Sven Larsson Bd. 2 - Unter der Flagge der Freiheit
Leutnant: »Monsieur, mir wäre es lieber gewesen, Sie hätten das mit den beiden Transportern einem amerikanischen Schiff sagen können.«
»Haben Sie was gegen die Briten, Monsieur Pasin?«
»Ihre Marineoffiziere sind immer so arrogant, Monsieur.«
Der Leutnant lächelte. »Na, dann nehmen Sie mal mein Teleskop und suchen Sie auf der Sloop, ob ein Offizier die britische Uniform anhat. Schauen Sie auch die roten Röcke der Seesoldaten an und beachten Sie dann, wie auf dem Transporter Drehbassen aufgebaut sind, wohin die Wachen zielen und welche Niedergänge verschalkt sind.«
Der Midshipman studierte die beiden Schiffe. Schließlich wandte er sich erstaunt zum Leutnant um. »Monsieur! Keiner hat eine Offiziersuniform an. Die roten Röcke der Seesoldaten passen gar nicht zu den Hosen und sind zum Teil offen. Und auf dem Transporter ist das Achterdeck ja eine richtige Festung gegen das übrige Schiff. Die bewachen ja die Handwerker, die ein zweites Notsegel setzen. Sind das gar keine Briten?«
Der Leutnant seufzte. »Monsieur Pasin, Sie sollten allmählich einwenig cleverer werden. Das ist ein britischer Transporter, der nach dem Sturm von einer amerikanischen Sloop gekapert wurde. Sie bringt ihn jetzt wahrscheinlich nach Cape Francois. Und die beiden Transporter wird sich die Sloop auch noch holen.«
»Dann haben Sie auch etwas gegen Briten, Monsieur.«
»Unsere Regierung unterstützt die amerikanischen Kolonien, Monsieur Pasin, und Offiziere sollten stets ihrer Regierung folgen.«
Mit zwei Notsegeln konnte der Truppentransporter der davoneilenden Enterprise immerhin mit zwei bis drei Knoten aus eigener Kraft folgen.
»Ich hätte nichts gegen zwei weitere Prisen«, murmelte Leutnant Pendleton zu einem Maat.
»Den möchte ich sehen, der etwas dagegen hat, Sir«, gab der Maat zurück.
»Na, dann schauen Sie mal auf die britischen Seeleute am Fockmast! Die haben etwas mitbekommen und sind gar nicht froh darüber. Ich kontrolliere jetzt hier die Drehbassen und die Wachen, und Sie sagen Ihren Leuten, dass sie auch in der Takelage aufpassen sollen.«
Die Enterprise steuerte mit drei Prisen, die leewärts von ihr segelten, den Hafen von Cape Francois (heute: Kap Haitien) an. Die Stimmung an Bord war ausgezeichnet. Die beiden Transporter hatten sich ihnen ohne jede Schwierigkeit ergeben. Einer der beiden war mit Pulver und Waffen vollgestopft, der andere mit Gebrauchsgütern für die britischen Pflanzungen in der Karibik.
»Ich hoffe, dass der Handelsbeauftragte des Kongresses hier schon seine Arbeit aufgenommen hat. Es würde uns die Abgabe der Gefangenen und den Verkauf der Prisen doch wesentlich erleichtern«, besprach Sven mit Leutnant Bauer beim Spaziergang auf dem Achterdeck.
»Wollen Sie den Pulverfrachter denn verkaufen, Mr Larsson?«
»Am liebsten würde ich ihn mit einer Prisenmannschaft in einen Hafen unserer Kolonien schicken, aber das hängt davon ab, wie sich die Lage im Hafen darstellt.«
»Sie sind doch Cape Francois auch noch nicht angelaufen, nicht wahr?«
»Nein. Wir sind doch fast immer gemeinsam gesegelt. Aber das hier soll eine der schönsten und reichsten Städte in der Karibik sein. Da werden unsere Leute ihr Prisengeld mit vollen Händen ausgeben wollen.«
»Ja«, bestätigte Leutnant Bauer. »Seeleute neigen nicht zur Sparsamkeit.«
Der Pulverfrachter ankerte auf Reede. Die anderen Schiffe machten am Kai fest. Die französischen Hafenbeamten waren freundlich und neugierig und ließen sich von Sven zu einem Glas Rum einladen. Aber in der Stadt solle er doch lieber den Wein kosten. Ja, der amerikanische Vertreter sei schon in der Stadt und würde ihn sicher bald aufsuchen. So viele amerikanische Schiffe auf einmal liefen selten ein.
Auf dem Achterdeck versammelte der Master die drei Midshipmen. Leutnant Trumbull schmunzelte. Es war immer die gleiche Prozedur. Bei allen bemerkenswerten Punkten versammelte der Master die Midshipmen um sich und wies sie auf die nautisch wichtigen Punkte hin. Oft sprach er dann auch über Geschichte und Sehenswürdigkeiten. Da wollte Trumbull auch etwas hören. Auch er war noch nie hier gewesen.
Der Master hatte auf die Punkte aufmerksam gemacht, die man bei der Einfahrt in die Manzanillo Bay beachten müsse. Er zeigte ihnen, wo Kolumbus’ Flaggschiff 1492 gestrandet war, er sprach darüber, dass die Stadt seit 1697 französisch und die Hauptstadt von Haiti sei. Sie werde auch »Klein Paris« genannt.
Hier wurde Trumbull
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