Sven Larsson Bd. 2 - Unter der Flagge der Freiheit
aufmerksam und erwartete einige Hinweise auf Amüsierlokale, aber darüber sagte Mr Adams nichts, sondern sprach über den Verladehafen. Als ob es Trumbull interessierte, dass hier Zucker und jetzt auch Kaffee verschifft wurden.
Als Mr Adams fertig war, sprach er Trumbull an: »Na, Samuel. Das ist doch mal eine richtige Stadt, nicht so ein kleines Nest wie Brunswick.«
»Cape Francois ist ja auch um einiges älter. Aber so groß wie Philadelphia ist es nicht.«
»Na, für dich werden die Huren hier schon reichen.«
Auch die Mannschaften konnten den Landgang kaum erwarten, aber Sven wollte erst das Gespräch mit dem Agenten führen. Er kam und wurde mit allen Ehren an Bord der Enterprise empfangen. Doch Sven merkte schon nach wenigen Worten, wie unsympathisch ihm der Mann war. Er schickte Martin, um Leutnant Bauer zu holen, denn der war geduldiger mit solchen Kleinigkeitskrämern.
Karl Bauer ging dann auch ruhig mit dem Agenten alle Listen durch, versprach, dass hinter allen Namen und Gütern das Datum der Kaperung nachgetragen und dass eine neue Liste für den Internierungsbeamten angefertigt werde. Dann erst rückte der Agent mit einer Neuigkeit heraus, die Sven wirklich interessierte.
»Sie wissen vielleicht schon, Kapitän Larsson, dass der amerikanische Lugger Surprise auf einer Kaperfahrt von Dünkirchen aus Anfang Mai im Kanal mehrere Prisen gekapert und nach Dünkirchen eingebracht hat. Die britische Regierung hat dagegen so massiv protestiert, dass die französischen Behörden den Kapitän unter Arrest nahmen. Sie sympathisieren zwar mit uns, aber juristisch müssten sie neutral bleiben. Nun, inzwischen hat die französische Regierung entschieden, den Kapitän freizulassen und den Verkauf von Prisen nicht zu behindern.«
»Das ist mal eine gute Nachricht!«, schaltete sich nun auch Sven ein. »Glauben Sie denn, dass wir hier Interessenten für die Schiffe finden?«
Der Agent zelebrierte erst wieder ein kleines Theaterstück mit Kopfwiegen, Augenschließen, Händereiben und Räuspern, ehe er damit herausrückte, dass der Truppentransporter ohne gründliche Reparatur, die hier kaum möglich sei, nicht viel bringen werde, dass aber die Waren für die Plantagen sehr gefragt seien und auch dieser Transporter einen guten Preis erwarten ließ. Das Schiff mit dem Pulver und den Waffen sollte er aber nach den Empfehlungen des Kongresses in einen amerikanischen Hafen bringen.
Nun diskutierten sie alle drei über die letzten Nachrichten über britischeKriegsschiffe und über ein mögliches Geleit durch Amerikaner. Der Agent konnte keine Hoffnung auf ein amerikanisches Kriegsschiff machen, aber er wusste von einer amerikanischen Brigg in Port de Paix, die auf eine Gelegenheit zur gemeinsamen Rückreise warte. »Ich kann sofort einen Boten schicken, und das ist doch bei kleineren Gegnern ein gewisser Schutz. Die Brigg hat acht Sechspfünder.«
Sven und Karl entschieden sich, dass sie den Pulvertransporter mit dreißig Mann nach Savannah oder Charleston schicken wollten. »Wir haben mit den letzten beiden Prisen neunzehn Mann, die in unsere Dienste treten wollen. Da können wir die Prisenmannschaft schon entbehren«, äußerte sich Karl.
Sven bestand aber darauf, dass die Überläufer alle an Bord der Enterprise dienen sollten. »Als Prisenmannschaft nehmen wir nur unsere eigenen Leute, und für die Neuen gibt es hier noch keinen Ausgang. Erkläre ihnen das!«
Ob sie die Erklärung akzeptierten oder nicht, sie sahen jedenfalls sehr neidisch auf die Matrosen, die nachts grölend auf die Enterprise zurückkehrten und am nächsten Tag von ihren Abenteuern schwärmten.
Am zweiten Tag lief der Pulvertransporter aus, um sich mit der Brigg zu treffen. Viele gute Wünsche begleiteten ihn, denn er würde in der Heimat das meiste Geld einbringen. Am dritten Tag segelte dann die Enterprise , um in Richtung Mona-Passage und vor Saint Eustatius nach britischen Kapern oder kleineren Kriegsschiffen zu suchen. »Danach werden wir erst vor der Florida-Straße aufklären und dann in Richtung Gibraltar segeln«, verriet Sven den Offizieren.
Wochen ermüdenden Drills lagen hinter der Mannschaft. Sie hatten in der Nähe von Saint Eustatius einen britischen Kaper auf die Klippen gejagt und dann verbrannt. Sie hatten auch einen Salztransporter nach Martinique geschickt. Aber sonst war ihnen nur Drill geblieben, im-
mer wieder Drill. Nur sonntags hatten sie ihre Hobbys ausleben können, meist
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