Sven Larsson Bd. 2 - Unter der Flagge der Freiheit
»Sven, mein Vater war ein bei den meisten sehr geschätzter Arzt. Er ist als Loyalist nach Kanada gezogen, weil er hier nicht in solche Konflikte geraten wollte, wie sie möglicherweise kommen könnten. Aber er ist hier noch bei den Loyalisten angesehen. Die Briten würden uns nichts tun. Und für die Patrioten können wir auf dich verweisen. Wir haben uns in der Öffentlichkeit politisch zurückgehalten und müssen keine Racheakte fürchten. Ich glaube, dass keine Seite Krieg gegen Frauen und Kinder führt.«
»Ich wünschte, ich könnte da so sicher sein wie du«, sagte Sven. »In jeder Truppe gibt es Rohlinge und Plünderer. Auch ich könnte für meine Matrosen nicht garantieren, wenn sie an Alkohol herankommen. Aber wenn die Briten von New York aus anmarschieren, liegt ihr hier in Gloucester ein wenig seitab.«
Henry mischte sich ein. »Wenn es hier gefährlich wird, kann Sabrina auch jederzeit zu uns nach Norristown kommen. Wir würden ja auch zu euch flüchten, wenn wir in Gefahr wären. Aber bei Ärztensind auch marodierende Soldaten meist vorsichtig, weil sie nicht wissen, ob sie den Arzt nicht noch brauchen.«
Nun mischte sich Sabrina ein. »Jetzt habt ihr aber genug über die Gefahren gesprochen. Wir möchten doch auch etwas über die neue Praxis in Norristown wissen. Sven hat Ingrid schon zugesichert, dass wir ihren Anteil auszahlen können.«
»Das ist wunderbar!«, bedankte sich Henry. »Es ist ein schön gelegener Besitz, den die Gemeinde günstig anbietet, um einen Arzt an sich zu binden. Wir sind in der Natur und doch in ein paar Stunden in Philadelphia. Die Bevölkerung hat schon einen gewissen Wohlstand, um einen Arzt auch zu bezahlen.« Er lachte und kam Svens Spott zuvor. »Das Gebäude, das ich als Hospital einrichten soll, hat einen Raum für Untersuchungen, einen für Operationen und je ein Krankenzimmer für Männer und Frauen und natürlich die Nebenräume. Ich kann das mietfrei nutzen und doch Honorare erheben.«
»Das hört sich sehr günstig an. Wirst du noch als Lehrerin arbeiten, Ingrid?«, fragte Sven.
Ingrid schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. In der ersten Zeit ist viel mit der Einrichtung zu tun, und dann möchte ich ja auch nicht zu sehr hinter Sabrina zurückstehen.« Sie lächelte Henry an.
Ein Klopfen an der Tür unterbrach sie. Die Amme streckte den Kopf herein. »Frau Larsson, die Kleine ist wach. Was soll ich ihr anziehen? Wollen Sie mit ihr noch ein wenig an die frische Luft gehen?«
Sabrina schaute Sven an. »Ich müsste mich umziehen und ein wenig frisch machen«, sagte der. »Unser junges Glück hier dürfen wir ja ein wenig allein lassen.«
Als er mit Sabrina allein im Flur vor dem Kinderzimmer stand, sagte sie zu ihm: »Sven, du hast doch etwas, was dich bedrückt.«
Er sah sie an und rang um Fassung. »Mein alter, treuer Freund Adam ist vor wenigen Tagen gefallen.«
Sie schlug erschrocken die Hand vor den Mund. »Der Adam, mit dem du seit deinem ersten Tag auf See beisammen warst? Der liebe,
gute Kerl! O Sven, du Armer!« Und sie fasste ihn liebevoll um. »Wie ist das geschehen?«
»Wir trafen vor wenigen Tagen auf einen britischen Konvoi, der von einem Kutter begleitet wurde. Nachdem wir ihn niedergekämpft hatten, ergaben sich auch die vier Handelsschiffe bald. Adam sollte eine Schnau in Besitz nehmen. In einer Kabine saß ein Bote mit viel Geld. Der hat ihn erschossen, als Adam die Tür öffnete. Aber Adam hat ihn auch tödlich getroffen.«
»Musste er Schmerzen erleiden?«
»Nein, sicher nicht. Er ist bald darauf gestorben und ließ mir noch Glück wünschen.« Sven stiegen die Tränen in die Augen.
»So ein treuer und erfahrener Gefährte. Wenn er bei dir war, hatte ich keine Angst. Aber warum saß da ein Bote mit Geld?«
Sven atmete tief. »Reiche britische Adlige finanzieren Loyalisten-Regimenter, die sie dann auch – manchmal nur nominell – kommandieren. Zwei Handelsschiffe hatten Waffen und Uniformen für das Regiment und auch zwanzigtausend Dollar, um Sold und alles andere zu bezahlen.«
Sabrina fasste ihn um. »Wie hätten wir uns über das Geld gefreut, wenn er noch am Leben wäre. Aber nun muss ich erst zu Lilian. Willst du dich inzwischen hier frisch machen und umziehen?«
»Nein, Liebste. Ich will mit zu unserer Tochter. Sie soll ihren Vater kennen lernen.«
»Wenn du nicht erwartest, dass sie morgen schon deinen Namen ausspricht, dann ist das ganz in Ordnung.«
Als sie alle am Abendbrottisch saßen,
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