Sven Larsson Bd. 2 - Unter der Flagge der Freiheit
Mr Pendleton dachte, er habedie Karikatur eines Lords vor sich. Der Armeeleutnant stellte ihn als Lord Wethersby, Major Seiner britischen Majestät Füsiliere, vor.
»Was wünschen Sie, Leutnant Pendleton?«, näselte der Lord, und Pendleton hätte beinahe laut gelacht. Der Kerl war ja eine Witzfigur.
»Sie haben vielleicht schon bemerkt, dass Sie jetzt Gefangener der amerikanischen Flotte sind, Herr Major. Ich will von Ihnen wissen, wie viele Soldaten Sie hier an Bord haben und wohin sie gebracht werden. Dann können Sie noch Wünsche äußern, was Sie an Bord unseres Schiffes mitnehmen möchten.«
»Reden Sie mich gefälligst mit ›Eure Lordschaft‹ an, Mann.« Jetzt schnarrte der Lord wie ein Schauspieler in den Sketchen, die Pendleton mitunter in Philadelphia über den britischen Hochadel gesehen hatte.
»Wir erkennen in meiner Heimat keine Adelstitel an. Ich behandele Sie als Major. Wenn Sie sich nicht wie ein gefangener Offizier verhalten wollen, übergebe ich Sie unserem Sergeanten, der Sie auf unser Schiff bringt, notfalls mit Gewalt. Also: Wie viele Truppen haben Sie an Bord? Wohin sollten sie transportiert werden?«
Widerwillig antworte der Lord: »75 Mann nach Jamaika.«
»Danke! Bitte bereiten Sie sich vor, auf unser Schiff überzusetzen. Sie können einen Burschen mitnehmen. Der Herr Leutnant wird Sie begleiten. Entschuldigen Sie mich. Ich muss sehen, ob wir Ihr Schiff reparieren können.«
Pendleton besprach sich mit seinem Maat und dem britischen Kapitän. Man müsste den Transporter schleppen, bis man Notsegel errichtet habe. Das würde nicht ganz einfach sein.
»Herr Kapitän! Bitte instruieren Sie Ihre Mannschaft, dass sie mit unseren Handwerkern zusammenarbeitet. Es geht ja auch um Ihre Sicherheit. Sie nehmen bitte Ihre Papiere mit an Bord der Sloop.«
Als ein Kutter wieder zur Enterprise zurückkehrte, sprang Midshipman Blair zuerst an Bord und lief auf Sven zu: »Sir! Das Schiff transportiert 75 Soldaten. Wir haben die Waffen eingesammelt. Mr Pendleton lässt melden, dass der Transporter geschleppt werden muss. Er braucht vonuns Zimmerleute und Werkzeug, um eine Notbesegelung zu errichten.«
Leise fügte er hinzu: »Er lässt ausrichten, dass der Major ein ganz arroganter Lord ist.«
Sven schmunzelte und nickte. Er sah dem Lord entgegen, der auf ihn zutrat. »Willkommen an Bord, Herr Major, Herr Leutnant. Ich bin Sven Larsson, Kapitän der Sloop Enterprise der amerikanischen Flotte. Wir werden Sie und Ihre Mannschaften nach Saint Domingue bringen, wo die Franzosen Sie internieren werden, bis Sie ausgetauscht werden. Sie können Ihr Ehrenwort geben, nichts gegen dieses Schiff und seine Besatzung zu unternehmen. Dann werden Sie sich tagsüber frei an Bord bewegen können. Falls nicht, werden Sie in Ihrer Kammer arretiert werden.«
»Ich protestiere! Ich bin Lord Wethersby und habe das Recht, als Lord behandelt zu werden.«
Sven reagierte gelassen. »Ob Sie ein gefangener Major sind oder ein gefangener Lord, macht für uns keinen Unterschied, Mylord. Wenn Sie sich an die Vorschriften halten, werden wir Sie fair behandeln, den Major wie den Leutnant. Wollen Sie nun Ihr Wort geben oder nicht?«
»Ich gebe mein Wort«, erwiderte Lord Wethersby verärgert. »Ich auch«, fügte Leutnant Wenders hinzu.
»Gut! Dann wird Ihnen unser Schiffsjunge jetzt die Kammer von Leutnant Trumbull zeigen. Sie werden Sie sich teilen müssen. Wir sind sehr beengt.«
»Was?«, empörte sich der Lord. »Ich soll meine Kammer mit einem Untergebenen teilen?«
»Sie können auch an Deck schlafen, aber das kann sehr ungemütlich werden. So, und jetzt nehmen Sie die Kammer oder warten Sie hier an dieser Stelle, bis ich wieder Zeit für Sie habe. Ich muss mich jetzt darum kümmern, dass unsere Schiffe in einen Hafen kommen.«
Es dauerte eine gute Stunde, bis der Transporter von der Enterprise geschleppt werden konnte, und mehr als drei Stunden, bis ein Notsegel errichtet war. Leutnant Pendleton hatte dafür gesorgt, dass amAchterdeck des Truppentransporters geladene Drehbassen angebracht waren, dass die Zugänge zu den Räumen für die Briten vernagelt und alle Waffen weggeschlossen waren.
Sein Maat kam zu ihm. »Sir, unter den britischen Matrosen sind zwei, die in unsere Dienste treten möchten. Sie sind mehr oder weniger auf das Schiff gepresst worden und würden gern später in einer unserer Kolonien leben. Sie berichten, dass auch unter den Soldaten mehrere nur widerwillig der britischen
Weitere Kostenlose Bücher