rocky einige Schritte voraus, stellte sich an die Bordwand und knurrte. Doch er schaute nicht in die Ferne, wie Sven vermutet hatte, sondern nach unten, zur See.
Sven ging zu ihm und fasste nach seinem Entersäbel, den alle trugen, wenn Gefangene an Bord waren. Er schaute über die Bordwand. Da war doch nichts. Rocky knurrte weiter. Was hatte der nur? Aber da, dort bewegte sich doch etwas wie ein dünner Stab.
Sven ging einige Schritte zur Bordmitte und rief halblaut: »Wache! Ein Mann mit Laterne zu mir!«
Kurz darauf kam der Matrose gelaufen. Sven ging zu der Stelle, an der Rocky hockte, und befahl: »Leuchte mal hier an der Seite runter!«
Der Strahl der Blendlaterne zeigte kurz unterhalb der Bordkante nichts Auffälliges.
»Tiefer!«
Der Strahl der Blendlaterne wanderte nach unten. Da war ein kleines Loch. Und jetzt stieß wieder eine Art spitzer Stab hervor.
»Da bohrt jemand ein Loch«, sagte Sven mit gedämpfter Stimme.
»Dort sind die gefangenen Maate untergebracht, Sir«, berichtete der Matrose.
»Komm mit! Ich brauche den Sergeanten und fünf bewaffnete Seesoldaten.« Der Matrose lief davon.
Sven erklärte dem Sergeanten, dass die Gefangenen wahrscheinlich versuchen würden, ein Loch durch die Planken zu bohren. »Wir müssen ihren Raum von innen kontrollieren. Wecken Sie einen Zimmermann und bringen Sie zwei Matrosen mit einer Blunderbüchse mit.«
Sie stiegen vorsichtig den Niedergang hinunter. Vor der Tür der Gefangenenkabine lehnte müde ein Wachtposten.
»Hast du nichts gehört?«, fragte
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